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Aufklärung für Kinder

„Bald ist es soweit, endlich bekomme ich ein kleines Geschwisterchen!“ Genau darauf freuen sich viele Kinder, die es kaum erwarten können, dass das Baby aus dem Bauch ihrer Mamas das Tageslicht erblickt. Auch wenn es bis dahin noch ein wenig Zeit ist, wird Mama und Papa häufig die Frage gestellt, wie das Baby denn eigentlich in den Bauch gekommen ist.

Inhaltsverzeichnis

1. Blumen und Bienen oder der Storch mit dem Tuch?
2. Kindergarten – Es ist nie zu früh
3. Schulkinder – Provozieren und Austesten
4. Unterstützung durch Bücher
5. Aufklärung in der S-Bahn oder im Supermarkt?
6. Die richtige Wortwahl
7. Die Entscheidung liegt bei euch
8. Interview zum Thema "Aufklärung bei Kindern"

1. Blumen und Bienen oder der Storch mit dem Tuch?

Die Geschichte von den Blumen und Bienen kennen Sie sicher auch und viele Eltern versuchen auf diese Art und Weise den Kindern zu erklären, wie Babys entstehen. Einige Eltern erzählen aber auch gern die Geschichte vom Storch, der den Nachwuchs in einem Tuch bringt. Aber ist es richtig ein Kind bei einem Thema, das es früher oder später weiter beschäftigen wird,„anzulügen“?

Es ist ganz natürlich, dass Kinder bereits im Kindergartenalter mehr über ihren Körper wissen wollen und ganz ohne Scheu Fragen stellen. Das ist auch der Grund, warum über das Thema „Aufklärung für Kinder“ immer wieder heiß diskutiert wird.

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2. Kindergarten – Es ist nie zu früh

Beim Thema Aufklärung gibt es eigentlich kein zu früh! Sobald die Kids bereit sind eine Frage zu stellen, sollten sie gewöhnlicher Weise auch bereit sein, darauf eine ordentliche und kindgerechte Antwort zu bekommen. Jetzt stellen Sie sich sicher die Frage: Was ist denn überhaupt kindgerecht bei einem Thema, das sogar einige Erwachsene noch rot werden lässt? Natürlich stellen 4-jährige Kinder andere Fragen zum Thema Babys als 9-jährige, deshalb sollten die Antworten auf das Alter Ihres Kindes abgestimmt sein.

Die Kleinen geben sich meist schon mit einer kurzen Antwort zufrieden. Halten Sie die Antworten deshalb schön einfach und unkompliziert. Stellt Ihr Kind die Frage, wo es denn eigentlich her kommt, können Sie zum Beispiel antworten: „Du bist im Bauch von Mama entstanden, dort bist du 9 Monate lang gewachsen, bis zu deiner Geburt.“ Geben Sie Ihren Kleinen die Antworten am Besten *in kleinen „Happen“,* sodass sie bei weiterer Ungewissheit weitere Fragen stellen können. Sollten Sie nicht genau wissen, was Sie auf diese Fragen antworten können, haben wir hier ein paar Vorschläge, wie man es machen könnte:

„Woher komme ich?“ – „Du wurdest in dem Bauch von deiner Mutter gemacht und bist dort gewachsen, bis du dann soweit warst geboren zu werden.“

„Und wie bin ich in den Bauch gekommen“ – „Ein Ei von Mama und ein Samen von Papa haben sich vereint. So ist dann ein Kind erzeugt worden – Du!“ oder „Das ist ein bisschen wie beim Backen: Durch zwei Zutaten entsteht ein schöner Kuchen. Nur sind das wie beim Backen nicht Mehl und Butter, sondern eine Eizelle von der Mama und ein Samen vom Papa.“

„Werden wirklich alle Babys so gemacht?“ – „Ja, alle Menschenkinder und auch viele Tierkinder werden so gemacht."

