Den lieben langen Tag reden wir mit unseren Kindern und (wenn wir ehrlich sind) reden wir auch manchmal auf sie ein. Wäre es nicht praktisch und auch zielführender, wenn es da spezielle Sätze, bzw. Verhaltensweisen gäbe, mit denen wir unsere Kinder positiv beeinflussen und mehr Verständnis füreinander entwickeln könnten? Probiert doch mal diese neun Sätze aus!
- Ich bin immer für dich da
Für Kinder ist es sehr wichtig, in der Familie einen sicheren Hafen zu finden, der ihnen Geborgenheit vermittelt. Für Babys und Kleinkinder bedeutet dies in erster Linie einen Ort, an dem die Eltern auf ihre Bedürfnisse und Gefühle reagieren. Weinen, Hunger, Langeweile oder Angst? Mama und Papa sind immer für dich da! Wenn Kinder mobiler sind, sollten Eltern weiterhin wachsam sein, aber dennoch ausreichend Raum für Selbstständigkeit lassen. Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern vermitteln „Ich habe die Situation immer im Griff – egal, was passiert.“
Beispiel: Blutet das Knie nach einem Sturz, sollten Eltern nicht sofort hinrennen, sondern erst mal fragen, ob alles okay ist. So gibt man seinem Kind die Option, sich selbst zu helfen, suggeriert aber, dass man im Notfall immer da ist.
- Wie lautet das Zauberwort?
Diesen (nervigen) Satz kennt wohl jeder und meist erntet er ein Augenrollen, gefolgt von einem genervten, halbherzigen „Danke“. Besser: Vorbild sein! Woher sollen Kinder lernen, sich für Geschenke zu bedanken, wenn sie es nicht vorgelebt bekommen? Auch wenn es euch vielleicht spießig oder übertieben vorkommt, eurem Mann für die Unterstützung beim Abwasch oder eurer Frau für das leckere selbst gekochte Essen zu danken: Kinder erlernen die Grundformen der Höflichkeit am besten durch Vorbilder.
- Ich hab dich lieb, ganz egal, was du auch machst
Babys und Kleinkinder können uns schon lange, bevor sie überhaupt selbst sprechen können, verstehen. Hierbei helfen ihnen körperliche Nähe, Blickkontakt und die Tonlage unserer Stimme. Ein „Ich hab dich lieb“ stellt für Kleinkinder die unmittelbare Beantwortung ihrer Bedürfnisse dar. Reagieren Eltern auf das Weinen des Kindes, verankert sich in ihm „Ich bedeute etwas, ich werde geliebt.“ Dies bildet eine sichere Basis, aus der Kinder vertrauensvoll die Welt entdecken können. Klar, es ist nicht leicht, die Fassung zu bewahren, wenn Spaghetti durch die Küche fliegen oder der Nachwuchs nach dem gefühlt hundertsten Schlaflied immer noch mit weit aufgerissenen Augen im Bettchen liegt und uns dabei erwartungsvoll anblickt.
Die natürliche Reaktion: Wir sind genervt oder, noch schlimmer, schreien sogar. Das ist mehr als menschlich – nur leider falsch, denn Kinder können erst ab etwa 10 Jahren unterscheiden zwischen „Mama mag mein Verhalten nicht.“ und „Mama mag mich nicht.“ Versuche, sachlich zu bleiben und deinem Kind stets klarzumachen „Ich hab dich lieb, auch wenn du dich falsch verhalten hast.“ Achte immer auf klare Signale: Anstelle widersprüchliche Botschaften zu geben und innerlich kochend das hundertste „Schlaf, Kindlein schlaf“ mit der Spieluhr anzustimmen, solltest du klar sagen: “Das war jetzt das letzte Schlaflied, denn ich bin selbst müde.“
- Nein heißt Nein
Verbote führen häufig zu Konflikten – und auch zu Inkonsequenz, denn der Nachwuchs weiß meist ganz genau, was er sagen oder tun muss, damit aus Mamas und Papas „Nein“ ganz schnell ein „Ja“ wird. Leider tut man seinem Kind keinen Gefallen, wenn man immer wieder nachgibt. Denn dies führt nur dazu, dass Kinder die Lektion, mit Quengeln und Bocken nicht mehr weiter zu kommen, später schmerzvoll lernen müssen. Ein sachliches, standhaftes „Nein“ im Kreise der Familie wappnet Kinder also schon mal für zukünftige Konfliktsituationen.
