Die Welt der Buchstaben ist ganz schön aufregend, besonders wenn man das ABC spielend beherrscht und endlich all die spannenden Bücher eigenständig lesen kann. Meistens sind die Kinder mit großer Begeisterung dabei, wenn es spätestens in der Grundschule um das Lesenlernen geht. Doch bis es soweit ist, müssen die Kids fleißig trainieren, denn Übung macht bekanntlich den (Lese-)Meister! Doch wie gelingt das Lesen-Lernen am besten? Und was sollten Eltern beachten, damit das Lesenlernen auch problemlos gelingt? In unserem Ratgeber haben wir die wichtigsten Aspekte rund um das Thema Lesenlernen für Sie zusammengestellt. Unterstützt hat uns dabei unsere Expertin Julia Hacker, die bereits seit vielen Jahren als Buchhändlerin tätig ist.
Richtig lesen lernen - Inhaltsverzeichnis
1. Schritt für Schritt zum Leseschatz
2. Laute helfen beim Lesen-Lernen
3. Übung macht den Lese-Meister!
4. Unsere 10 Lese-Tipps – So klappt’s mit dem Lesenlernen
4.1. Motivation ist das A und O
4.2. Lob für die (Lese-)Meisterleistung
4.3. Spielend Lernen ohne Druck
4.4. Regelmäßige Lerneinheiten mit kleinen Lernzielen
4.5. In nur 15 Minuten zum Lesemeister!
4.6. Auf den richtigen Ton kommt es an
4.7. Lese-Abenteuer in ruhiger Atmosphäre
4.8. Gemeinsames Lesen macht Freude
4.9. Lustige Lesehilfen erlaubt
4.10. Im Schneckentempo zum Lese-Profi
5. Die aufregende Welt der Buchstaben
Welche Lesehilfen für die kleinen ABC-Schützen können Sie besonders empfehlen?
Mein Kind will nicht lesen – was können Eltern tun, damit die Leselust der Kids geweckt wird?
Gibt es Unterschiede im Leseverhalten von Jungen und Mädchen?
1. Schritt für Schritt zum Leseschatz
Natürlich geht das mit dem Lesen-Lernen nicht gleich ruck-zuck. Denn das Lesen ist ein langwieriger Prozess, der mehrere Phasen durchläuft und vor allem das Ergebnis von viel Fleiß, Einsatz und Lese-Training ist. Beim Lesenlernen werden die Kinder zunächst spielerisch mit den Laut-Buchstaben-Verbindungen unserer Sprache vertraut gemacht. Dies passiert in der Regel zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr, wenn der Spracherwerb weitgehend abgeschlossen ist. Auch wenn die meisten Kinder jetzt ihre Muttersprache recht sicher beherrschen, heißt dies noch lange nicht, dass sie schon bei der Einschulung fließend Lesen müssen! In der Grund- und Vorschule lernen die Kids mit Hilfe von lustigen Übungen, Liedern und Reimen die einzelnen Buchstaben des ABCs zu entziffern und ihnen unterschiedliche Laute zuzuordnen. Ganz allmählich werden so die geheimnisvollen Schriftzeichen entschlüsselt, wobei die verschiedenen Buchstaben mit den entsprechenden Lauten versehen werden. Egal ob beim lauten Vorlesen in der Schule oder beim stillen Lesen im Kinderzimmer – im Kopf werden die gelesenen Wörter von nun an auch „erhört“.
2. Laute helfen beim Lesen-Lernen
In einem weiteren Schritt wird dieses Lese-Verfahren ausgedehnt, so dass ganze Lautfolgen wie Silben und schließlich Wörter erfasst und in den Wort- und Leseschatz der Kinder mit aufgenommen werden. Diesen Buchstabenfolgen wird nun über ihren Klang eine Bedeutung verliehen, so dass später daraus ganz automatisch „Lese-Regeln" abgeleitet werden können. Genau wie bei einer Übersetzung werden in dieser Lese-Lern-Phase die unterschiedlichen Buchstabensequenzen der Lese-Texte in Lautfolgen übersetzt.