„Und wie kann das Baby im Bauch leben? Kann es dort atmen und essen?“ – „Das Baby ist dort in einer besonderen Hülle, genannt Gebärmutter. Dort kann es ganz normal atmen und bekommt das Essen von der Mama über die sogenannte Nabelschnur.“

„Und wie kommt das Baby dann wieder aus dem Bauch raus?“ – „Nach einer langen Zeit, wenn das Baby zu groß für den Bauch der Mutter ist und mehr zu Essen braucht, als es im Bauch bekommen kann, muss es geboren werden. Dann zeigt das Baby der Mama, dass es so weit ist und Mama und Papa fahren gemeinsam ins Krankenhaus, wo Ärzte helfen, das Baby auf die Welt zu bringen. Genauso war es auch bei dir. Das war ein sehr schöner Moment in unserem Leben.“

„Kann ich denn auch wieder in den Bauch zurück?“ – „Auch wenn die Kinder es sehr gut im Bauch der Mutter haben, können sie nicht wieder zurück. Aber hier draußen ist es ja auch sehr schön. Wir können uns sehen, miteinander reden und ganz viel spielen.“

„Kann ich oder Onkel Peter auch ein Baby bekommen?“ – „Nein, Onkel Peter kann kein Baby im Bauch haben, weil nur weibliche Körper Babys wachsen lassen können. Wenn du später einmal groß genug bist, kannst auch du bzw. deine Frau Kinder bekommen, jetzt ist dein Körper aber noch nicht ausgewachsen, d.h. das Baby kann dort noch nicht wachsen.“

3. Schulkinder – Provozieren und Austesten

Die Kids sollten ruhig schon früh aufgeklärt werden, da das Thema früher oder später im Sachunterricht in der Schule behandelt wird. Gerade dann ist es gut, wenn die Kinder schon ein gewisses Vorwissen haben. Schulkinder, die noch nicht aufgeklärt wurden, nutzen das Thema nämlich auch gern einmal, um ihre Eltern, Lehrer oder andere Kinder zu provozieren. Gerade dann sollten Sie ganz ruhig und sachlich bleiben, damit Ihr Kind weiß, dass es sich dabei um kein Tabu-Thema handelt und Sexualität etwas ganz Normales ist, das niemandem peinlich sein muss.

4. Unterstützung durch Bücher

Eine tolle Unterstützung bei der Aufklärung sind außerdem viele Ratgeber und Bücher für Kinder, die das Thema behandeln. Diese können Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind angucken und auf weitere Fragen eingehen. So bekommt das Kind übermittelt, dass es ein Thema ist, über das man offen sprechen kann. Am besten stellen Sie das Buch ins Regal neben die Lieblingsbücher eures Kindes, sodass es sich das Buch auch allein aus dem Bücherregal nehmen und anschauen kann. Die Lernbilderbücher und Sachbücher, wie „Was macht das Baby in Mamas Bauch?“ und „Unser Baby“ aus dem tausendkind Shop sind da zum Beispiel tolle Geschichten, die Ihre Kids super informieren.

5. Aufklärung in der S-Bahn oder im Supermarkt?

Kinder werden immer sehr neugierig, wenn sie eine schwangere Frau sehen und stellen unzählige Fragen. Natürlich können Sie nie wissen, wann und wo solche Fragen gestellt werden. Etwas unangenehm wird es den Eltern aber, wenn die Kleinen ausgerechnet in der Bahn mit Fragen anfangen wie „Mama, wie entstehen Babys?“ und „Papa, wenn du und Mama ein Baby bekommt, weil ihr euch lieb habt, können du und Tante Marie auch zusammen ein Baby bekommen, ihr habt euch ja auch lieb?“. Da warten nicht nur die Kids, sondern auch die anderen Fahrgäste mit einem Schmunzeln gespannt auf eure Antwort. Sagen Sie Ihrem Kind am besten, dass man Fragen über intime Dinge im Privaten bespricht. Versuchen Sie aber dabei zu zeigen, dass es kein Tabuthema ist, sondern einfach ein ruhiger Moment dafür gesucht werden sollte, wie zum Beispiel beim gemeinsamen Puzzeln, bei einer kleinen Teepause, auf einer längeren Autofahrt oder vor dem ins Bett bringen.

Zeigen die Kids aber so viel Interesse, weil jemand im Familien- oder Freundeskreis schwanger ist, sollten sie auf jeden Fall mit in die Schwangerschaft einbezogen werden. Besonders bei werdenden großen Geschwistern ist das Interesse riesig, einmal den Babybauch zu streicheln und das Treten des Babys zu spüren. Ganz interessant finden die Kleinen es auch, wenn man ihnen ein Ultraschallbild zeigt und sie das erste Mal ihr Geschwisterchen sehen, da steigt die Vorfreude gleich noch einmal!

