Bauchgeburt ist auch Geburt! In diesem Artikel sprechen Hebamme Kerstin Lüking und Reporterin Dorothee Dahinden über den Kaiserschnitt. Sie thematisieren Gefühle, wie Versagen, Angst und Traurigkeit und geben Tipps für das Wochenbett nach einer Bauchgeburt.
Kaiserschnitt – dieses Thema liegt uns sehr am Herzen. Denn wir wissen von vielen Frauen, die mit ihrer Bauchgeburt sehr gehadert haben. Die danach enttäuscht, verzweifelt, traurig, verletzt waren. Denn eigentlich war das doch ganz anders „geplant“. Gedanken, die ich, Doro, nur zu gut kenne. Ich habe lange gebraucht, um meinen ersten Kaiserschnitt so anzunehmen. Ich habe mich die Wochen danach als „Versagerin“ gefühlt. Denn schließlich wollte mein Körper nicht so, wie ich das wollte. Wie das doch bei so vielen anderen klappt: spontan. Auf dem „normalen“ Weg! Mir tat der Kaiserschnitt doppelt weh – die Narbe am Körper, der „Schnitt“ auch im Herzen.
Kerstin Lüking und Dorothee Dahinden, unsere Expertinnen von MutterKutter (© Anne Seliger)
Ich kam mir vor, als wäre ich keine „richtige Mutter“
Ich wusste, dass ich die Geburt meines ersten Kindes in der Natur womöglich nicht überlebt hätte. Ich wusste, dass der Kaiserschnitt notwendig war. Und dennoch überrollten mich diese negativen Gefühle. Ich warf mir vor, dass ich mein Kind nicht einfach so easy aus dem Beistell-Bett nehmen und durch die Gegend tragen konnte wie mein Mann. Ich warf mir vor, keine „richtige Mutter“ zu sein. Mich überrollten die Gefühle. Ich schwebte zwischen Glück und Blues. Zwischen purer Euphorie und Angst. Zwischen Liebe und Selbstvorwürfen. Erst der zweite Kaiserschnitt, bei dem ich eine spontane Geburt bis zu den Presswehen miterleben durfte, hat mich versöhnt! Damals konnte ich mich und meinen Körper dann annehmen – ich wusste, dass das „der Weg“ ins Leben meines Kindes war. Dass ich alles gegeben hatte. Irgendwann konnte ich den Satz unterschreiben: Auch Bauchgeburt ist Geburt. Ich bin genauso Mama wie alle anderen auch. Ich habe ein Kind geboren. Egal, wie und wo es rausgekommen ist.
Mama Sophie erzählt uns ihre berührende Geschichte:
Und genau das ist ein Weg. Ein Weg, den jetzt auch Mama Sophie geht. Sie heißt in Wirklichkeit anders, aber wir dürfen anonym ihre Kaiserschnitt-Geschichte erzählen. Ihre Bauchgeburt hat uns sehr berührt. Sie erzählt eindringlich von der Geburt ihres Kindes und zeigt auf: jede Geburt ist anders. Auch jeder Kaiserschnitt! Ihnen als Leser*innen möchten wir damit zeigen: Sie sind nicht alleine! Nach dem Interview wird Ihnen meine Kollegin und Freundin, Hebamme Kerstin Lüking, noch einige Tipps mit auf den Weg geben!
Liebe Sophie, du hattest eine Bauchgeburt – kannst du uns einmal mitnehmen in deine Geburtsgeschichte, sprich: War der Kaiserschnitt geplant? Warum musste er gemacht werden? Wie ging es dir unter der Geburt?
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich eine Wassergeburt im Hebammen-Kreißsaal erlebt! Blöderweise hatte ich zum Ende der Schwangerschaft hin so schlechte Blutgerinnungswerte und keine Behandlung hat angeschlagen, sodass sich alle Ärzte einig waren: Unser Kind muss drei Wochen vor dem Entbindungstermin per Kaiserschnitt in Vollnarkose geholt werden. Vollnarkose! Mir brach das Herz bei der Vorstellung, den ersten Schrei, die ersten Lebensstunden unseres Kindes zu verpassen oder beim Bonding völlig benommen zu sein. Aber ich hatte keine andere Wahl.