Besonders beim Erlesen neuer Wörter ist diese Lautfolge-Übersetzung sehr hilfreich. Dabei werden neue mit schon bekannten Buchstabenfolgen verglichen und anschließend daraus abgeleitet. Dem neuen Wort kann nämlich aus dem Gedächtnis heraus ein Klang und somit eine Bedeutung zugewiesen werden. Aber aufgepasst: da unsere Lese-Texte nicht in der reinen Lautschrift geschrieben werden, klingen manche erlesenen Wörter ein wenig anders, als sie im Buch geschrieben stehen. Für die richtige Aussprache muss daher beim Lesen sehr häufig nachgebessert werden. Deshalb ist gerade bei Lese-Anfängern das laute Vorlesen so wichtig. Nur so können die kleinen Leser den richtigen Klang der Worte erlernen.
3. Übung macht den Lese-Meister!
Nachdem Klang und die richtige Aussprache erfasst sind, werden auch das Verständnis und die Sinngebung trainiert. Mit der Zeit werden die Kinder immer sicherer, so dass nicht nur einzelne Wörter, sondern auch ganze Sätze und Texte entschlüsselt werden. Die einzelnen Textbausteine ergeben einen Sinn und das Lese-Abenteuer beginnt: Worte werden zu Bildern und die Lese-Texte somit zum Leben erweckt.
Für das fehlerfreie Lesen sind ein ausreichender Wortschatz sowie das Erkennen von sprachlichen Strukturen unbedingt notwendig. Denn mit wachsender Leseerfahrung eignen sich die Kinder eine gewisse Leseerwartung an, das heißt sie entwickeln ein Gespür dafür, wie einzelne Wörter gelesen und ausgesprochen werden. Somit können neue Texte von Anfang an „richtig" erkannt, entschlüsselt und ausgesprochen werden. Diese Leseerwartung erweitert sich durch das Lesetraining immer mehr, so dass auch grammatische Besonderheiten und gängige Satzbau-Strukturen unserer Sprache ganz automatisch übernommen werden. Auch der Lesekontext spielt eine gewisse Rolle beim Lesen, wobei Illustrationen und Bilder aber auch vorhergehende und nachfolgende Sätze beim Verstehen helfen.
4. Unsere 10 Lese-Tipps – So klappt’s mit dem Lesenlernen
Einige Kinder können bereits in der Vorschule ein bisschen lesen. Doch bei manchen Kindern dauert der Leselern-Prozess ein wenig länger. Während einige zu langsam lesen, können andere Kinder besonders lange Wörter mit sehr vielen Buchstaben nicht entziffern. Und wieder andere haben Probleme damit, dem gelesenen Text eine Bedeutung zukommen zu lassen und verlieren deshalb den Spaß am eigenständigen Lesen. Doch all dies ist noch lange kein Grund zur Sorge! Denn viele Verzögerungen im Leselern-Prozess lassen sich durch einfache und effektive Methoden ganz schnell beheben. Dabei ist es besonders wichtig, dass Ihr Kind beim Lesenlernen tatkräftig von Ihnen unterstützt wird. Mit den folgenden 10 Tipps wird das Lesen bald kein Problem mehr sein und Ihr Kind wird im Nu zum kleinen Lesemeister.
4.1. Motivation ist das A und O
Motivation ist der Schlüssel zum Lernerfolg, das wissen Sie doch selbst am besten! Daher ist es ganz wichtig, dass die Begeisterung der Kleinen für das Lesen gestärkt wird. Denn nur, wenn das Interesse am Lernen und Lesen von spannenden Geschichten bestehen bleibt, kann Ihr Kind sich mit Feuereifer die Welt der Buchstaben erschließen. Daher wählen Sie für die Übungen Texte und Themen aus, die für Ihr Kind interessant sind. Mädchen wie Jungen lernen sehr gerne mit den zauberhaften Übungsheften von Prinzessin Lillifee, und auch Jungen & Mädchen lesen mit großer Begeisterung die piratenstarken Abenteuer von Capt'n Sharky.
4.2. Lob für die (Lese-)Meisterleistung
Jeder wird gerne gelobt, dies gilt vor allem auch für kleine Leseanfänger. Ein spontanes „Prima, toll gemacht!” oder „Klasse" von Mama und Papa ist ein enormer Ansporn und stärkt das Selbstvertrauen. Als Leselern-Helfer loben Sie große und vor allem auch kleine Lern-Erfolge. Für besonders große Fortschritte können die angehenden Lese-Profis auch mal mit Sternchen-Stickern belohnt werden. Herausragende Lese-Leistungen können durchaus auch mit gemeinsamer Spielzeit oder auch mal mit einem kleinen Geschenk ausgezeichnet werden.