6. Die richtige Wortwahl

Damit die Kids merken, dass ihnen beim Thema Sexualität wirklich keine Frage peinlich sein muss, sollten Sie auch die anatomisch korrekten Begriffe verwenden. Mit Worten wie „Pippi“ und „Muschi“ kann eine sehr ernste und sachliche Antwort nämlich schnell affig wirken. Und Körperteile wie Penis und Vagina sind eigentlich im Prinzip nicht anders als Arme, Beine und Kopf. Und je gelassener und natürlicher Sie das Thema behandeln, desto einfacher fällt es auch den Kids ganz natürlich darüber zu reden!

7. Die Entscheidung liegt bei Ihnen

Am Ende sollten aber alle Eltern selbst entscheiden, wie und wann sie ihr Kind aufklären. Denn Sie kennen Ihr Kind am besten!

Für noch mehr Infos zum Thema lesen Sie, was Dorothee Dahinden und Kerstin Lüking von MutterKutter zum Thema Aufklärung für Kinder zu sagen haben. Auch interessant: ein Interview mit Sexualtherapeut Carsten Müller zum Thema.

8. Interview zum Thema "Aufklärung bei Kindern"

„Mir wurde wirklich noch die Geschichte von den Bienchen und Blümchen erzählt. Im Nachgang ist das unglaublich. Sowas von fern der Realität. Aber damals war das so.“ – das hat meine Mutter mir, Doro, neulich erst erzählt, als wir über das Thema sexuelle Aufklärung gesprochen haben. Total irre, finde ich. Und auch cool, wie sich das Familienleben, die Gedanken und Werte innerhalb von Jahrzehnten doch drastisch ändern können. Meine Mutter ist selbst schon ganz anders, direkt und völlig frei aufgeklärt. Ich muss auch in der Vorschule oder in der ersten Klasse gewesen sein, als sie mir erzählt hat, wie der Hase läuft und Babys entstehen. Ich weiß noch, dass nicht ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg, sondern mir selbst. Und dass ich mit gepressten Lippen ein „Bäh, wie eklig!“ hervorgepresst habe.



Nun gut ... irgendwann wurde auch ich Teenie und las Jugendzeitschriften. Dann fand ich Sex nicht mehr eklig, sondern aufregend. Und dennoch haben sich diese Bilder von den Mädchen und Jungs, die diesen Knopf für das Nackt-Selfie gedrückt haben, bei mir eingebrannt. Dazu dann diese Leser/innen-Fragen und Texte vom Dr. Sommer-Team – was der Bio-Unterricht offenbar versäumt hatte, erfuhr ich aus Teenie-Blättern. In meiner Erinnerung wurde es damals so dargestellt, dass „Jungs sich die Mädchen nehmen“. Dass das von Natur aus so sei. Mädchen kichern, Jungs sind die Hengste. Diversität? Menschen mit Behinderung, verschiedene sexuelle Orientierungen? Waren offenbar – zumindest meiner Erinnerung nach – gar kein Thema. Genauso erinnere ich mich nur an weiße Jugendliche. Und beim Tippen läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ich war zwar aufgeklärt, ja. Aber nur über den Akt an sich – nicht darüber, dass Liebe und Familie bunt sind. Und nicht darüber, dass wir Mädchen und Frauen unsere Bedürfnisse und Grenzen im Hinblick auf die Sexualität klar äußern dürfen. Ich habe auch bis vor zwei Jahren das Wort „Scheide“ statt „Vulva“ benutzt, wenn ich über den äußeren Teil des weibliche Geschlechtsorgans gesprochen habe. Dann wurde ich eines Besseren belehrt: Die Vulva wiederum besteht ja aus der Scheide, der Klitoris, der Harnröhrenöffnung und den äußeren und inneren Lippen.

Aber genau das können meine Kinder heute schon besser. Sie wissen nicht nur, wie die Geschlechtsteile genau bezeichnet werden, sondern auch, dass es die unterschiedlichsten Familienkonstellationen und sexuellen Orientierungen gibt. Ich gebe ihnen mit, dass ein „NEIN!“ ein Nein ist und dass ihr Körper ihnen selbst gehört. Lernen durfte ich in diesem Zusammenhang auch viel von unserem Gastautoren Carsten Müller. Er ist Sexualtherapeut und -pädagoge und hat das Aufklärungsbuch „Von wegen Bienchen und Blümchen“ für Kinder geschrieben. Nicht nur der Titel bringt es auf den Punkt. Das Buch ist einfach so klasse. Wir lesen es immer wieder – Carsten hat eine tolle Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen und uns Eltern möglichen Scham zu nehmen. Wir freuen uns, dass Carsten uns hier bei tausendkind als Experte zur Seite steht. Wir haben mit ihm bei tausendkind bereits über das Thema Sexualtität in der Partnerschaft gesprochen.

