Der kleine Ritter Trenk und fast das ganze Leben im Mittelalter / Der kleine Ritter Trenk Bd.4
Ein Ritterabenteuer mit ziemlich viel Sachwissen
Das Lesebuch “Der kleine Ritter Trenk und fast das ganze Leben im Mittelalter“ von Kirsten Boie aus dem Oetinger Verlag verrät kleinen Ritterfans ab 5 Jahren, wie das Leben im Mittelalter war. Wie musste man sich bei Tisch benehmen? Und welche Waffen trugen...
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Produktinformationen zu „Der kleine Ritter Trenk und fast das ganze Leben im Mittelalter / Der kleine Ritter Trenk Bd.4 “
Das Lesebuch “Der kleine Ritter Trenk und fast das ganze Leben im Mittelalter“ von Kirsten Boie aus dem Oetinger Verlag verrät kleinen Ritterfans ab 5 Jahren, wie das Leben im Mittelalter war. Wie musste man sich bei Tisch benehmen? Und welche Waffen trugen die Ritter? Nach jeder Geschichte mit dem kleinen Ritter und seiner Freundin Thekla kommt ein spannender Sachteil mit tollem Wissen über eine vergangene Zeit. Wird der böse Ritter Wertold es schaffen, die Drachenfamilie zu jagen? Oder können die Freunde sie vorher retten? Finden Sie es mit Ihrem Schatz auf den 272 bebilderten Seiten des großen Lesebuches “Der kleine Ritter Trenk und fast das ganze Leben im Mittelalter“ aus dem Oetinger Verlag heraus.
HALBLN
Lese-Probe zu „Der kleine Ritter Trenk und fast das ganze Leben im Mittelalter / Der kleine Ritter Trenk Bd.4 “
Der kleine Ritter Trenk und fast das ganze Leben im Mittelalter von Kirsten Boie6. Kapitel,
in dem Heinrich Hammerschlag befreit wird und der Knappe Thekelhard Trenk sein Schwert Drachentöter bringt
... mehr
»Thekla!«, flüsterte Trenk, und: »Psssst!«, flüsterte Thekla, und dabei hob sie Ferkelchen vom Pferd,
und du kannst dir ja vorstellen, wie vergnügt es um Trenks Füße herumschnüffelte.
Vorne auf der Straße waren die Mannen inzwischen auf ihre Pferde gestiegen. Aber noch bevor sie losreiten und Meister Heinrich dabei am Strick hinter sich herzerren konnten, hörte Trenk ein »Plopp!«, das kannte er gut, und dann sank auch schon mit einem erstaunten Gesicht der Erste der beiden Mannen auf dem Hals seines Pferdes zusammen, und der Strick fiel ihm dabei aus der Hand.
»Ha!«, flüsterte Trenk, aber da machte es schon wieder »Plopp!«, und jetzt sank auch der Zweite von Wertolts Kerlen seinem Pferd auf den Hals, und das tat einen erschrockenen Satz und galoppierte hast-du-nicht-gesehen, kantapper, kantapper die Dorfstraße entlang und hinaus aus dem Dorf; und das andere Pferd galoppierte hinter ihm her.
»Thekla!«, flüsterte Trenk, denn jetzt war es ja klar, dass seine nicht ganz echte Cousine die beiden mit ihrer Erbsenschleuder getroffen hatte; immerhin war sie die beste Erbsenschleuderschützin der Welt und zielte so gut, dass sie eine Fliege an der Wand auf hundert Meter traf, da waren zwei dumme Mannen auf einer Dorfstraße doch ein einfaches Ziel für sie.
Aber als Trenk ihr jetzt vor Freude und Dankbarkeit um den Hals fallen wollte (was vielleicht ein bisschen schwierig geworden wäre weil sie doch oben auf dem Pferd saß und er stand unten auf dem
Boden, und außerdem war es ihm vielleicht auch ein bisschen peinlich), da war sie schon verschwunden, und er hörte nur noch den Hufschlag im Wald verklingen. Und darüber nachzudenken, was das denn nun sollte, blieb ihm keine Zeit, denn jetzt fiel stattdessen Hartwig ihm um den Hals.