- Fehler sind in Ordnung
Denn nur, wer Fehler macht, lernt, Probleme zu lösen. Versuche, die Fehler deiner Kinder immer als das zu sehen, was sie sind: Eine Information. Ermahne dich ruhig zu mehr Gelassenheit, wenn dein Kind zum wiederholten Mal die Milch verschüttet oder das Ball Fangen einfach noch nicht klappen will. Im Prinzip ist es nicht wichtig, wie exakt oder perfekt etwas ausgeführt werden kann, sondern wie groß der Wille ist, ohne Angst vor Misserfolgen etwas Neues zu probieren.
- So wie du es machst, ist es gut
Viele Eltern stecken jede Menge Energie in das Korrigieren ihrer Kinder. Sätze wie „Die Gurkenscheiben sind viel zu dick geschnitten!“ oder „Damit dein Bild noch schöner wird, solltest du ein bisschen genauer ausmalen“ rutschen Eltern oftmals leicht über die Lippen. Doch was beim Kind mit solchen Aussagen ankommt, ist lediglich „Egal, wie sehr du dich auch anstrengst, es ist nicht genug.“ Stell dir vor, du hast gerade etwas erreicht, auf das du sehr stolz bist und dann kommt jemand, dessen Meinung dir sehr wichtig ist, mit ebendiesen Aussagen daher… Demotivierend! Kinder lernen durch Beobachtung und Praxis, wie es richtig geht, keine Sorge!
- Du kannst das schaffen!
Kinder sind immer dann glücklich, wenn sie etwas geschafft haben. Hierfür ist die Zusprache der Eltern besonders wichtig. Auch, dass man als Elternteil seine Enttäuschung über nicht geschaffte Aufgaben oder unerreichte Ziele zurückhält ist wichtig. Setze deinem Kind Ziele, die es auch erreichen kann. Der Familienalltag steckt ja voller „Erfolgsaufgaben“, wie beispielsweise das Gemüse zu schneiden, den Tisch zu decken oder bei der Wäsche zu helfen, die den Nachwuchs anspornen.
- Warum „Gut gemacht“ zu wenig Lob ist
In der Erziehung sind das richtige Loben und auch Schimpfen elementare Bestandteile, bei denen auch so einiges schief gehen kann. Wer lediglich mit „Gut gemacht“ lobt, verteilt leider unwissentlich ein unnützes Lob, denn dem Kind wird mit so einer Aussage nicht klar, WAS es denn gut gemacht hat. Besser: Konkret benennen, was das Kind gerade getan hat. Mit einem „Wow, du hast schon ganz alleine deinen Schuh gebunden!“ können Kinder viel mehr anfangen.
- Liebe deinen Nächsten
In jedem Kind steckt in erster Linie ein Egoist, bei dem man sich verzweifelt fragt, ob er es jemals lernen wird, dass Teilen auch etwas Schönes sein kann. Aber keine Panik: Kinder müssen zuerst lernen, wie Emotionen richtig gedeutet werden und wie man auf sie reagiert. Dies funktioniert am besten, indem man sie auf Gefühle hinweist und Lösungsvorschläge anbietet: „Du, die Lea ist ganz traurig, weil sie keine Schaufel zum Spielen dabei hat. Was können wir dagegen tun? Vielleicht das Eimerchen hergeben, damit sie auch mitspielen kann?“ Gefühle wie Freude, Kummer, Wut, Hilflosigkeit oder Angst werden so zu festen Begriffen.