Carsten Müller
Sexualtherapeut Carsten Müller (© Immo Fuchs)

Lieber Carsten, dein Buch "Von wegen Bienchen und Blümchen" ist echt ein Volltreffer. Wir lesen es in meiner Familie ständig! Warum wolltest du noch ein Buch für Kinder zu schreiben?

Naja, weil es eben gar nicht so viele gute Aufklärungsbücher für Kinder gibt (lacht). Mal im Ernst: Der Klassiker – Peter Ida und Minimum – ist inhaltlich an viel Stellen immer noch gut. Aber bitte schaue dir das Buch mal aus dem Blickwinkel von Vielfalt und Diversität an. Da kommt man sehr schnell zu der Erkenntnis, dass es da noch nicht so viel dazu gibt. Die Zeiten haben sich zum Glück geändert und ich wollte ein Aufklärungsbuch machen, das auf der einen Seite nicht nur die Frage beantwortet, woher die Babys kommen, sondern in denen es auch um Gefühle, um Körperwissen, um Medien etc. geht. Und das alles eben eingebettet in einer großen Vielfalt von Menschen, Hautfarben, Familienkonstrukten, Lebensformen usw. Denn dadurch kann eine Identifikation entstehen. Denn wenn Lebensformen, wie z.B. Homosexualität in Bilderbüchern nicht vorkommen, dann gibt es sie auch nicht.

Und wieso ist es so wichtig, dass wir unsere Kinder aufklären?

Weil wir so die ersten Vorstellungen, Bilder, Emotionen und Gefühle der Kinder prägen können. Außerdem haben wir die Verantwortung, die Kinderfragen (die unweigerlich kommen werden) auf Sachebene zu beantworten. Bei der Frage, wo die Kuhmilch herkommt, werden wir auch alters- und entwicklungsentsprechend antworten. Andere Themen, wie z.B. Ernährung geben wir ja auch nicht aus unserer Hand. Warum sollten wir das dann bei diesem Thema tun? Außerdem bin ich persönlich froh, wenn die Eltern selbst auf die Kinderfragen antworten und das nicht über eine Suchmaschine läuft, Alexa oder Siri gefragt werden oder die großen Nachbarskinder darauf antworten.

Und wie gehen wir mit direkten Fragen um, die uns selbst vielleicht peinlich sind, z.B. "War dein Penis auch schon in Mamas Vagina?" oder "Macht ihr das auch oft“?

Eltern dürfen sich Zeit verschaffen. Und dürfen auch peinlich berührt sein. Sie müssen nicht aus der Pistole geschossen antworten, sondern dürfen sich selber informieren. ABER: Wenn ich mir Zeit verschaffe, liegt der Spielball bei mir und ich MUSS meiner Verantwortung gerecht werden und das Thema wieder ansprechen.

Bitte nie das große Küchen-Aufklärungsgespräch führen. Beantworten Sie die eine Frage und daraus vielleicht aufkommende nächsten Fragen, aber: Der junge Mensch gibt das Tempo vor! Jede Frage braucht eine Antwort und ich wiederhole: jede. Denn wenn die Erwachsenen die Frage nicht beantworten, dann wird das jemand anderes übernehmen. Die Frage ist ja nicht weg. Im Gegenteil: Es wird sogar spannender. Im schlechtesten Fall übernimmt die Antwort dann sogar Alexa, Siri oder diverse Internetseiten. Glauben Sie mir, das wird mehr Fragen aufwerfen, als dass es irgendwelche Dinge erklärt.

Woher kommt unsere Scham und wie gehen wir mit ihr um?