»Trenk Tausendschlag, ich wusste, dass du uns helfen würdest!«, rief er dabei und klopfte Trenk auf den Rücken wie verrückt. »Noch niemals hast du irgendwen enttäuscht, der dich um Hilfe gebeten hat! Ich danke dir, ich danke dir!«
Und bevor Trenk ihm noch sagen konnte, dass er die Mannen doch gar nicht vertrieben hatte, lief Hartwig auch schon los, um seinen Meister von den Fesseln zu befreien.
Aber Hartwig hätte sich gar nicht so beeilen müssen, denn inzwischen strömten aus allen Häusern die Bauern, und längst hatte einer von ihnen dem Schmied die Fesseln durchtrennt. Und als Trenk jetzt hinter seiner Kate herauskam und eigentlich nur sein Pferd holen wollte, um nun doch endlich in die Stadt zum Bader zu reiten - denn im Dorf war seine Aufgabe jetzt ja eigentlich erledigt, aber auf der Burg grummelte bestimmt noch immer der Bauch von Ritter Hans -, da warfen die Bauern ihre Mützen in die Luft, und die Frauen jubelten und die Kinder ließen ihre Murmeln liegen oder womit sie sonst so gespielt hatten und rannten zu ihm hin und zupften an seinem Kittel.
»Juhu, Trenk Tausendschlag hat den Schmied befreit!«, riefen sie. »Trenk Tausendschlag ist unser Beschützer!«
»Nein!«, rief Trenk. »Nein ich habe eigentlich gar nicht ... Ich bin ...«
Aber in diesem Augenblick war nun schon zum dritten Mal das Hufgetrappel zu hören, und dann kam Thekla im leichten Trab ins Dorf geritten, und vor der Schmiede hielt sie an.
»Trenk Tausendschlag!«, rief jetzt auch sie, und Trenk hörte gleich, dass sie versuchte, ihre Stimme tiefer klingen zu lassen, wie eine Jungsstimme ungefähr. Schließlich hatte sie ja seine Sachen an. »Mein guter Freund Trenk Tausendschlag, wie schön, dich hier wieder zu treffen!«
Na, das hatte sie ja eigentlich gerade eben schon getan, aber Trenk war natürlich schlau genug, um zu verstehen: Sie wollte gar nicht, dass irgendwer davon wusste.
Da sahen auch die Bauern alle zu ihr hin, und an ihren überraschten Gesichtern konnte jeder erkennen, dass sie sich jetzt fragten, wer denn dieser merkwürdige Page sein konnte.
»Thek ...!«, rief Trenk, aber da warf Thekla ihm einen so bösen Blick zu, dass er sofort wieder still war. Eigentlich wusste er ja, dass Thekla deshalb nicht erkannt werden wollte, weil sie das als Mädchen doch eigentlich alles gar nicht durfte: reiten wie ein Junge und sich anziehen wie ein Junge und mit der Schleuder schießen.
»Junger Herr, Ihr kennt unseren Helden hier?«, rief da Heinrich der Schmied ihr zu und löste sich eilig aus der Menge, die um ihn herumstand und ihm die Hand schüttelte und ihm begeistert auf den Rücken klopfte, weil er jetzt wieder frei war; vor allem aber, weil er so stolz und tapfer gewesen war und Wertolt kein Schwert geschmiedet hatte: Denn den finsteren Ritter mochten sie alle nicht.
»Junger Herr, Ihr kommt zur rechten Zeit! Gerade eben hat dieser Page Trenk mich ganz allein vor Wertolts Mannen gerettet, die mich auf der Burg in den Kerker werfen wollten! Darum ein Hoch! Ein Hoch auf den mutigen Trenk Tausendschlag!«
Und: »Hoch! Hoch! Hoch!«, riefen die Bauern.