Am Tag des Kaiserschnitts kam der Oberarzt und erklärte nebenbei: „Sie werden jetzt dann für die Sectio vorbereitet. Ach ja, wir haben im Moment leider keinen Platz auf der Wochenbettstation. Sie müssten also so lange im OP bleiben, bis eine Frau entlassen wird. Und auf der Neonatologie haben wir leider auch keinen Platz. Wenn ihr Sohn also Unterstützung braucht, müssten wir ihn ohne Sie verlegen.“ Ich hatte das Gefühl, in einem Albtraum gefangen zu sein: Beim Gedanken, aus einer Narkose aufzuwachen, mein Baby nicht bei mir, bekam ich Panik. So ließen wir uns ins nächstgelegene Krankenhaus überweisen. Wenig später hing ich dort im OP-Hemd an der Infusion, da wurde der Kaiserschnitt plötzlich abgeblasen: Man wollte nichts überstürzen und noch zwei Tage warten, bis die entsprechenden Spezialisten vor Ort sind! Also wieder nach Hause.
Ich habe meinem Baby im Bauch liebevoll zugeredet!
Am Sonntagmorgen sind mein Mann und ich in aller Frühe aufgestanden. Unter der Dusche habe ich unter Tränen wieder meinen Bauch gestreichelt und versucht, dem kleinen Zwerg zu erklären, was heute passieren wird: „Du wirst heute auf die Welt geholt, kleiner Schatz. Es tut mir leid, dass du einfach so aus deinem gemütlichen Zuhause geholt wirst. Es wird zuerst ganz hell und kalt sein, und ich kann leider nicht direkt bei dir sein. Aber Papa wird auf dich warten und mit dir kuscheln. Und ich werde alles tun, um schnell bei dir zu sein. Es tut mir so leid. Ich hoffe, dass du dich nicht von deiner Mama alleingelassen fühlst. Wir lieben dich so sehr...!“
„Bitte holen Sie mich schnell zurück, damit ich zu meinem Sohn kann.“
Im Uniklinikum wurde ich schnell für den OP bereitgemacht. Mir war schlecht, mir war kalt. Ich hatte Angst. Wir warteten und warteten. Bis irgendwann die Oberärztin kam, um zu erklären, dass man den Kaiserschnitt ein zweites Mal verschieben müsste, weil wichtige Blutkonserven fehlten. Ich wusste nicht, ob ich lachen, schreien oder heulen sollte. All die Aufregung, und nun wieder – warten. Drei Tage später war es dann soweit. Wieder schlüpfte ich in das wohlbekannte OP-Hemd, zog die Netzhaube und die Strümpfe an. Und täglich grüßt das Murmeltier. Meine Hände waren von all den Infusionsnadeln inzwischen verstochen und ganz blau. An diesem Punkt war ich so müde von all dem Hin und Her, dass ich schon gar keine Aufregung oder Angst mehr spüren konnte.
Als ich im OP auf der kalten OP-Pritsche lag und festgeschnallt wurde, habe ich zum Anästhesisten gesagt: „Bitte holen Sie mich schnell zurück, damit ich zu meinem Sohn kann. Bitte beamen Sie mich nicht so weg, dass ich den ganzen Tag nur schlafe.“ Er hat genickt. Dann haben Sie mir am Bauch die Stelle eingezeichnet, wo später der Schnitt gesetzt würde. Und schon jagte man mir das Narkosemittel durch die Venen. In diesem Moment beherzigte ich den Rat meiner Hebamme: Beim Einschlafen nahm ich all meine Kraft zusammen, um mir vorzustellen, wie mein Mann unser kleines Baby schon bald im Arm halten würde. Wie schön es wäre, das Kleine endlich kennenzulernen! Dann war ich ausgeknockt.
Ich weinte vor lauter Erleichterung!
Ich erinnere mich dunkel, dass ich später auf dem Korridor im Krankenhaus wieder zu mir kam – zitternd und fröstelnd. Ich habe mit aller Kraft gekämpft, um zu Bewusstsein zu kommen. Man schob mich in ein Zimmer und da saß mein Mann mit einem kleinen Bündel im Arm. Ich war unendlich erleichtert. Meine Zunge wollte mir nicht recht gehorchen, also lallte ich durch den Narkosenebel: „Ist er gesund?“ Das war er! Ich weinte vor lauter Erleichterung. Und dann durfte ich endlich, endlich unseren kleinen Menschen an die Brust nehmen. Mein Mann musste mich stützen, weil ich noch so schwach und benommen war. Aber ich weiß noch, wie überwältigt ich war.
Dorothee Dahinden, unsere Expertin von MutterKutter (© Anne Seliger)
Ich, Doro, hatte vor allem mit meinem ersten Kaiserschnitt zu "kämpfen". Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich versagt habe. Das hat lange nachgehallt. Der zweite hat mich dann irgendwann versöhnt – wie ging es dir danach? Welche Gefühle hattest du? Und was hat dir dann geholfen?
