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Trennung

von: MutterKutter MutterKutter

„Warum möchtest du denn bei deiner Mama bleiben?“ Eine Frage, die sich bei mir, Doro, als ich selbst noch ein Kind war, eingebrannt hat. Obwohl, nein, eher meine Antwort: „ … weil hier die Tischtennisplatte ist!“ Worte, nach denen ich verzweifelt gesucht hatte. Eine Antwort, die ich mir schier rausgepresst habe. Eine Situation, die damals so unangenehm und schmerzhaft war, dass ich sie heute noch abspielen kann. Ich war sechs Jahre alt und stand im Spielkeller. Ich wollte nicht reden. Ich wollte nicht, dass „dieser Mann“ da ist. Alles war so traurig. Dunkel. Ich wollte nur meine Familie zurück. Ich wollte, dass mein Vater zurückkommt. Das hatte sich alles so nicht richtig angefühlt. Ich hatte tierische Schmerzen im Bauch. Sie hatten sich breit gemacht wie ein aufgeblasener Luftballon. Unangenehm und doof war das. Im Nachgang habe ich oft den Kopf darüber geschüttelt, dass „der Typ vom Jugendamt“ mir ernsthaft diese Frage gestellt hat. Ich meine… was soll denn ein kleines Mädchen antworten? Heute weiß ich: Er musste sich wohl vergewissern, dass alles seine Richtigkeit hat. Dass Tochter und Sohn bei der Mutter bleiben. Er hat wahrscheinlich einfach seinen Job gemacht. So it is. Richtig finde ich es heute trotzdem nicht.


Dorothee Dahinden und Kerstin Lüking von MutterKutter im Gespräch

In den 80ern war ich als Kind von geschiedenen Eltern – zumindest in meinem Umfeld – eine Ausnahme. Ich hatte immer das Gefühl, dass das richtige Puzzleteil für die Familie verloren gegangen ist. Lange habe ich mir gewünscht, dass meine Familie wieder komplett ist. Und dennoch kann ich sagen: Meine Eltern haben extrem viel richtig gemacht. Sie haben vor mir nicht übereinander gelästert, sind respektvoll miteinander umgegangen und haben dafür gesorgt, dass ich mit beiden Elternteilen Zeit verbringe. Bei meinem Vater war ich regelmäßig an den Wochenenden und bin mit ihm in den Urlaub gefahren. Und auf meine Mutter bin ich einfach stolz: Ich weiß genau, was das für ein Kraftakt für sie war. Trotzdem war sie immer eine Stütze – ihre Liebe immer präsent.

Streit

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Und wissen Sie was? Im Teenie-Alter habe ich dann oft gedacht: „Puh, zum Glück muss ich das bei denen zuhause gerade nicht erleben!“ – was genau? Den Streit oder die klirrende Kälte in den Wohnzimmern und Küchen meiner Freund/innen. Denn hier und da waren die Beziehungen echt im A**** – na Sie wissen schon! Und das haben die Eltern schier raushängen lassen.

Trennung, Scheidung, … heute denke ich: Besser getrennt als irgendwie zusammen. Besser klare Linie als Streit, Rosenkrieg oder jahrelanges Rumgeeier. Und dennoch würde ich im ersten Schritt immer dazu raten, alle Wege auszuschöpfen. Warum nicht von außen Hilfe holen, wenn es in der Beziehung brennt? Es gibt tolle Paartherapeut/innen und Coaches! Vielleicht geht der Weg am Ende doch gemeinsam weiter – vielleicht ist es auch einfach eine Hilfe, um zwar getrennt, aber respektvoll den Job als Eltern weiterzumachen. Aber: Was bedeutet eine Trennung für die Kinder aus pädagogischer Sicht genau? Worauf sollten Eltern bei neuen Partner/innen achten? Wir haben die wunderbare Susanne Mierau zu dem Thema für Sie interviewt. Susanne ist Bestsellerautorin, Pädagogin und die Frau hinter Geborgen Wachsen, einer Website für Eltern mit vielen wahnsinnig wertvollen Artikeln rund um das Thema „bedürfnisorientierte Elternschaft“.

Susanne Mierau
Susanne Mierau, Bestseller-Autorin Interview-Gast von MutterKutter (© Ronja Jung)

Susanne, was brauchen Kinder für eine – wir nennen es mal – bedürfnisorientierte Trennung ihrer Eltern? Welchen Rahmen sollten wir geben, an dem sie sich „festhalten" können? Natürlich ist das ein viel größeres Thema und nicht kurz zu beantworten, aber vielleicht hast du ein paar Tipps für unsere Leser/innen?