Da sprang Thekla von ihrem Pferd. »Ja, ist denn das zu glauben!«, sagte sie und lächelte den Schmied freundlich an. »Ganz alleine hat er das getan? Einen tapfereren Pagen als Trenk Tausendschlag habe ich wahrhaftig noch niemals gesehen!«
Und dabei sah sie Trenk immer so an, und Trenk wurde rot wie ein reifer Novemberapfel und wusste überhaupt nicht, was er sagen wollte; denn ich habe vorhin ja schon erzählt, dass er kein Angeber war, darum wollte er kein Lob, das ihm nicht zustand; aber Thekla verpetzen konnte er ja auch nicht.
»Ach, na ja«, murmelte er darum wieder, aber jetzt hatte der Schmied ihm schon seinen Arm um die Schultern gelegt.
»Nur nicht so bescheiden, Trenk Tausendschlag!«, sagte er. »Wir alle haben ja gesehen, wie du eben Wertolts Mannen verjagt hast, und glaub mir, mich macht es froh zu wissen, dass ich das Schwert Drachentöter tatsächlich dem Richtigen geschmiedet habe! Nämlich demjenigen unter den Rittern, der am würdigsten ist, es zu führen, und das bist du!« Dann sah er auf den Boden, wo Ferkelchen jetzt gerade zufrieden nach etwas Gutem zu futtern suchte. »Auch wenn dir immer dein Schwein hinterhergelaufen kommt!«, und er krauste die Stirn.
»Das finde ich aber auch!«, sagte Thekla fröhlich. »Der Würdigste unter den Rittern, das ist Trenk Tausendschlag wahrhaftig, und das hat er eben wieder bewiesen!« Und sie zwinkerte Trenk zu.
»Aber wo ist der Drachentöter denn überhaupt?«, fragte plötzlich der Schmied und sah Trenk verwirrt an. »Hast du dein Schwert gar nicht mitgebracht, als du aufgebrochen bist, mir zu helfen?«
»Das hab ich ...«, murmelte Trenk, denn dass er das Schwert auf der Burg vergessen hatte, war ihm jetzt doch ein bisschen peinlich. So was sollte einem Ritter ja eigentlich nicht passieren, schon gar nicht, wenn es ein so besonderes und wertvolles Schwert war wie der Drachentöter.
»Ja, aber was für ein Glück das war, Meister Heinrich!«, rief Thekla. Der fiel ja zum Glück immer etwas ein. »Denn wer weiß, ob der wütige Wertolt Trenk das Schwert nicht sonst doch noch mit seinen Mannen entrissen hätte! Und Trenk hat es ja außerdem auch gar nicht gebraucht, um Euch zu befreien, so was schafft ein Ritter wie er sowieso ganz ohne Schwert.«
Der Schmied nickte nachdenklich.
»Und übrigens!«, sagte Thekla, und jetzt zog sie den Drachentöter aus dem Gürtel. »Hier seht Ihr das Schwert heil und unversehrt! Denn Trenk hatte es mir grade mal ausgeliehen, weil ich dringend ein gutes Schwert brauchte in einer wichtigen Angelegenheit, aber jetzt kann er es natürlich wieder zurückhaben.«
Und damit reichte sie Trenk sein Schwert, und Trenk murmelte »Danke«, aber er sah sie nicht an dabei.
»Nun, wahrhaftig, das war großzügig von dir, Trenk Tausendschlag!«, rief der Schmied. »Einem guten Freund dein Schwert zu leihen und dich selbst ohne Schwert in Gefahr zu begeben! Aber wer ist dein Freund hier denn überhaupt, und wie ist sein Name?«
Da sah Trenk zu Thekla hin, und dann sah er zum Schmied, und weil ihm das alles so peinlich war, antwortete er, ohne nachzudenken. »Das ist doch Thek ...!«, sagte Trenk, und fast hätte er seine Schummelcousine nun doch noch verpetzt; aber da fiel ihm Thekla auch schon ins Wort.