Ich kenne das Gefühl, versagt zu haben, so gut! In den ersten Wochen nach dem Kaiserschnitt habe ich oft gedacht, dass mein Körper unserem Kind und mir die Erfahrung einer natürlichen Geburt nicht hat geben können. Am Anfang konnte ich nicht einmal davon sprechen, dass ich "geboren" oder "entbunden" habe. In meinem Empfinden war mir einfach unser Kind aus dem Bauch geschnitten worden, während ich ausgeknockt auf der OP-Pritsche lag. Was mir sehr geholfen hat, waren Gespräche mit meinem Mann. Und dass wir uns vor dem Kaiserschnitt in Vollnarkose dafür stark gemacht haben, dass der Papa sofort nach der Erstuntersuchung zu unserem Baby kann. Das hat mir zumindest die Sicherheit gegeben, dass sich unser Sohn nicht alleine gelassen fühlen muss.
Wir haben den ersten Schrei auf Video!
Und wir konnten das Klinik-Team überzeugen, den Moment per Video aufzunehmen, in dem unser Baby aus dem Bauch gehoben und geboren wurde: der erste Schrei! Im Hintergrund haben sie ein Stativ aufgestellt, damit ich im Nachhinein sehen konnte, wie mein Mann den Kleinen in Empfang genommen hat und mit ihm kuscheln konnte, bis ich wieder bei Bewusstsein war.
Und ich konnte mein erstes Zusammentreffen mit unserem Sohn, bei dem ich ja noch recht benommen war, im Nachhinein nochmal ansehen. Das hat mir enorm bei der Verarbeitung geholfen. Es hat mich sehr erleichtert, als ich auf dem Video sehen konnte, wie vorsichtig unser Kind aus dem Bauch gehoben wurde – da war gar nichts mit herausreißen! Es tat mir unendlich gut, das Bonding nochmal nachzuerleben, meine Gedächtnislücken zu füllen und zu spüren: Ich war in diesem Moment zwar geistig noch nicht ganz bei mir, aber die ganze Gefühlswucht für unser Kind konnte sich trotzdem den Weg durch den Narkosenebel bahnen!
„Ja, ich bin dankbar. Aber es ist eben nicht egal, wie man entbindet.“
Wie hat dein Umfeld reagiert danach? Oft beschwichtigen ja die Menschen, zum Beispiel: "Hauptsache gesund!" – das fand ich richtig ätzend. Wie erging es dir?
Weil die Situation doch ziemlich bedrohlich klang, waren meine Familie und Freunde einfach nur erleichtert, dass der Kleine und ich gesund waren, zusammenbleiben konnten und das Ganze gut überstanden hatten. Ich durfte im Wochenbett viel Unterstützung erfahren, das tat gut.
Aber wenn Außenstehende, die die Vorgeschichte nicht kennen, z.B. eine Sprechstundenhilfe beim Kinderarzt oder Bekannte, davon hören, dass ich einen Kaiserschnitt hatte, erntete ich fragende Blicke, gerümpfte Nasen, hochgezogene Augenbrauen: Wieder so eine, die den Schmerzen entgehen will (im Ernst?!), sich die Figur nicht versauen möchte oder was auch immer, schienen sie still zu sagen. Man wird in Erklärungsnot gebracht. Und wenn ich dann die medizinische Notwendigkeit erzählte und beschrieben habe, wie traurig ich darüber bin, dass mir eine natürliche Geburt verwehrt geblieben ist, hieß es jedes Mal: "Das ist doch nicht wichtig. In so einem Fall muss man doch einfach nur dankbar sein, dass es dir und dem Baby gut geht." Ja, ich bin dankbar. Aber es ist eben nicht egal, wie man entbindet.
„Es ist schlimm, wenn man die ersten Stunden im Leben des eigenen Kindes verpasst.“
Meine Schwägerin bekam acht Wochen nach mir ein Baby. Da lief alles super, sie konnte „natürlich“ gebären und danach gleich nach Hause gehen. Als ich das Foto von ihr, erschöpft und glücklich, mit dem frisch entbundenen Baby an der Brust und dem stolzen Papa daneben in unserer Familiengruppe sah, habe ich mich natürlich für sie gefreut. Aber es hat mir nochmal schmerzlich vor Augen geführt, was ich verpasst habe. Dieser Moment war uns als Familie verwehrt geblieben und kommt nie mehr zurück. Es ist schlimm, wenn man die ersten Stunden im Leben des eigenen Kindes verpasst. Und diese Trauer und Enttäuschung müssen ihren Platz haben dürfen!
