Inhaltsverzeichnis
1. Impfen – kleiner Piks mit großer Wirkung
2. Empfohlene Impfungen und Auffrischungen
3. Babys und Kinder impfen – ja oder nein?
4. Impfen – Risiken und Nebenwirkungen?
5. Das passiert beim Impfen
6. Angst vor dem kleinen Piks
Wenn es um das Thema Impfen bei Kindern und Babys geht, sind viele Eltern verunsichert. Während die einen meinen, dass der kleine Piks lebensrettend ist, entscheiden sich auch einige besorgte Eltern gegen das empfohlene Impfprogramm. In unserem Impf-Ratgeber klären wir über das Für und Wider auf. Außerdem hat unsere Familienexpertin Karen Sander hilfreiche Tipps, wie man die Kids am besten auf den Impftermin vorbereitet.
Impfen – kleiner Piks mit großer Wirkung
Neben den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen gilt das Impfen als eine der sichersten Gesundheitsmaßnahmen bei Babys und Kleinkindern. Auch wenn das Impfen gerade bei den Allerkleinsten umstritten ist – bisher haben diese Immunisierungen mehr Leben gerettet als irgendeine andere vorbeugende Gesundheitsmaßnahme. In Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht derzeit keine Impfpflicht. Dennoch empfiehlt z.B. die Ständige Impfkommission (STIKO), den Impfkalender einzuhalten und Impfungen bereits bei Babys und Kleinkindern unter zwei Jahren durchführen zu lassen. Denn nach wie vor können lebensgefährliche Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Pneumokokken und Polio, vor allem bei Babys schwere Erkrankungen hervorrufen, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist und krankmachende Viren nicht abwehren kann.
Empfohlene Impfungen und Auffrischungen
Dem empfohlenen Impfprogramm der STIKO zufolge sollten Babys nach Vollendung des zweiten Lebensmonats geimpft werden. Insbesondere im ersten Lebensjahr ist das Immunsystem der Kleinen anfällig für Krankheiten und bedarf ganz besonderen Schutzes. Insgesamt werden für das erste Lebensjahr Impfungen gegen Polio (Kinderlähmung), Diphterie und Tetanus (Wundstarrkrampf), Keuchhusten, eine bakterielle Hirnhautentzündung (HIB) und Hepatitis B (infektiöse Gelbsucht) empfohlen. Die verwendeten Kombinationsimpfstoffe dieser Sechsfachimpfung sind gut verträglich. Die Dosis der Impfstoffe ist dabei so vorsichtig bemessen, dass eine Auffrischung in regelmäßigen Abständen erforderlich ist, bis der maximale Impfschutz erreicht wird. Ab dem 15. Lebensmonat wird das Impfprogramm um die Immunisierung gegen Mumps, Masern und Röteln erweitert. Diese Empfehlungen gelten für Deutschland, in Österreich und der Schweiz gibt es vergleichbare Regelungen. In jedem Fall sollten sich Eltern vor Beginn des Impfprogramms auch über eventuelle Neuerungen informieren.
Viele Eltern sind unsicher, ab wann und gegen welche Krankheiten ihr Kind geimpft werden sollte. Am besten, Sie lassen sich in der Kinderarztpraxis ausführlich über die empfohlenen Impfungen sowie die möglichen Krankheits- und Impfrisiken beraten. Genau wie die Vorsorgeuntersuchungen können auch die Impfungen wahlweise vom Kinderarzt oder aber im Gesundheitsamt durchgeführt werden. Die Kosten der empfohlenen Impfungen sowie der Auffrischungen werden von der Krankenkasse übernommen.
Bitte achten Sie darauf, dass Ihr Kind am Impftermin gesund ist! Vor dem Impfen sollte ausgeschlossen werden, dass der Körper durch einen Infekt geschwächt ist. Messen Sie zur Sicherheit vorher Fieber.
Babys und Kinder impfen – ja oder nein?