»Thekelhard ist mein Name, Meister Schmied!«, rief sie, und sie dachte sogar wieder daran, ihre Stimme tiefer zu machen. »Thekelhard von Trutzenstein, und ich bin hierhergekommen, um in der Stadt dies und das zu erledigen und außerdem beim Herrn Bader eine Medizin zu holen, und dazu will ich jetzt auch wieder aufbrechen, wenn es recht ist.«
»Ach so«, sagte Heinrich Hammerschlag. »Ah ja! Aber willst du nicht vorher noch eine Weile bei uns bleiben und mit uns feiern, dass dein tapferer Freund Trenk Wertolts Mannen in die Flucht geschlagen hat? Die Frauen bereiten schon ein Mahl für uns vor, denn feiern kann man nie genug!«
Thekla krauste die Stirn. »Leider, leider«, sagte sie. »Meine Zeit drängt! Aber Trenk Tausendschlag hier will ja gewiss mit Euch feiern, denn der ist schließlich Euer Held!« Und sie zwinkerte Trenk zu.
Da guckte Trenk sie ganz böse an, aber der Schmied und Hartwig und die Bauern riefen alle, dass er ganz unbedingt mit ihnen feiern müsste, denn ohne ihn würden sie beim Fest keinen Bissen herunterkriegen.
»Schließlich bist du ja wirklich unser Held, wie dein Freund hier gesagt hat, nur deinetwegen ist jetzt alles wieder in Butter!«, rief Hartwig der Schmiedelehrling.
»Na bitte«, sagte Thekla vergnügt. Und inzwischen wunderst du dich bestimmt schon nicht mehr, dass sie Trenk drängte, ohne sie im Dorf zu bleiben. Immerhin war Thekla ja ein Mädchen, auch wenn sie jetzt gerade nicht so aussah und auch wenn sie mit der Erbsenschleuder besser schoss als jeder Junge im ganzen Land. Aber Mädchen durften eben nicht so einfach allein in die Stadt reiten, auch wenn sie das noch so gern wollten, darum hatte Thekla das auch noch nie getan; und darum wollte sie die Möglichkeit jetzt nicht so einfach verstreichen lassen, das kann man ja verstehen.
Und dass es da für sie gefährlich werden könnte, glaubte sie keinen Augenblick: Schließlich hatte sie ja ihre Schleuder dabei. Aber da muss ich leider sagen: Ja, wenn sie sich da mal nicht täuschte.
© Oetinger Verlag
»Thekla!«, flüsterte Trenk, und: »Psssst!«, flüsterte Thekla, und dabei hob sie Ferkelchen vom Pferd,
und du kannst dir ja vorstellen, wie vergnügt es um Trenks Füße herumschnüffelte.
Vorne auf der Straße waren die Mannen inzwischen auf ihre Pferde gestiegen. Aber noch bevor sie losreiten und Meister Heinrich dabei am Strick hinter sich herzerren konnten, hörte Trenk ein »Plopp!«, das kannte er gut, und dann sank auch schon mit einem erstaunten Gesicht der Erste der beiden Mannen auf dem Hals seines Pferdes zusammen, und der Strick fiel ihm dabei aus der Hand.
»Ha!«, flüsterte Trenk, aber da machte es schon wieder »Plopp!«, und jetzt sank auch der Zweite von Wertolts Kerlen seinem Pferd auf den Hals, und das tat einen erschrockenen Satz und galoppierte hast-du-nicht-gesehen, kantapper, kantapper die Dorfstraße entlang und hinaus aus dem Dorf; und das andere Pferd galoppierte hinter ihm her.
»Thekla!«, flüsterte Trenk, denn jetzt war es ja klar, dass seine nicht ganz echte Cousine die beiden mit ihrer Erbsenschleuder getroffen hatte; immerhin war sie die beste Erbsenschleuderschützin der Welt und zielte so gut, dass sie eine Fliege an der Wand auf hundert Meter traf, da waren zwei dumme Mannen auf einer Dorfstraße doch ein einfaches Ziel für sie.