Trennungen sind tatsächlich ein sehr komplexes Thema, über das ja ganze Bücher geschrieben werden. Die Komplexität besteht dabei in vielen Faktoren, die ganz unterschiedlich sein können: Was die Trennungsursachen sind, wie Konflikte zwischen den sich Trennenden ausgetragen werden, wie viele Kinder welchen Alters betroffen sind, welche Temperamentseigenschaften auch die Kinder im Hinblick beispielsweise auf das Bedürfnis nach Regelmäßigkeit haben, wie das weitere soziale oder familiäre Umfeld damit umgeht, welche Aufenthaltsorte zur Verfügung stehen… Es gibt also ganz viele unterschiedliche Situationen, die jeweils individuelle Lösungen erfordern. Das ist wahrscheinlich auch der erste wichtige Tipp: Sich nicht an dem orientieren, was andere machen, sondern die Ist-Lage zu überprüfen und von dort aus nach Möglichkeiten suchen, die einen möglichst großen Nenner haben mit allen Beteiligten.

Und damit sind wir bereits bei dem zweiten wichtigen Tipp, der aber leider oft gar nicht so einfach umzusetzen ist: Gerade wenn Kinder bei Trennungen von Erwachsenen beteiligt sind, sollten die Erwachsenen an einer konstruktiven Konfliktlösung interessiert sein. Das ist natürlich nicht so einfach, wenn eine Trennung mit größeren Konflikten verbunden ist und man sich nicht freundschaftlich auseinandergelebt hat, sondern Konflikte zur Trennung geführt haben oder auch der Umstand, dass nur ein Elternteil die Trennung wünscht. Wie Erwachsene mit einer Trennung (und vorher auch Partnerschaft) umgehen, hängt laut Studienlage beispielsweise auch davon ab, welche traumatischen Faktoren aus der eigenen Kindheit in die Beziehungsgestaltung eingebracht werden und welche Trigger nun aktiviert werden. Hier braucht es dann unbedingt eine therapeutische Hilfe, um die Trennung gut zu gestalten. Unabhängig von solchen vorliegenden Traumata ist es aber auch generell hilfreich, Unterstützung in Form von Mediation oder Therapie zu bekommen, wenn die Trennung nicht einvernehmlich erfolgte – dies sowohl für die Erwachsenen, als auch für die Kinder. Für Kinder ist es wichtig, dass sie weiterhin die Eltern als sichere, stabile und schutzgebende Bezugspersonen erleben, sofern die Trennung nicht dadurch entstanden ist, dass ein Elternteil dem Kind oder anderem Elternteil gegenüber psychisch oder physisch gewaltvoll aufgetreten ist – hier muss man nochmals genauer in die Dynamiken und Möglichkeiten des Miteinanders sehen.

Was bedeutet eine Trennung der Eltern für Kinder genau? Natürlich ist jedes Kind verschieden, genauso wie die Trennungsabläufe – aber kannst du grundsätzlich erklären, was auf der emotionalen und psychischen Ebene passiert bzw. passieren kann?

Blicken wir auf das Bindungssystem, wird klar, was Kinder brauchen: Bezugspersonen, die ihre Bedürfnisse wahrnehmen, richtig interpretieren und beantworten und dabei sowohl notwendige Führung übernehmen, als auch Freiheit geben – aber insgesamt Sicherheit und Schutz ausstrahlen.

In der Trennungssituation können nun verschiedene Problemstellungen auftreten: Durch den Stress kann die Wahrnehmung und Beantwortung von Bedürfnissen erschwert sein, gerade wenn es zwischen den Elternteilen viel Streit gibt oder auch die finanzielle oder gar körperliche Sicherheit nicht gegeben ist. Streit zwischen den ehemaligen Partner/innen kann sich, sofern er destruktiv auftritt, nachhaltig negativ auf das Kind auswirken. Auch kann es beim „Streit um das Kind” und dessen Aufenthalt, zu schweren Vorwürfen, Anfeindungen und langwierigen, für Kinder sehr belastenden Rechtsprozessen kommen, die gerade dann, wenn Gewalt in der Familie aufgetreten ist, nachhaltig problematisch für das Kind sein können. Werden Kinder in Modelle gedrängt, bei denen sie viel Zeit mit einem nicht fürsorglichen Elternteil verbringen müssen bzw. gerade kleine Kinder, die daran gewöhnt sind, von einem Elternteil schwerpunktmäßig versorgt zu werden, kann es sich auch negativ auswirken, wenn sie ungewollt von dieser Bezugsperson getrennt werden.