Viele Eltern sind verunsichert, ob sie ihr Kind überhaupt impfen lassen sollten. Die STIKO am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin erarbeitet lediglich Empfehlungen für ein Impfprogramm. Auch wenn Eltern selbst entscheiden dürfen, ob sie ihr Kind impfen lassen oder nicht, besagt eine Studie des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, dass sich 88% aller Eltern an diese Empfehlungen halten.
Auch wenn das Für und Wider immer wieder diskutiert wird – es gibt keinen sichereren Weg, Babys und Kinder vor gefährlichen Infektionskrankheiten zu schützen. Denn Impfungen – genau wie Vorsorgeuntersuchungen – können Babys und Kleinkinder vor gesundheitlichen Schäden langfristig schützen. Eine rechtzeitige Immunisierung verhindert, dass dauerhafte Gesundheitsschäden durch Krankheiten wie beispielsweise Diphtherie oder Polio entstehen.
Oftmals werden zudem sogenannte „Kinderkrankheiten“ wie Masern, Mumps und Keuchhusten unterschätzt. In einigen Fällen können diese Krankheiten schwere Komplikationen nach sich ziehen, die langjährige Folgeschäden verursachen können. Impfungen verhindern aber nicht nur den Ausbruch von Infektionskrankheiten. Der kleine Piks kann sogar lebensgefährliche Krankheitserreger vollständig vernichten – so wie es mit Pocken und Polio in Europa bereits erfolgreich gelungen ist. Eine Impfmüdigkeit bei Säuglingen und Kleinkindern könnte daher verheerende Folgen haben.
Impfen – Risiken und Nebenwirkungen?
Dennoch: Kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert wie das Impfen. Nicht alle Eltern sind von dem empfohlenen Impfprogramm überzeugt. Viele Impfkritiker sprechen sich dabei besonders gegen ein frühzeitiges Impfprogramm bei Säuglingen aus, da die Impfungen auch unvorhersehbare Nebenwirkungen hervorrufen können. Dagegen spricht ihrer Meinung nach vor allem die Tatsache, dass die Impfung mit abgeschwächten, aktiven Impfstoffen bei Babys und Kleinkindern schwerwiegende Reaktionen hervorrufen können. Das Immunsystem der Kleinen ist nämlich noch nicht vollständig ausgereift, um Krankheitserreger vollständig zu bekämpfen.
Außerdem befürchten einige Eltern, dass die Impfstoffe allergenwirkende Substanzen enthalten, die Impfnebenwirkungen hervorrufen können. Allerdings sind moderne Impfstoffe mittlerweile sehr gut verträglich, sodass Impfkomplikationen nahezu ausgeschlossen werden können. Leichte Lokalreaktionen, wie beispielsweise Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle, sind nicht weiter besorgniserregend und ‚normale‘ Reaktionen darauf, dass die körpereigene Abwehr auf den Impfstoff reagiert. Diese geringen Nebenwirkungen stehen in keinem Verhältnis zum Risiko, das besteht, wenn die Kids gar nicht geimpft werden. Am besten Sie informieren sich über die empfohlenen Impfungen bei Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Krankenkasse. Dort können Sie alle bestehenden Fragen genauestens besprechen.
Das passiert beim Impfen
Eine Impfung dauert meist nur wenige Sekunden. Bei Säuglingen und Kleinkindern wird der Impfstoff überwiegend in den Oberschenkel injiziert, wo sich am meisten Körperfett befindet und der kleine Piks am wenigsten zu spüren ist. „Die Babys spüren den kleinen Piks kaum. Häufig ist es eher der Schreck vor der ungewohnten Situation, der die Kleinen zum Weinen bringt“, erklärt unsere erfahrene Mama Karen Sander. „Damit der Arzt beim Impfen auch nicht mit der Spritze abrutschen kann, wird dabei auch oft der sogenannte ‚Krankenschwestergriff‘ angewendet, bei dem das Kind sich nicht bewegen kann.“ Die folgenden Auffrischungsimpfungen werden dann in den Oberarm gepikst, der im Laufe der Monate einiges an Fettgewebe zugenommen hat.