Was bedeutet die Narbe für dich?
Am Anfang fühlte sie sich sehr fremd an, der Bereich war ja auch lange taub. Die Narbenpflege hat mein Mann übernommen, weil ich mich einfach nicht dazu durchringen konnte, "das Ding" zu berühren. Zu sehr hat es mich anfangs an all das erinnert, was ich betrauere. Irgendwann meinte mein Mann, dass er die Narbe sehr mag, weil sie ihn immer an dieses kleine Wunder erinnern wird, das da herausgekommen ist. Das hat mich ein Stück weit versöhnt. Jetzt nach einem Jahr fällt sie mir kaum noch auf.
Hast du einen Tipp an alle, die eine Bauchgeburt hinter sich haben?
Am wichtigsten finde ich: sich Zeit lassen und sich diese widersprüchlichen Gefühle zugestehen. Du darfst das große Glück über dieses kleine Wunder verspüren und gleichzeitig traurig und enttäuscht sein über das Verpasste, weil du dir ein anderes Geburtserlebnis gewünscht hättest. Lass dir unbedingt im Alltag helfen und übernimm dich körperlich nicht, auch wenn es schwerfallen mag!
Kerstin Lüking, Hebamme (© Anne Seliger)
Sophies Geschichte ist ein Paradebeispiel dafür, wie es eigentlich nicht laufen sollte!
Beim ersten Durchlesen von Sophies Geburtsbericht läuft mir, Kerstin, ein Schauer über den Nacken. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie es eigentlich nicht laufen sollte. Natürlich kommen einem sofort solche Fragen in den Sinn, wie: Warum Vollnarkose? Warum dieses Hin-und Her mit dem Termin? Warum muss eine frisch operierte Frau auf dem Klinikflur aufwachen? Warum musste es eine Uniklinik sein? Wurde eine Zweit- oder Drittmeinung eingeholt? Wieso wurde die Schnittführung eingezeichnet?
Beim Durchlesen solcher Texte ist es immer wichtig, dass Dinge hinterfragt werden, da sie sonst eine eher abschreckende Wirkung haben und suggerieren: Der Kaiserschnitt ist etwas Böses!
Aus meiner Hebammensicht: Deshalb musste Sophie einen Kaiserschnitt bekommen!
Sophie hat uns im Nachhinein erzählt, dass sie unter einer Thrombozytopenie leidet, was im Klartext bedeutet, dass sie zu wenig Blutplättchen hat, die für die Blutstillung zuständig sind. Leidet man nun also unter einem Mangel, kann es zu einem Verbluten kommen, wenn nicht sofort eine Thrombozyten-Transfusion erfolgt. Da es sich bei Sophie um eine Erkrankung handelt, die in der Familie gehäuft vorkommt, war es ungewiss, ob auch das ungeborene Kind davon betroffen ist. Starke Wehen oder auch die Durchführung einer Saugglockengeburt hätten beim Baby zu Blutungen im Gehirn führen können, so dass der geplante Kaiserschnitt unabdingbar war. Die Durchführung einer PDA war ebenfalls nicht möglich, da es, aufgrund des Thrombozytenmangels, zu Einblutungen in den Spinalkanal hätte kommen können. Die Durchführung der geplanten Sectio in Vollnarkose hatte somit seine absolute Berechtigung, da es bei einer spontanen Geburt, einen tödlichen Ausgang für Mutter und Kind hätte geben können.
Ich verstehe die Gefühle von betroffenen Müttern absolut!
Natürlich weiß ich, dass gerade für die betroffene Mutter eine Welt zusammenbricht, wenn es keine weitere Option für den Geburtsausgang gibt. Und natürlich trösten einen die Worte, wie: „Hauptsache sie und ihr Kind überleben das hier alles!“ überhaupt nicht. Ich empfinde sie fast als übergriffig, weil eine Trauer, die eine Frau in dieser Situation erlebt, überhaupt nicht für existent befunden wird. Jemand anderes entscheidet darüber, dass ich gefälligst glücklich und bitte auf Knopfdruck mit der Situation meinen Frieden schließen soll.