Aber als Trenk ihr jetzt vor Freude und Dankbarkeit um den Hals fallen wollte (was vielleicht ein bisschen schwierig geworden wäre weil sie doch oben auf dem Pferd saß und er stand unten auf dem
Boden, und außerdem war es ihm vielleicht auch ein bisschen peinlich), da war sie schon verschwunden, und er hörte nur noch den Hufschlag im Wald verklingen. Und darüber nachzudenken, was das denn nun sollte, blieb ihm keine Zeit, denn jetzt fiel stattdessen Hartwig ihm um den Hals.
»Trenk Tausendschlag, ich wusste, dass du uns helfen würdest!«, rief er dabei und klopfte Trenk auf den Rücken wie verrückt. »Noch niemals hast du irgendwen enttäuscht, der dich um Hilfe gebeten hat! Ich danke dir, ich danke dir!«
Und bevor Trenk ihm noch sagen konnte, dass er die Mannen doch gar nicht vertrieben hatte, lief Hartwig auch schon los, um seinen Meister von den Fesseln zu befreien.
Aber Hartwig hätte sich gar nicht so beeilen müssen, denn inzwischen strömten aus allen Häusern die Bauern, und längst hatte einer von ihnen dem Schmied die Fesseln durchtrennt. Und als Trenk jetzt hinter seiner Kate herauskam und eigentlich nur sein Pferd holen wollte, um nun doch endlich in die Stadt zum Bader zu reiten - denn im Dorf war seine Aufgabe jetzt ja eigentlich erledigt, aber auf der Burg grummelte bestimmt noch immer der Bauch von Ritter Hans -, da warfen die Bauern ihre Mützen in die Luft, und die Frauen jubelten und die Kinder ließen ihre Murmeln liegen oder womit sie sonst so gespielt hatten und rannten zu ihm hin und zupften an seinem Kittel.
»Juhu, Trenk Tausendschlag hat den Schmied befreit!«, riefen sie. »Trenk Tausendschlag ist unser Beschützer!«
»Nein!«, rief Trenk. »Nein ich habe eigentlich gar nicht ... Ich bin ...«
Aber in diesem Augenblick war nun schon zum dritten Mal das Hufgetrappel zu hören, und dann kam Thekla im leichten Trab ins Dorf geritten, und vor der Schmiede hielt sie an.
»Trenk Tausendschlag!«, rief jetzt auch sie, und Trenk hörte gleich, dass sie versuchte, ihre Stimme tiefer klingen zu lassen, wie eine Jungsstimme ungefähr. Schließlich hatte sie ja seine Sachen an. »Mein guter Freund Trenk Tausendschlag, wie schön, dich hier wieder zu treffen!«
Na, das hatte sie ja eigentlich gerade eben schon getan, aber Trenk war natürlich schlau genug, um zu verstehen: Sie wollte gar nicht, dass irgendwer davon wusste.
Da sahen auch die Bauern alle zu ihr hin, und an ihren überraschten Gesichtern konnte jeder erkennen, dass sie sich jetzt fragten, wer denn dieser merkwürdige Page sein konnte.
»Thek ...!«, rief Trenk, aber da warf Thekla ihm einen so bösen Blick zu, dass er sofort wieder still war. Eigentlich wusste er ja, dass Thekla deshalb nicht erkannt werden wollte, weil sie das als Mädchen doch eigentlich alles gar nicht durfte: reiten wie ein Junge und sich anziehen wie ein Junge und mit der Schleuder schießen.
»Junger Herr, Ihr kennt unseren Helden hier?«, rief da Heinrich der Schmied ihr zu und löste sich eilig aus der Menge, die um ihn herumstand und ihm die Hand schüttelte und ihm begeistert auf den Rücken klopfte, weil er jetzt wieder frei war; vor allem aber, weil er so stolz und tapfer gewesen war und Wertolt kein Schwert geschmiedet hatte: Denn den finsteren Ritter mochten sie alle nicht.