Die Scham kommt oft dadurch, dass wir eine erwachsenen Sicht auf das Thema haben. Wir haben eigene Bilder und eigene Erfahrungen mit dem Thema. Das haben die Kinder noch nicht, für sie ist und bleibt es ein reines Sachthema. Runter gebrochen: Kindliche Sexualität ist keine Erwachsenen-Sexualität. Außerdem sehen sich Eltern in diesen Momenten mit ihrer eigenen Scham und Sprachlosigkeit konfrontiert. Diese Sprachlosigkeit wird ja oft von Generation zu Generation weitervererbt. Dabei soll es in Gesprächen mit Kindern über Sexualität nicht um Perfektion gehen. Ich darf peinlich berührt sein oder keine Antwort wissen!

Aufklärung-Fragen

Stichwort Doktorspiele unter Kindern: Wie normal sind sie und welche Regeln sollten dafür gelten?

Es ist völlig normal, dass Kinder sich vergleichen, neugierig auf andere Kinder sind und sich auch in diesen Spielen ausziehen. Genauso wie bei anderen Spielen braucht es aber Regeln – und die Kinder müssen natürlich die Regeln auch kennen. Denn sonst können sie sich auch nicht daran halten. Also durchatmen und wenn es Ihnen zu weit geht, dann dürfen Sie das auch beenden. Bitte nicht schimpfen, sondern ganz sachlich das Spiel beenden. Sie dürfen auch mal die Süßigkeiten-Kiste rausholen, aber vorher Hände waschen (lacht).

Als gültige Regeln würde ich für sog. „Doktorspiele“ folgende vorschlagen:

  1. Alle spielen freiwillig mit.
  2. Jeder spielt nur, was er spielen will.
  3. Bei den Spielen dürfen nur andere Kinder mitmachen – keine Jugendlichen und keine Erwachsenen.
  4. Ihr steckt euch kein Spielzeug, andere Gegenstände oder Körperteile in Nase, Ohr, Popo, Scheide oder andere Löcher im Körper.
  5. Ihr spielt nur Dinge, die Spaß machen und die sich gut anfühlen.
  6. Wenn ein Kind „Stopp!“ sagt, hört ihr sofort auf.
  7. Ihr passt auf, dass euch niemand Fremdes sieht.
  8. Ihr dürft immer Hilfe holen.

Vielen Dank, Carsten!

Mehr über Carsten finden Sie auf Instagram und bei Facebook.

Kerstin Lüking
Kerstin Lüking, Hebamme und Expertin von MutterKutter (© Anne Seliger)

Auch bei meiner Arbeit als Hebamme komme ich, Kerstin, natürlich immer wieder mit dem Bereich sexuelle Aufklärung in Kontakt. Mich haben tatsächlich öfter die Lehrer/innen meiner eigenen Kinder darum gebeten, die Unterrichtseinheit zu übernehmen, in der es darum ging, den Schüler/innen zu erklären, wie denn nun Babys auf die Welt kommen. Genauer: Wie die Nummer mit dem Sex funktioniert. Ich musste die Erfahrung machen: Der Geschlechtsakt an sich wurde gerne von Pädagog*innen-Seite ausgeklammert. Ich habe dafür zum Teil auch Verständnis, denn nichts ist blöder, als vor einer gackernden Klasse stehen zu müssen. Da gibt man diesen Teil auch gerne und verständlicherweise an eine Fachfrau ab. Um ehrlich zu sein: Ich war immer wieder geplättet von dem Wissen, das viele Kinder tatsächlich schon mit ins Klassenzimmer gebracht haben. Begriffe, wie: Samenerguss, Penis, Orgasmus usw. wurden in trauter Runde professionell unter Sieben- bis Achtjährigen ausgetauscht. Auch der eigene Geburtsweg war ihnen geläufig: per Kaiserschnitt oder vaginaler Geburt, mit oder ohne vorausgegangenem Blasensprung. Holla, die Kinder wussten echt alles.

Ich finde: Es tut sich was in Sachen Aufklärung. Ich habe Freundinnen, die ganz selbstverständlich mit ihren Kindern das Aufrollen von Kondomen an Zucchinis üben und auch Begriffe, wie LGBTQ+ kennt heute fast jedes Kind. Natürlich tragen gute Bücher, wie z.B. das von Carsten, einen großen Teil dazu bei, aber auch die neue Generation der Eltern scheint offener und vor allem mutiger zu sein. Gott sei Dank, denn es geht ja hier um DAS Thema, das Leben schafft. Und das ist doch eigentlich die schönste Sache der Welt.