Den Umstand, dass Sophie zwei Mal die OP abgesagt wurde, empfinde ich als extrem schwierig. Es ist ein absoluter Nervenkitzel für jede*n Patient*in, der kurz vor einer OP steht. Sophies Erlebnis ist in diesem Punkt unverzeihlich und ich empfehle immer solche Erlebnisse im Nachhinein mit dem Klinikpersonal oder der Leitung zu thematisieren. Ebenso das Aufwachen auf dem Flur ist ein “No Go!“ und sollte so nicht vorkommen. Sophie hat jedoch für eine sehr wichtige Sache im Vorfeld gesorgt, nämlich die Aufstellung der Kamera im OP. Es hat ihr im Nachhinein geholfen, den Filmriss, der durch die Vollnarkose erfolgte, wenigstens teilweise zu schließen.
So können Sie sich auf einen Kaiserschnitt vorbereiten:
Wenn ich gefragt werde, ob man sich auf einen Kaiserschnitt vorbereiten kann, wird dieses immer von mir bejaht. Wichtig ist eine ordentliche Aufklärung über die Vorgänge durch das Klinik-Personal. Im besten Fall auch über die eigene Hebamme, die meist mehr Zeit für ein tiefergehendes Gespräch hat.
Es sollten alle Schritte genau erklärt werden. Angefangen bei den Vorbereitungen, dem Aussehen des OP‘s – und den Fragen: Welche Menschen werden anwesend sein und welche Funktionen haben sie. Welche Risiken kann eine OP mit sich bringen, wie wird die OP genau durchgeführt, welche Schmerzmittel bekomme ich, wann werde ich wieder aufstehen können, wie pflege ich meine Narbe?
Wenn ich aufgeklärt bin, mir die Räumlichkeiten und auch ein kleiner Teil des Personals bekannt ist und eine Begleitperson anwesend sein kann, kann es besser gelingen und das Erlebnis positiver angenommen und auch verarbeitet werden.
Tipps für das Wochenbett nach einem Kaiserschnitt
Das Wochenbett nach einem Kaiserschnitt verläuft zu Beginn meistens etwas anders, als nach einer spontanen Geburt. Die Bewegung ist für die ersten Tage oft eingeschränkter, die Seitenlage ist oft noch nicht möglich, daher werden die verschiedenen Stillpositionen erschwert. Die Wundheilung ist gelegentlich verzögert, da sich die noch überlappende ausgedehnte Haut übereinanderlegt, was die Luftzirkulation und das Abheilen verzögern kann. Der Wochenfluss ist in der Regel nicht so stark ausgeprägt, wie nach einer spontanen Geburt, da die Wunde unter der OP abgesaugt wurde.
Ich möchte aber auch Mut machen! Ich habe viele Frauen nach einem Kaiserschnitt erlebt, die schnell wieder auf den Beinen waren. Die OP-Technik nach Misgav-Ladach, bei der wenig geschnitten und das Gewebe vorzugsweise gedehnt wird, macht es möglich, dass die Frauen sehr schnell wieder mobil werden. Selbstauflösendes Fadenmaterial ist heute gängig und wird in der Regel gut vertragen.
Grundsätzlich gilt für alle Frauen im Wochenbett: Ruhe und Schonung. Leichte Mobilisation, viel Schlaf, gutes ballaststoffreiches Essen, kein schweres Heben, eine liebevolle Zuwendung durch Familienmitglieder, eine Haushaltshilfe oder Freunde, die Möglichkeit über das Geburtserlebnis sprechen zu können, vorsichtiges Aufstehen aus dem Bett oder das Festhalten des Bauches bei Positionswechseln, sind nur einige Beispiele für eine Erleichterung der Situation.
Ich empfehle den Besuch bei einer*m Osteopath*in!
Der Körper braucht Zeit, um sich regenerieren zu dürfen und erfahrungsgemäß geht es vielen Frauen zwei Wochen nach einer spontanen Geburt und auch nach einem Kaiserschnitt viel besser. Ich empfehle grundsätzlich immer nach Geburten, dass sich die Frauen von einer/m Osteopath/in begleiten lassen, da sich meist durch die Schwangerschaft Veränderungen in der Gewebestruktur eingeschlichen haben, die zu Muskel- oder Gelenkschmerzen führen. Um Verklebungen im Bindegewebe zu lösen, die durch die OP entstanden sind, empfehle ich bei einer abgeheilten Wunde mit einer Narben-Massage zu beginnen. Erfahrungsgemäß verblassen nach einiger Zeit die Geburtserlebnisse, so dass es hilfreich sein kann, alles zeitnah aufzuschreiben. So hat man zu einem späteren Zeitpunkt immer wieder die Möglichkeit, auch mit Hilfe einer Psycholog/in, alles aufarbeiten zu können. Viele Frauen holt das Geburtsgeschehen spätestens bei einer weiteren Schwangerschaft wieder ein.