Insgesamt kann also nur gesagt werden: Es kommt auf die Art der Trennung an und den Umgang der Erwachsenen miteinander und dem Kind. Das Kindeswohl sollte – unabhängig von eigenen Verletzungen betrachtet – in den Vordergrund gestellt werden und zwar auf Basis der bisherigen Bindungserfahrungen des Kindes und dem erzieherischen Verhalten der Bezugspersonen. Trennungen müssen sich nicht negativ auf Kinder auswirken, können es aber gravierend, wenn die Trennungen konflikthaft verlaufen.

Kinder packen mit Papa

Ich, Doro, hatte mal einen Bekannten, der gesagt hat, dass seine Kinder „nichts von dem Stress zwischen ihm und seiner Partnerin merken würden" – schließlich würden sie sich ja nicht vor ihnen streiten. Hm..., ich sage, dass Kinder alles merken, da sie feine Antennen haben. Was sagst du dazu aus pädagogischer Sicht?

Streit kommt in Beziehungen vor, auch zwischen Elternteilen. Lange Zeit wurde Elternstreit generell als negativ betrachtet und es herrschte die Meinung, dass Eltern sich auf keinen Fall vor den Kindern streiten dürfen. Wie ich aber auch in meinem Buch „New Moms for Rebel Girls” beschreibe, haben Studien gezeigt, dass nur destruktive Konflikte wie verbale oder physische Aggressivität, Blockadeverhalten, Rückzug, Meidung und Feindseligkeit der Eltern sowie ungelöste Konflikte das Gefühl der emotionalen Sicherheit vermindern und zu Anpassungsproblemen und psychischen Schwierigkeiten, schulischen Problemen und Schwierigkeiten im Umgang mit Gleichaltrigen führen können. Eltern sollten daher ihre Konflikte konstruktiv austragen und wenn ein Kind Zeuge eines Konfliktes ist, sollte es auch dessen Lösung erfahren. Wir müssen also nicht Streitereien vor Kindern ausschließen, sondern angemessen mit Konflikten vor den Kindern umgehen. Und dies sowohl in Partnerschaften als auch bei getrennten Eltern.

Deswegen ist es auch so wichtig, nach oder während einer Trennung nicht in einen “Rosenkrieg” zu gelangen, sondern wirklich um konstruktive Lösungen, die notfalls durch andere Personen begleitet werden, zu erlangen.

Eine Woche bei einem Elternteil, eine Woche bei dem anderen – wie sinnvoll ist das aus deiner Sicht? Welche Modelle gibt es nach der Trennung noch, damit die Kinder beide Elternteile sehen können? Und wie siehst du sie aus bindungsorientierter Sicht?

Es gibt viele verschiedene Modelle nach Trennung und Scheidung. Beim Residenzmodell wohnen die Kinder bei einem Elternteil, das die Kinder hauptsächlich versorgt. Beim Nestmodell gibt es „ein Nest”, also einen Wohnort der Kinder, bei dem sich die Eltern abwechseln in der Anwesenheit. Und dann gibt es noch das aktuell sehr propagierte Wechselmodell, bei dem die Kinder bei den Elternteilen gleichermaßen viel wohnen. Oft wird in Bezug auf das Wohlergehen auf die Quantität geachtet und diese als bedeutsam für Kinder betrachtet: Wieviel Zeit hat das Kind mit jedem Elternteil? Studien zeigen aber, dass die Qualität der Beziehung wichtig ist in Bezug darauf, wie es dem Kind geht: Wenn ein Kind viel Zeit bei einem wenig fürsorglichem Elternteil verbringen muss, ist dies für die Entwicklung des Kindes nicht vorteilhaft, auch wenn es eben mehr Zeit mit diesem Elternteil insgesamt verbringt. Die Qualität der Beziehung und die Art des Erziehungsverhaltens der Bezugspersonen sollte darüber entscheiden, wie für das Kind eine Betreuung ermöglicht werden kann. Im Fokus sollte das Kindeswohl stehen.

Worauf sollten Eltern nach der Trennung, auch im Hinblick auf neue Partner*innen achten?

Kinder können zu vielen verschiedenen Menschen Bindungsbeziehungen aufbauen, die unterschiedlich gestaltet sein können. Wichtig ist, neue Bezugspersonen als Bereicherung für das Kind zu betrachten und nicht vorab neue Partner*innen als Konkurrenz um die Beziehung zum Kind zu sehen. Wichtig ist natürlich auch, dass die neue Bezugsperson auch eine solche Einstellung hat und sich nicht als Ersatz etablieren will oder soll. In Hinblick auf die Kinder ist es sinnvoll, eine neue Bezugsperson dann wirklich fest einzubinden, wenn man sich selbst sicher ist, dass diese langfristig eine Bezugsperson für das Kind sein kann.

