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Rückkehr in den Job

von: MutterKutter MutterKutter

Die Elternzeit nähert sich dem Ende und Sie „müssen“ so langsam wieder an den Job denken? Unsere Autorinnen Kerstin Lüking und Dorothee Dahinden geben praktische Tipps, damit es mit dem Wiedereinstieg in den Job klappt.

„Naja, Doro, für dich war das ja auch relativ einfach mit dem Jobwechsel: Du bist ja Mutter geworden und hattest Zeit für dich.“ – BÄÄÄÄÄM! Ehrlich, dieser Spruch eines Bekannten saß damals. Da war kein „Ey, cool, dass du einen anderen Weg einschlägst!“ oder „Du schaffst das, Doro!“ – die Message, die bei mir ankam, war: „Kriegste mal easypeasy en Kind, kannste auch einfach mal so dein Leben umsortieren!" Wir alle wissen ja: „easypeasy „und „einfach mal so“ sind Wörter, die wir als Eltern im Alltag mit Kindern meistens streichen können. Das Leben hat als Familie einfach einen anderen Takt. Langsamer, voller Liebe und neuen Gefühlsdimensionen, aber eben auch müder und oft auch herausfordernder. Kurzum: Mir gefielen vor allem die Zwischentöne dieser Message nicht. Da schwang kein Respekt für meine neue Rolle mit, sondern die Gedanken eines kinderlosen Mannes, der wohl selbst gerne etwas ändern wollte, aber aus irgendwelchen Gründen nicht konnte.

Doro

Dorothee Dahinden, Mutter und Expertin von MutterKutter (© Anne Seliger)


Fragen Sie sich: Wie wird meine Rolle als Mutter bzw. Vater in der Firma gesehen?


Aber nach diesem verbalen Peng kam auch eine Einsicht: Die Elternzeit war wie ein großer Pause-Button nach vielen Jahren im Job-Hamsterrad. Vielleicht können Sie ihn auch fühlen. Und falls Sie noch Zeit bis zur Rückkehr in den Job haben – fragen Sie sich doch mal: Wie soll mein Alltag künftig eigentlich am besten aussehen? Wie kann ich Job und Familie so vereinen, dass ich und alle anderen zufrieden sind? Macht mir der Job eigentlich noch Spaß? Wie möchte ich eigentlich mein Geld verdienen? Wieviel Zeit habe ich für den Job? Was kann ich alles? Werden meine Fähigkeiten genug wertgeschätzt, sowohl finanziell als auch im Miteinander? Wie wird meine Rolle als Mutter bzw. Vater in der Firma gesehen? Als Eltern sollten wir NIE aufs Abstellgleis geschoben werden. Im Gegenteil: Die zusätzlichen Skills, die wir als Eltern erwerben, sind doch einfach mega, oder? Wir lernen mit vielen Aufgaben gleichzeitig zu jonglieren. Wir können auf verschiedene Bedürfnisse blitzschnell reagieren.


Rückkehr in den Job: das sind unsere zusätzlichen Eltern-Skills!


Wir können Gefühle auffangen, gleichzeitig Tante Agnes zum Geburtstag gratulieren, Schnodder wegputzen und fast zeitgleich (runde Ecken) saugen. Wir sind Allrounder. Ach ja: und Mediator*innen. Streit schlichten? No Problem! Was ich, Doro, sagen möchte: Bitte stehen Sie für sich ein. Auch für Ihr Gehalt. Als Eltern leisten wir oft in der gleichen Zeit viel mehr. Oder das Gleiche in weniger Zeit. Die Geschichten, die uns über Diskriminierung von Eltern in Jobs zu Ohren kommen, sind gruselig.

Also: Vorbereitung, Selbstbewusstsein und „für-sich-Einstehen“ sind unserer Meinung das A und O. Oder Kerstin?

Kerstin Lüking, Hebamme und Mutter (© Anne Seliger)

Du hast über 4000 Familien in 22 Jahren betreut – welche Eindrücke hast du mitgenommen von Eltern, die in den Job zurückkehren? Welchen Rat kannst du geben? Was ist deiner Meinung nach besonders wichtig?

Zunächst möchte ich meinen Blick in den Norden, nämlich nach Schweden, richten. Dort hat die Elternzeit den Stellenwert einer Fortbildung. Ich finde das großartig!


Familiengründung ist Bildungszeit!


Doro, Du hattest es ja auch schon beschrieben. Durch diese „Bildungszeit“ der Familiengründung, sind wir tatsächlich schlauer geworden und verändern uns ja auch menschlich sehr. Dazu fällt mir gerade eine Foto-Reihe ein, die Frauen vor und nach der Schwangerschaft zeigt. Um ehrlich zu sein: Man sieht den Frauen an, dass sich etwas verändert hat. Nicht immer steht die Müdigkeit im Vordergrund, sondern tatsächlich die Ausdrucksstärke. Die Reife, die wir durch ein Kind erfahren, ist unglaublich groß. Wir müssen plötzlich Verantwortung für einen Menschen übernehmen und können nicht mehr in den Tag hineinleben. Können nicht mir durch den Samstagabend saufen und – pardon! – vögeln, sondern müssen uns kümmern, um aus diesem kleinen Menschlein einen Menschen werden zu lassen, dem die Welt offen steht.