4.3. Spielend Lernen ohne Druck
Die meisten Kinder wollen lieber spielen als lernen. Warum also nicht beides miteinander verbinden? Denn mit Druck kommen Sie bei den Kids sowieso nicht weit! Das Leselern-Buch kann dabei auch ruhig mal beiseite gelegt werden. Zur Abwechslung können die schwierigen Wörter nämlich auch zusammen gesprochen, gesungen oder geklatscht werden. Beim Buchstabieren und Silbentrennen kann auch prima ein Ball zu Hilfe genommen werden. Dieser wird bei den Übungen zwischen Ihnen und Ihrem Kind hin- und hergeworfen. Durch diese Übung begreift Ihr Kind die Silbentrennung im Nu.
4.4. Regelmäßige Lerneinheiten mit kleinen Lernzielen
Noch ist kein (Lese-)Meister vom Himmel gefallen! Fehlerlos lesen können die Kinder erst nach einiger Zeit. Der Lese- und Schreiberwerb umfasst die beiden ersten Schuljahre in der Grundschule, daher haben Sie Geduld mit Ihrem Leseanfänger. Verlangen Sie nicht zu viel von Ihrem Kind, sondern lehren Sie in kleinen Schritten. Ist der gewählte Übungstext noch zu schwer, legen Sie ihn für später zurück. Denn regelmäßige Lerneinheiten bringen mehr als große Lernsprünge. Richten Sie sich bei den Themen der Übungstexte am besten nach den Vorlieben des Kindes.
4.5. In nur 15 Minuten zum Lesemeister!
Übung macht bekanntlich den Meister. Jedoch sollte das Lesenlernen auch nicht übertrieben werden. Studien belegen, dass kurze Lerneinheiten von 15 Minuten oft mehr Erfolg haben als stundenlanges Büffeln. Besonders wenn das Lesen Ihrem Kind noch einige Schwierigkeiten bereitet, sollten die Übungsphasen kurz sein aber regelmäßig in entspannter Atmosphäre abgehalten werden.
4.6. Auf den richtigen Ton kommt es an
Als Eltern wollen Sie Ihren Leseanfänger natürlich tatkräftig unterstützen. Doch auch beim gemeinsamen Lernen gibt es einiges zu beachten. Denn ein vorwurfsvoller Ton oder ein strenger Blick können dazu führen, dass Ihr Kind trotz allen Bemühungen den Spaß am Lesen verliert. Besser, Sie machen Ihr Kind behutsam auf den Fehler aufmerksam. Auch sollten Sie Ihr Kind darauf hinweisen, dass es nicht so schlimm ist, wenn sich mal ein Fehler einschleicht. Denn aus Fehlern lernt man bekanntlich am besten. Ganz wichtig: Wird der Lesefehler selbstständig bemerkt, loben Sie Ihr Kind besonders. Denn dies ist ein Fortschritt und zeigt, dass das Kind beim Lesen den Sinn im Auge behält.
4.7. Lese-Abenteuer in ruhiger Atmosphäre
Nicht nur auf den Übungstext, sondern auch auf die Atmosphäre kommt es beim Lesenlernen an. Wählen Sie einen ruhigen Ort aus, an dem Ihr Kind nicht so leicht von Geräuschen oder Gegenständen abgelenkt werden kann. Denn eine ruhige Atmosphäre wirkt sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit Ihres Leseschülers aus.
4.8. Gemeinsames Lesen macht Freude
Viele Kinder lesen nicht gerne allein. Am besten Sie erlesen sich daher gemeinsam eine spannende Geschichte. Spielerische Lesevariationen und kleine Rollenspiele helfen zudem, die Kids für das Leseabenteuer zu motivieren. Oder Sie lesen halbe-halbe: Beginnen Sie beispielsweise damit, eine Geschichte vorzulesen. Im nächsten Absatz übernimmt Ihr Kind die Vorleserolle. Auch können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind lesen, sozusagen „im Chor". Im Flüsterton oder auch mal ein bisschen lauter – beim Lesen ist alles erlaubt!