»Junger Herr, Ihr kommt zur rechten Zeit! Gerade eben hat dieser Page Trenk mich ganz allein vor Wertolts Mannen gerettet, die mich auf der Burg in den Kerker werfen wollten! Darum ein Hoch! Ein Hoch auf den mutigen Trenk Tausendschlag!«
Und: »Hoch! Hoch! Hoch!«, riefen die Bauern.
Da sprang Thekla von ihrem Pferd. »Ja, ist denn das zu glauben!«, sagte sie und lächelte den Schmied freundlich an. »Ganz alleine hat er das getan? Einen tapfereren Pagen als Trenk Tausendschlag habe ich wahrhaftig noch niemals gesehen!«
Und dabei sah sie Trenk immer so an, und Trenk wurde rot wie ein reifer Novemberapfel und wusste überhaupt nicht, was er sagen wollte; denn ich habe vorhin ja schon erzählt, dass er kein Angeber war, darum wollte er kein Lob, das ihm nicht zustand; aber Thekla verpetzen konnte er ja auch nicht.
»Ach, na ja«, murmelte er darum wieder, aber jetzt hatte der Schmied ihm schon seinen Arm um die Schultern gelegt.
»Nur nicht so bescheiden, Trenk Tausendschlag!«, sagte er. »Wir alle haben ja gesehen, wie du eben Wertolts Mannen verjagt hast, und glaub mir, mich macht es froh zu wissen, dass ich das Schwert Drachentöter tatsächlich dem Richtigen geschmiedet habe! Nämlich demjenigen unter den Rittern, der am würdigsten ist, es zu führen, und das bist du!« Dann sah er auf den Boden, wo Ferkelchen jetzt gerade zufrieden nach etwas Gutem zu futtern suchte. »Auch wenn dir immer dein Schwein hinterhergelaufen kommt!«, und er krauste die Stirn.
»Das finde ich aber auch!«, sagte Thekla fröhlich. »Der Würdigste unter den Rittern, das ist Trenk Tausendschlag wahrhaftig, und das hat er eben wieder bewiesen!« Und sie zwinkerte Trenk zu.
»Aber wo ist der Drachentöter denn überhaupt?«, fragte plötzlich der Schmied und sah Trenk verwirrt an. »Hast du dein Schwert gar nicht mitgebracht, als du aufgebrochen bist, mir zu helfen?«
»Das hab ich ...«, murmelte Trenk, denn dass er das Schwert auf der Burg vergessen hatte, war ihm jetzt doch ein bisschen peinlich. So was sollte einem Ritter ja eigentlich nicht passieren, schon gar nicht, wenn es ein so besonderes und wertvolles Schwert war wie der Drachentöter.
»Ja, aber was für ein Glück das war, Meister Heinrich!«, rief Thekla. Der fiel ja zum Glück immer etwas ein. »Denn wer weiß, ob der wütige Wertolt Trenk das Schwert nicht sonst doch noch mit seinen Mannen entrissen hätte! Und Trenk hat es ja außerdem auch gar nicht gebraucht, um Euch zu befreien, so was schafft ein Ritter wie er sowieso ganz ohne Schwert.«
Der Schmied nickte nachdenklich.
»Und übrigens!«, sagte Thekla, und jetzt zog sie den Drachentöter aus dem Gürtel. »Hier seht Ihr das Schwert heil und unversehrt! Denn Trenk hatte es mir grade mal ausgeliehen, weil ich dringend ein gutes Schwert brauchte in einer wichtigen Angelegenheit, aber jetzt kann er es natürlich wieder zurückhaben.«
Und damit reichte sie Trenk sein Schwert, und Trenk murmelte »Danke«, aber er sah sie nicht an dabei.
