Manchmal scheint unser Alltag mit Kindern regelrecht zu explodieren. Wir flicken ihn ständig mit der heißen Nadel, organisieren uns einen Wolf – doch am Ende fliegt uns doch irgendetwas um die Ohren. Wir kommen ins Schwitzen, fühlen uns gestresst, machen uns vielleicht sogar Vorwürfe, weil wir nicht alles schaffen. In der Theorie hätte doch alles die Woche klappen können – in der Praxis ging aber einiges schief, z.B. „MIST! Wir haben den Termin bei der Kinderärztin vergessen - wie peinlich ist das denn?“; „Wie - morgen hat die Kita dicht? Das habe ich ja gar nicht mitbekommen. Und jetzt? Ich muss doch arbeiten. Sch***“!“ oder „Die Kids sind heute nicht verabredet? Oh, ähm. Sorry, dass wir trotzdem gekommen sind. Dürfen wir dennoch reinkommen?“ – Situationen, die wir selbst so oder so ähnlich schon erlebt haben. Natürlich! Dazu haben wir auch schon runde Ecken gesaugt, mehrmals hintereinander Pizza aufgrund von Zeitnot auf den Abendbrottisch gestellt oder die Haustür hinter uns zugehalten, weil … ähm … der Flur nicht so schön anzusehen war.
Doro und Kerstin von MutterKutter (© Anne Seliger)
Wir jonglieren uns als Eltern oft regelrecht durch den Alltag, halten irgendwie die verschiedenen Aufgaben in der Luft: Kinder, Job, Haushalt, Familienorganisation und Me-Time – spätestens, wenn wir uns beim letzten Stichwort fragen „Me-Time? Was war das noch?“ sollten wir genauer hinschauen und etwas ändern. Uns Zeit nehmen. Für uns. Und am Ende auch für die ganze Familie – denn wir selbst müssen uns um uns kümmern. Nur so behalten wir unsere Kraft und können wir unseren Kindern auch vorleben, dass Selbstfürsorge wichtig ist! Aber wie soll das gehen? Wie bekommen wir den Alltag mit Baby und Kleinkind unter einen Hut? Und das am besten stressfreier? Hier kommen unsere sieben Tipps für Sie:
1. Ein STOPP bei Vorwürfen und zu viel Druck
Die gute Nachricht ist: Wir sind weder Kraken noch Roboter. Einfach „nur“ Menschen. Und Menschen sind nicht perfekt und machen Fehler. Also: bitte Druck raus. Und ein Kompliment an dieser Stelle: Sie machen sicher einen tollen Job als Eltern. Einmal bitte selbst auf die Arme „knutschen“. Unser Tipp, bevor unser Kopf zu viel Achterbahn fährt: Sagen Sie doch einfach mal laut oder still STOPP, wenn Gedanken kommen, wie „Ich schaff das nicht“ etc. Sie müssen nicht alles schaffen! Uns hilft das STOPP, um einmal kurz durchzuatmen!
2. Schaffen Sie sich eine Struktur für Ihren Tag
Gott sei Dank sind Strukturen ja nicht in Stein gemeißelt und man kann sie immer wieder neu überdenken, über den Haufen schmeißen und von Neuem auf LOS gehen. Das nur mal vorweg, wenn eine*r von Ihnen schon im Vorfeld beim Wort „Struktur“ Schweißperlen auf der Stirn hat. Denn schon das Wort alleine kann durchaus großen Druck erzeugen. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass wir mit einer Struktur oder auch Planung besser durch den Tag gehen und auch zufriedener sein werden. Mein großes Thema war zum Beispiel Sport! Was habe ich mich gewunden und ständig meinen Schweinehund vorgeschoben, nur um mich davor zu drücken. Erst nach einer klaren Ansage durch meinen Mann: „Liebling, ich möchte gerne mit Dir gemeinsam alt werden. Im Moment hege ich aber berechtigte Zweifel daran!“, bin ich wachgerüttelt worden. Daraufhin habe ich meine Tagesstruktur komplett geändert. Nicht mehr zuerst am Morgen alles für die Familie und den Job erledigen, sondern zuerst Sport treiben. Sobald ich die Kinder aus der Haustür geschoben habe, bin ich eigentlich auch schon mit Schwimmsachen unterwegs. Das Gefühl, am Tagesanfang zuerst etwas für mich gemacht zu haben, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit. Danach kommt erst der Alltags-Wahnsinn. Allerdings auch nur noch in realistischen Päckchen verpackt. Wichtige Dinge werden zuerst erledigt, unwichtige Dinge erst am Ende der Woche. Somit ist viel Druck raus. Ich schaffe trotzdem alles, was im Terminkalender steht und ich stehe selbst nicht mehr an letzter Stelle in der Familien-Kette.