Hast du noch etwas, was du allen „Getrennten" mit auf den Weg geben möchtest?

Noch immer werden Menschen, insbesondere Mütter, nach einer Trennung stigmatisiert und in unserer Gesellschaft diskriminiert. Wir alle müssen daran arbeiten, dies zu verändern. Für getrennte Elternteile ist es wichtig, dass sie sich diesem gesellschaftlichen Druck nicht unterwerfen und Schuldgefühle im Sinne von „Was habe ich meinem Kind nur angetan, weil ich mich getrennt habe, eine „richtige” Familie besteht doch aus…” bekommen. Trennungen sind richtig und gut, wenn wir uns nicht mehr wohl fühlen in einer Beziehung. Es ist besser, zu gehen, als in einer schlechten Beziehung zu verbleiben – das gilt auch für das Wohl der Kinder.

Vielen Dank, Susanne!

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KerstinLueking Kerstin Lüking, Hebamme und Expertin von MutterKutter (© Anne Seliger)

Liebe Susanne,

mit deinen letzten Worten triffst du einen Nerv: Denn das ist genau das, was ich, Kerstin, erlebt habe. Ich dachte immer: wir müssen doch eine Familie bleiben. Das können wir dem Kind nicht antun, dass wir getrennt leben! Rückblickend betrachtet wäre es aber viel besser gewesen, wenn wir viel früher einen Schlussstrich gezogen hätten. Das, was wir unserer Tochter mit diesem ständigen Hü und Hott angetan haben, hat zu einem lebenslangen „Trennungs-Schaden“ geführt. Anschuldigungen, Beleidigungen, Demütigungen: Wir haben das volle Ballett an Rosenkrieg aufgefahren, was damals unsere Anwälte gut beschäftigt und ernährt hat.

Es kam der Tag, es war kurz nach dem Abitur unserer Tochter, an dem sie nicht mehr richtig sehen und laufen konnte. Die Diagnose: Multiple Sklerose mit 19 Jahren.

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich um die Klinik geschlichen bin, nur um meinem Ex-Mann nicht in die Arme zu laufen. Es kam dennoch zu einem Wiedersehen. Passenderweise im Fahrstuhl. Fluchtversuch unmöglich. Ich war klitschnass geschwitzt. Ich hatte das Gefühl, dass meine Halsschlagader kurz vor der Explosion stand.

Mein Ex-Mann war besorgt über den Zustand unserer Tochter. Er wollte mit mir reden. Das hatte sich unsere Tochter von uns gewünscht und eingefordert: „Ich wünsche mir, dass ihr euch mal wie vernünftige Erwachsene verhaltet. Redet miteinander. Ich brauche das jetzt, um wieder gesund zu werden.“

Wir haben geredet, mehrere Stunden. Wir konnten tatsächlich auch miteinander lachen und mussten feststellen, dass uns die Jahre reifer und milder gemacht hatten. Wir trafen damals die Vereinbarung, uns anzurufen, wenn wir merken, dass unsere Tochter Unterstützung braucht. Das wir ab jetzt an einem Strang ziehen werden und nicht mehr gegeneinander arbeiten wollen. Das hat sich bis heute, bis auf kleine Ausnahmen, gehalten. Unsere Tochter kann sich auf zwei funktionierende Elternteile verlassen, die aber ein Leben lang in ihrer Schuld stehen werden. Bei meinen weiteren Kindern, die ich in meiner zweiten Ehe bekommen habe, habe ich aus den Fehlern gelernt. Ja, natürlich knallt es auch bei uns. Das ist in jeder Familie so, aber wir gehen mit Konflikten grundsätzlich anders um. Wir besprechen viel mehr gemeinsam und versuchen immer einen Konsens zu finden, der uns als Paar zufrieden macht. Die Frage: „Wie sieht denn deine Lösung für das Problem aus?“, ist uns wichtig, denn sie impliziert, dass unser Gegenüber mit in den Prozess mit einbezogen und nicht außen vorgelassen wird. Beziehung ist keine Einbahnstraße, zu einer Beziehung gehören immer zwei, und damit diese gelingen kann, müssen wir ins Gespräch gehen, uns in die Augen gucken können und auch willig sein, Kompromisse eingehen zu können. Denn das ist für mich ganz klar: Das Leben ist keine gerade Linie, sondern ein stetiges Auf und Ab an Gefühlen und Befindlichkeiten, mit denen wir irgendwie klarkommen müssen. Und nur wir – und kein anderer – sind dafür verantwortlich, wie unsere Beziehung und vor allem unser Leben gestalten werden.