»Nun, wahrhaftig, das war großzügig von dir, Trenk Tausendschlag!«, rief der Schmied. »Einem guten Freund dein Schwert zu leihen und dich selbst ohne Schwert in Gefahr zu begeben! Aber wer ist dein Freund hier denn überhaupt, und wie ist sein Name?«
Da sah Trenk zu Thekla hin, und dann sah er zum Schmied, und weil ihm das alles so peinlich war, antwortete er, ohne nachzudenken. »Das ist doch Thek ...!«, sagte Trenk, und fast hätte er seine Schummelcousine nun doch noch verpetzt; aber da fiel ihm Thekla auch schon ins Wort.
»Thekelhard ist mein Name, Meister Schmied!«, rief sie, und sie dachte sogar wieder daran, ihre Stimme tiefer zu machen. »Thekelhard von Trutzenstein, und ich bin hierhergekommen, um in der Stadt dies und das zu erledigen und außerdem beim Herrn Bader eine Medizin zu holen, und dazu will ich jetzt auch wieder aufbrechen, wenn es recht ist.«
»Ach so«, sagte Heinrich Hammerschlag. »Ah ja! Aber willst du nicht vorher noch eine Weile bei uns bleiben und mit uns feiern, dass dein tapferer Freund Trenk Wertolts Mannen in die Flucht geschlagen hat? Die Frauen bereiten schon ein Mahl für uns vor, denn feiern kann man nie genug!«
Thekla krauste die Stirn. »Leider, leider«, sagte sie. »Meine Zeit drängt! Aber Trenk Tausendschlag hier will ja gewiss mit Euch feiern, denn der ist schließlich Euer Held!« Und sie zwinkerte Trenk zu.
Da guckte Trenk sie ganz böse an, aber der Schmied und Hartwig und die Bauern riefen alle, dass er ganz unbedingt mit ihnen feiern müsste, denn ohne ihn würden sie beim Fest keinen Bissen herunterkriegen.
»Schließlich bist du ja wirklich unser Held, wie dein Freund hier gesagt hat, nur deinetwegen ist jetzt alles wieder in Butter!«, rief Hartwig der Schmiedelehrling.
»Na bitte«, sagte Thekla vergnügt. Und inzwischen wunderst du dich bestimmt schon nicht mehr, dass sie Trenk drängte, ohne sie im Dorf zu bleiben. Immerhin war Thekla ja ein Mädchen, auch wenn sie jetzt gerade nicht so aussah und auch wenn sie mit der Erbsenschleuder besser schoss als jeder Junge im ganzen Land. Aber Mädchen durften eben nicht so einfach allein in die Stadt reiten, auch wenn sie das noch so gern wollten, darum hatte Thekla das auch noch nie getan; und darum wollte sie die Möglichkeit jetzt nicht so einfach verstreichen lassen, das kann man ja verstehen.
Und dass es da für sie gefährlich werden könnte, glaubte sie keinen Augenblick: Schließlich hatte sie ja ihre Schleuder dabei. Aber da muss ich leider sagen: Ja, wenn sie sich da mal nicht täuschte.
© Oetinger Verlag
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Autoren-Porträt von Kirsten Boie
Kirsten Boie ist eine der renommiertesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis und das Bundesverdienstkreuz. Barbara Scholz, 1969 geboren, studierte Grafikdesign in Münster. Sie illustriert mit großem Erfolg Bilder- und Kinderbücher, darunter auch Bestseller wie "Der kleine Ritter Trenk" von Kirsten Boie.