4.9. Lustige Lesehilfen erlaubt
Beim Lesenlernen darf ein wenig geschummelt werden. Manchen Kindern bereitet der Sprung von einer Zeile in die nächste besonders viele Schwierigkeiten. Hierbei kann ein selbst gebastelter Lesepfeil aus Pappe prima helfen. Beim Lesen wird der bunt bemalte und beklebte Pfeil mit der Spitze nach rechts unter der Zeile angelegt. Ist die Zeile fertig gelesen, rückt er eine Zeile nach unten. So klappt der schwierige Zeilensprung im Nu!
4.10. Im Schneckentempo zum Lese-Profi
Viele leseschwache Kinder lesen viel zu schnell. Bei einem zu schnellen Lesetempo werden dann einzelne Wortteile überlesen und sogar ganze Wörter einfach ausgelassen. Doch gerade beim Lesen ist weniger mehr. Denn am Anfang ist es wichtiger, die Worte richtig zu erfassen als den Text im flotten Tempo unvollständig vorzulesen. Daher noch einmal zurück zum Anfang, um den Übungstext diesmal ein wenig langsamer vorzutragen!
5. Die aufregende Welt der Buchstaben
Zwei Mitarbeiterinnen der Buchhandlung Hacker & Presting schauen lächelnd in die Kamera. Im Hintergrund sind große Bücherregale zu sehen. Julia Hacker von der Buchhandlung Hacker & Presting im exklusiven Interview.
Lesenlernen ist nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern auch eine geistige Höchstleistung. Denn Lesen gehört neben dem Schreiben zu den grundlegenden Fertigkeiten, die unsere Kinder im Grundschulalter erlernen müssen. Spätestens in der ersten Klasse werden die geheimnisvollen Buchstabenfolgen entziffert und zu spannenden Leseabenteuern. Doch wie wird das Lesenlernen zu einem echten Kinderspiel? Und wie können Sie die kleinen ABC-Schützen erfolgreich beim Lesen unterstützen? Dies und vieles mehr erfahren Sie von unserer Expertin, der Buchhändlerin Julia Hacker, von der Buchhandlung Hacker & Presting.
Welche Lesehilfen für die kleinen ABC-Schützen können Sie besonders empfehlen?
Am besten sind spannende Lesegeschichten in großer Schrift. Verschiedene Verlage bieten hierbei aufregende Lesebücher für Leseanfänger an. In der Reihe Erst ich ein Stück, dann du. Gemeinsam lesen gibt es anschauliche Lesegeschichten für Leseanfänger und Fortgeschrittene. Auch Comics helfen prima beim Lesenlernen – sie verbinden nämlich hervorragend bunte Bilder mit lustigen Geschichten, die die Lust am Lesen wecken.
Mein Kind will nicht lesen – was können Eltern tun, damit die Leselust der Kids geweckt wird?
Ein guter Tipp sind Hörbücher! Denn beim Hören werden die Figuren den Kids zunächst über das Vorlesen vorgestellt. Die meisten Kinder wollen dann mehr erfahren. In den passenden Lesebüchern zum Hörbuch können sie sich dann über eigenständiges Lesen weitere Geschichten erschließen. Generell sind alle Kinder von humorvollen und spannenden Büchern begeistert, in denen Witz und bunte Bilder miteinander verknüpft werden. Auch Lernerfolge sind beim Lesenlernen sehr wichtig: Die Kinder sind sehr stolz, wenn sie eine Seite fertiggelesen haben und umblättern können.
Gibt es Unterschiede im Leseverhalten von Jungen und Mädchen?
Jungen sind meistens ein wenig schwieriger zu motivieren! Aber coole Themen und Comics machen auch den Jungs viel Lust aufs Lesen. Sehr zu empfehlen sind vor allem die Abenteuer von „Cowboy Klaus“ von aus der Reihe Tulipan ABC. Auch aufregende Sachbücher über Ritter und Piraten werden von Jungen gerne gelesen. Die Verknüpfung von Bild, Anschauung und Wissen ist hierbei besonders spannend, wie zum Beispiel „Der kleine Drache Kokusnuss“ aus der Reihe Erst ich ein Stück, dann du. Gemeinsam lesen. Mädchen sind eher von Lesebüchern begeistert, die die klassischen Mädchenthemen wie Tiere und Familie aufgreifen. Ein Klassiker sind dabei die Geschichten von „Ich und meine Schwester Klara“ oder aber die Lesereihe Sonne Mond und Sterne für Erstleser aus dem Oetinger Verlag.