Ich selbst habe keine schlechten Erfahrungen mit dem Wiedereinstieg in den Job gemacht. Ich war schon immer selbstständig und konnte selbst entscheiden, wann ich wieder arbeite. Oft habe ich das sehr früh getan, da mir meine Arbeit viel Spaß gemacht hat. Natürlich war ich auch in der komfortablen Lage, sofort immer einen Betreuungsplatz bekommen zu haben. Ich glaube, ich hatte da den Hebammen-Bonus bei der Kita-Leitung! Und tatsächlich auch heute, wo sich ja mein berufliches Blatt gewendet hat und ich mehr als Beraterin und Journalistin unterwegs bin, bekomme ich Jobs aufgrund meiner Mutterschaft: „Kerstin, du weißt, wie man Leute führt. Du hast doch sieben Kinder!“ oder „Na, wenn du nicht organisiert bist, wer dann.“ Jaja, alles gut! Natürlich freue ich mich über solche Aussagen, da sich dadurch für mich die These der Schweden bestätigt. Ich weiß aber, dass das alles, insbesondere für angestellte Mütter, auch mal nicht so leicht, sondern mit vielen Drahtseil-Akten verbunden ist.


Planen Sie bitte genug Zeit vor dem Jobeinstieg für die Eingewöhnung ein!


Was mir immer aufgefallen ist, ist der sehr späte Zeitpunkt, ab dem Familien sich erst so richtig um die Organisation kümmern. Natürlich schauen sich viele Eltern sehr früh nach einem Kinderbetreuungsplatz um, dennoch ist die Zeit immer sehr knapp, von der Eingewöhnung bis zum Arbeitsbeginn, bemessen. Mit hängender Zunge und schweißgebadet kommen die Frauen dann “spitz auf Knopf“ im Job an und sind gedanklich doch noch sehr oft beim Nachwuchs. Denn die Sorgen, dass etwas sein könnte, lassen sie nicht los. Mein Tipp wäre schon an dieser Stelle: Planen Sie genug Zeit ein, damit eine entspannte Eingewöhnung gelingen kann.


Tipp 2: Haben Sie kein schlechtes Gewissen hinsichtlich der Betreuungszeiten!


Der nächste Punkt, den ich beobachtet habe, war die ebenfalls zu gering kalkulierte Stundenzahl in der Einrichtung. Aus lauter schlechtem Gewissen, dass die Kinder leiden könnten, wird nur die minimale Stundenzahl beantragt. Vollkommen gestresst, holt also die Mutter ihr Kind wieder ab, um dann mit dem reizüberfluteten und auch müdem Kind noch in den Supermarkt zu rennen, was in einer großen Schreiattacke, spätestens an der Kasse, endet. Mein Tipp, nein eher Appel speziell an die Mütter, da sie heute immer noch den Großteil der Care-Arbeit übernehmen: Liebe Mütter, gönnt euch zwei Stunden mehr an Betreuung. Ich weiß: Für manche Eltern ist es eine finanzielle Belastung, die abgewogen werden muss. Allerdings geht der Stress vom Lebenszeit-Konto ab. Es ergibt mehr Sinn, alles entspannt anzugehen, vielleicht noch in Ruhe einen Kaffee zu trinken, um dann auch wirklich den Fokus auf sein Kind richten zu können.


Tipp 3: Denken Sie im Berufsalltag an Ihre Kinder und auch an sich selbst!

Und noch etwas ist mir in den vielen Jahren aufgefallen! Das, was ich meinen eigenen Kindern fast täglich vorgebetet habe, nämlich: Am Abend werden die Schultaschen gepackt und die Klamotten rausgelegt! Wir sollten uns das als berufstätige Erwachsene auch zu Herzen nehmen. Am Morgen noch nach der zum Kostüm passenden Strumpfhose zu kramen, die Bluse zu bügeln oder die Akten auf den eigenen Schreibtisch-Bergen zu suchen, ist Zeitverschwendung und nervig obendrein. Also, auch in diesem Punkt kann man sich eine eigene Systematik aneignen, die am Morgen alles einfacher macht.


Dad

So, nun ist es genug mit den praktischen Routine-Tipps, denn Doro hatte noch das für-sich-Einstehen angesprochen. Wir finden das beide sehr wichtig. Sich treu bleiben und anderen nicht in den Allerwertesten kriechen. Ein Gegenüber spürt, dass man Angst hat, unter Druck steht und unbedingt diesen Job behalten muss, da sonst der finanzielle Abgrund droht. Wir sagen: Weg mit der Angst! Offen ansprechen, wenn es Unstimmigkeiten und ungerechte Behandlungen gibt. Sich rechtzeitig darum bemühen, sich ein Alleinstellungsmerkmal aufzubauen, was einen unverzichtbar für die Firma und interessant für die Konkurrenz macht.


Letzter Job-Tipp: Schreiben Sie mal eine Initivativ-Bewerbung!


Und nur für den eigenen Spaß und die eigene Übung können Sie auch ruhig mal den Versuch von Initiativ-Bewerbungen starten. Es kann nämlich nicht schaden, wenn die Fühler ausgefahren werden, um im Notfall der Demütigung die Reißleine zu ziehen und in einem neuen Job glücklich zu werden.


Hallo Neuanfang!


Das habe ich, Doro, übrigens nach rund 15 Jahren, in denen ich für einen großen TV-Sender als Reporterin gearbeitet habe, getan. Ich habe im Einklang mit meinem damaligen Arbeitgeber den Vertrag gekündigt und mich selbständig gemacht.

Haben Sie noch Fragen an uns rund um den Job? Möchten Sie eine spannende Geschichte erzählen oder haben Sie einen Themenwunsch? Dann melden Sie sich gerne bei tausendkind – wir freuen uns auf Sie!

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