Produktdetails
- Autor: Kirsten Boie
- Altersempfehlung: 5 - 7 Jahre
- 2012, 4. Aufl., 272 Seiten, 60 Abbildungen, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Oetinger
- ISBN-10: 3789185302
- ISBN-13: 9783789185304
- Erscheinungsdatum: 27.07.2012
Rezension zu „Der kleine Ritter Trenk und fast das ganze Leben im Mittelalter / Der kleine Ritter Trenk Bd.4 “
Dies ist das dickste Ritter-Trenk-Buch von allen, und es sieht ganz so aus, als habe Kirsten Boie sich dieses Feuerwerk an Phantasie und Sachwissen extra noch aufgehoben, um mit diesem Werk vollständig von ihrer Kunst, für Kinder zu schreiben, zu überzeugen. Ja, dieses Buch kann man als "Werk" bezeichnen, und zwar als ganz großes und besonderes Werk, mit dem Kinder ihre helle Freude haben werden und dabei eine Menge lernen können - Erwachsene übrigens auch! Wieder einmal wird eine spannende Geschichte rund um Trenk Tausendschlag, Thekla, den guten Burgherrn Hans von Hohenlob und den bösen Ritter Werthold erzählt, und zum Jubel der Kinder sind auch die lustigen Gaukler und die netten Köhler wieder mit von der Partie. Natürlich macht Werthold wieder Ärger: nach wie vor glaubt er, dumm wie er ist, dass Trenks Schwert "Drachentöter" magische Kräfte hat, und deshalb möchte er dieses Schwert besitzen, um die liebe Drachenfamilie doch noch zu besiegen. Und natürlich bezieht Kirsten Boie ihre Leser regelmäßig in den Verlauf des Geschehens mit ein. Sie fragt nach ihren Ansichten, entschuldigt sich für bestimmte Ausdrücke oder erklärt, warum man das eine oder andere in einer mittelalterlichen Geschichte genau so sagen muss. Aber diesmal geht sie noch einen Schritt weiter: viele wichtige Wörter im Text sind rot gedruckt, und am Rand ist dann eine Seite angegeben, auf der dieser Begriff ganz nach Kirsten Boies Manier erklärt wird, also genau so, wie Kinder es auch verstehen können. Sie erfahren viel darüber, wie die Menschen im Mittelalter lebten, über ihre Gewohnheiten und wie sie gearbeitet haben, und das alles höchst amüsant. Jedes Kind merkt sofort, dass es eine Heidenarbeit gewesen sein muss, das alles zusammen zu suchen, auch die viele Bilder, die die Illustratorin dazu gezeichnet hat. Apropos Heidenarbeit? Nun, "das sagen wir, wenn irgendetwas schrecklich viel Arbeit macht, zum Beispiel, wenn man ein Zimmer streichen soll (oder aufräumen!). Eine Heidenarbeit ist immer
... mehr
mehr als eine normale Arbeit. Aber wieso heißt sie so? Da ahnt man schon, dass das nichts mit Heidekraut zu tun hat ... Nein, es hat mit den Ungläubigen zu tun", erklärt uns Kirsten Boie, "also mit den Menschen, die keine Christen waren, was noch lange nicht hieß, dass sie wirklich ungläubig waren, sie glaubten eben nur etwas anderes. Und diese Menschen durften nun ganz viele Berufe nicht haben, zum Beispiel durften sie keine Handwerker oder Bauern sein. (Ritter schon gar nicht.) Das war ihnen ganz streng verboten! Da mussten sie sich also andere Arbeit suchen, und das war dann die Arbeit, die Christen nicht machen wollten und die oft besonders schwierig und anstrengend war ... Die Heidenarbeit eben". So begreift das jedes Kind und vergisst es nie mehr. Es muss also wirklich viel Arbeit gewesen sein, dieses Lexikongeschichtenbuch zusammen zu tragen, aber ich glaube, dass es viel Freude gemacht hat, denn die riecht man zwischen allen Zeilen. Und das macht den Lesern einen Heidenspaß! - halt, was ist das denn jetzt wieder? Wer es wissen will, muss nun selber nachschlagen... Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)
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Pressezitat
"Kirsten Boie vermittelt spielerisch Wissen und fesselt Klein und Groß an die spannenden Geschichten des kleinen Trenks, der auf seiner großen Reise viele neue Freunde dazu gewinnt." eltern.de, August 2012
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