3. Machen Sie lieber zwei Großeinkäufe statt mehrere kleine
Manchmal rennen wir etwas planlos in den Supermarkt. Vor allem dann, wenn der Zeitdruck groß ist. Wir greifen müde ins Regal, kaufen „irgendwas“ ein und vergessen im schlechtesten Fall noch das Wichtigste. Daher unser kurzer Rat – er ist natürlich nicht neu, aber dennoch ein kleiner Reminder: Machen Sie sich eine Einkaufsliste. Nehmen Sie sich dafür zehn Minuten Zeit. Planen Sie Ihre Einkäufe und machen Sie lieber zwei Großeinkäufe statt mehrere kleine. Das spart Zeit und auch Nerven!
Kleiner Tipp am Rande, falls Sie mit Ihrem Kleinkind bzw. Kindern im Auto zum Einkaufen fahren: Unsere Kinder freuen sich, wenn sie den Einkaufswagen schieben und hier und da etwas mit einpacken oder aussuchen dürfen. Zum Beispiel die neue Zahnbürste. Und legen Sie diese dann doch einfach nicht in die Einkaufstasche, sondern sichtbar für Ihr Kind in einen Autositzorganizer. Wir haben die Erfahrung gemacht: selbst so kleine Dinge können die Stimmung an vielen Tagen aufheitern!
4. Suchen Sie sich Unterstützung
Ich bin eine bekennende „Networkerin“! Denn ohne dieses Netzwerk wäre ich schon am Rande meiner Kräfte. In vielen Kulturen ist es ganz normal, dass sich viele Leute um ein Kind kümmern. Nur irgendwie bei uns nicht! Da heißt es immer nur: Mama, Mama, Mama… Mittlerweile habe ich viele Freundinnen um mich herum gesammelt, mit denen wir uns unsere Kinder teilen. Mal ist die eine dran, mal die andere. Hobbys und Kocherei werden verteilt, so dass jede irgendwann in der Woche entlastet wird. Das Schöne ist: Es ist ein ständiges Geben und Nehmen. Wir müssen uns nicht permanent gegenseitig bei uns bedanken. Wir wissen, wir geben es von Herzen und können es aber auch von Herzen und ohne schlechtes Gewissen annehmen.
5. Delegieren Sie Aufgaben!
Wichtig ist im Familienalltag, dass die Last nicht auf einer Schulter hängen bleibt. Alle sind verantwortlich. Jede*r kann Aufgaben übernehmen. Wer kann was gut? Wer hat wann für was Zeit? Eine macht die Einkäufe, der andere kocht. Eine übernimmt die Finanzen, der andere dafür die Organisation der vielen Termine und sonstigen To-dos (von der U-Untersuchung bis hin zur Kita- oder Schulanmeldung). Bitte setzen Sie sich doch einmal mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin hin und besprechen Sie ehrlich über die Dinge in Ruhe. Wir erleben es leider heute immer noch oft, dass super viel an den Müttern hängen bleibt (Stichwort: „Mental Load“). Und wir haben 2021 und nicht 1950!
6. Me-Time einplanen
Bitte denken Sie wirklich an sich und ihre Gesundheit. Planen Sie Auszeiten ein, auch wenn es mal fünf Minuten aus dem Fenster schauen sind. Nehmen Sie sich Zeitfenster für Bewegung – und, ja: Wir wissen auch, dass sich die Couch so gut anfühlt. Auch wir sind abends schon oft mit Schokolade vor Instagram versackt anstatt nochmal ins Sportstudio unseres Vertrauens zu gehen. Obwohl wir wussten, dass der Nacken dafür morgen gehörig schmerzt und die Laune nicht besser sein wird. Unsere Lösung: ein*e Motivator*in unseres Vertrauens. Wir haben zum Beispiel Freundinnen, mit denen wir uns fest verabreden und die quasi unser Telefon-Joker sind, wenn wir doch keine Lust haben, weil wir zu müde sind. Dann gibt es per Anruf oder Message ein „Nun komm schon, das wird dir gut tun“ – und das macht den Gang schonmal direkt leichter!
7. Extra-Tipp von der siebenfachen Mutter Kerstin: Familienleben mit drei Kindern und mehr
Wir handhaben das bei uns so, dass wir sagen: “Viele Hände, schnelles Ende!“ Wenn alle mit anpacken, können wir schneller zum gemütlichen Teil kommen und es uns gut gehen lassen. Und darauf haben eigentlich alle immer Lust und sind dementsprechend motiviert. Große Kinder bekommen „große“ Aufgaben, kleine Kinder „kleine“ Aufgaben. Alternativ sucht sich jeder das aus, was ihm Spaß macht oder worauf er Lust hat. Diese Variante klappt bei uns am allerbesten.