Je nach Impfstoff werden entweder abgeschwächte (aktive Immunisierung) oder abgetötete (passive Immunisierung) Bakterien oder Viren verabreicht. Der aktive Impfstoff wird dabei bei Mumps, Masern und Röteln verwendet. Bei Tetanus, Diphtherie, Polio und Hepatitis hingegen wird eine Impfung mit passiven Erregern vorgenommen. Das Immunsystem der Kleinen reagiert dann auf diesen Impfstoff wie auf einen natürlichen Krankheitserreger und bildet entsprechende Abwehrstoffe. Diese sogenannten Antikörper werden im Körper gespeichert und gegebenenfalls wieder abgerufen.
Angst vor dem kleinen Piks
Bei den ersten Impfungen sind die Kinder noch sehr klein und verstehen noch nicht, was bei einer Impfung überhaupt passiert. Eine Angst vor der Impfung besteht hier noch nicht, lediglich die fremde Umgebung der Arztpraxis kann die kleinen Babys verunsichern und sie unruhig werden lassen. „Viele Kinderärzte setzen beim Impfen auf den Überraschungseffekt, d. h. die Kleinen werden ohne großartige Vorbereitung geimpft. Bei den ersten Impfungen sind die Babys ja auch noch viel zu klein, um den ganzen Vorgang zu begreifen“, erklärt unsere Familienexpertin Karen Sander. „Der kleine Piks dauert nur wenige Sekunden. Solange die Kinder beim Impfen ihre Eltern anschauen können und diese Ruhe ausstrahlen, ist für das Kind alles gut.“ Als Eltern sollten Sie versuchen, Ihr Kind zu beruhigen und zu trösten. Nehmen Sie Ihren kleinen Liebling in den Arm und reden Sie mit ihm. Beim Impftermin darf natürlich das geliebte Kuscheltier oder die gewohnte Kuscheldecke Ihres Kindes nicht fehlen. Auch eine schöne und zugleich schützende Hülle für das Untersuchungsheft gibt dem Arzttermin gleich ein viel freundlicheres Gesicht.
Auch wenn es nur ein kleiner Piks ist – viele Kinder haben später Angst vor den Auffrischungsimpfungen. Im Alter von 5 Jahren bekommen die meisten Kids eine Tetanus- und Diphtherie-Auffrischung. Oftmals haben die Kleinen negative Erfahrungen gemacht und verbinden diese mit jedem darauffolgenden Arzttermin. Erklären Sie Ihrem Kind, dass ein Arzttermin nicht immer mit Schmerzen verbunden sein muss. Dabei sollten Sie aber nicht versprechen, dass eine Impfung gar nicht wehtut. Ersetzen Sie solche Aussagen lieber durch ein „Alles wird gut" oder „Der kleine Piks ist gleich vorbei!" Sie können auch ein Bilderbuch zu Hilfe nehmen, dass den Kindern den Ablauf einer Impfung bildlich schildert. „Wichtig ist auch, den etwas älteren Kindern zu erklären, dass eine Impfung notwendig ist, damit man später keine schlimme Krankheit bekommt“, rät Karen Sander.
Natürlich können Sie auch den behandelnden Kinderarzt um Rat fragen. Dieser ist erfahren im Umgang mit kleinen ‚Angstpatienten‘ und hat sicher den einen oder anderen Trick parat. Wenn Sie selber Angst vor Spritzen haben, dann kann es auch von Vorteil sein, Ihr Kind während der Impfung mit dem Kinderarzt und der Arzthelferin allein zu lassen. Viele Kinder sind äußerst sensibel – sie spüren die Angst der Eltern und werden dadurch ebenfalls nervös. Als Belohnung für die erfolgreich überstandene Impfung können Sie Ihrem Kind auch ein kleines Spielzeug schenken. Der Impftermin wird ihm dadurch positiv in Erinnerung bleiben.
Bitte zu jedem Impftermin folgende Unterlagen mitbringen:
- Versichertenkarte der Krankenkasse
- Untersuchungsheft des Kindes
- Impfpass