Wind in den Weiden
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Wind in den Weiden ist ein Klassiker der englischen Kinderliteratur. Seine Hauptpersonen, vier liebenswerte vierfüßige Gentlemen, haben schon Generationen von jungen und älteren Leserinnen und Lesern zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken gebracht - denn das, was Ratte, Maulwurf, Kröterich und Dachs so alles widerfährt, trägt oft sehr menschliche Züge. Und dennoch, auch wenn Dachs und Maulwurf in Höhlen hausen, die mit Mini-Menschenmöbeln ausgestattet sind, entspricht ihr Leben der Natur der Tiere. Sie leben in Freiheit, folgen dem Lauf des Jahres, vernehmen den Ruf der Heimat und sind glücklich, wenn sie beides haben: die Sicherheit des angestammten Baus und die unerschütterliche Treue ihrer Freunde. Mit wunderschönen Illustrationen von Eric Kincaid.
Ausstattung: durchgehend farbig illustriert
KAPITEL 1
DER FLUSS
Den ganzen Vormittag hatte derMaulwurf geschuftet: In seinem kleinen Haus war der Frühjahrsputz ausgebrochen.Zuerst mit Besen und Staubtuch, dann auf Leitern und Trittleitern und Stühlenund drittens
mit Pinsel und Tünche. Bis er Staubin Gurgel und Augen hatte und Placken weißer Tünche auf dem
schwarzen Pelz und ein Reißen imRücken und Schmerzen in den Armen. Der Frühling rumorte
oben in der Luft herum und unten inder Erde herum und rund um den Maulwurf herum. Er drang in sein
dunkles und bescheidenes Haus undbrachte seine eigenen Launen mit: die Unzufriedenheit der Götter und dieSehnsucht.
So kann es nicht erstaunen, wenn derMaulwurf plötzlich den Pinsel zu Boden schleuderte, »Schwachsinn!« und »Mit mirnicht!« sagte sowie »Zum Henker mit dem Frühjahrsputz!« und aus
dem Haus schoss ohne auch nur einenMantel überzuziehen.
Er wurde da oben verlangt, ganzdringlich, und er hastete zu dem steilen, engen Tunnel, der ihm als Einfahrtdiente.
Andere Tiere, deren Haus in Licht,Luft und Sonnenschein steht, benutzen breite Kieswege, aber der Maulwurf musstekratzen und krabbeln und kriechen und kramen, und dann wieder kramte und krochund krabbelte und kratzte er und war mit seinen kleinen Klauen schwer beschäftigtund meckerte »Hops und hoch! Hops und hoch!«, bis sein Nasenrüssel endlich - plopp! - herauskam in den Sonnenschein. Dannmerkte der Maulwurf, dass er sich auf einer großartigen Wiese wälzte.
»Dies ist sehr gut«, bemerkte derMaulwurf bei sich. »Dies ist weit besser als Tünchen.« Die Sonne brannte ihmauf den Pelz, eine feine Brise kühlte ihm die heiße Stirn und nachdem er solange eingekellert gewesen war, wirkte der Jubel der freundlichen Vögel auf ihnwie Geschrei. Alle vier Beine sprangen mit ihm in die Luft: Das Leben warlebenswert und schön war der Frühling ohne Frühjahrsputz. So kobolzte er über die Wiese bis zur Hecke auf der anderenSeite.
»Keinen Schritt weiter«, sagte einnicht mehr ganz junges Kaninchen. »Das Passieren dieser Privatstraße kosteteinen Groschen!«
Im selben Augenblick hatte derungeduldige und übermütige Maulwurf das Kaninchen aufs Kreuz gelegt.
Er trabte weiter an der Heckeentlang und verdummbeutelte die anderen Kaninchen,die eilig aus ihren Löchern linsten, um zu sehen, was es mit diesem Skandal aufsich habe.
»Zwiebelsoße! Zwiebelsoße!«,bemerkte er höhnisch und war auch schon verschwunden, bevor sich die Kaninchen einedurch und durch befriedigende Antwort ausgedacht hatten.
Und dann fingen sie an aufeinanderherumzuhacken: »Wie dumm du bist! Warum hast du ihm
nicht gesagt, dass«
»und warum hast du es ihmnicht gesagt?«
»Du hättest ihn immerhin daranerinnern können, dass« - und so weiter, wie man das immer macht. Aber es warnatürlich schon viel zu spät, wie es dann immer schon viel zu spät ist.
Es schien alles zu schön, um wahr zusein. Eilig streifte der Maulwurf hierher und dorthin, streifte an den langenHecken vorbei und durch das Unterholz und fand überall Vögel beim Nestbau,Blumen beim Knospen und Blätter beim Grünwerden. Alle waren fröhlich, allewurden etwas und alle hatten viel zu tun.
Sein Gewissen verhielt sich ganzruhig: Es quälte ihn nicht und flüsterte ihm nicht »Tünche!« ins Ohr.Stattdessen fühlte er sich prächtig - als einziger Faulpelz unter all diesentüchtigen Mitbürgern. In den Ferien ist vielleicht nicht das Nichtstun amschönsten, sondern: das Anderen-Leuten-beim-etwas-Tun-Zusehen.Sein Glück schien vollkommen, als er nach langem ziellosen Umherstrolchen plötzlicheinen randvoll mit Wasser gefüllten Fluss fand. Er hatte noch nie einen Flussgesehen: so ein glattes, gewundenes, pralles Tier, kollernd und kichernd, dasSachen gurgelnd ergreift und lachend wieder fahren lässt, um sich auf neue Spielgefährtenzu stürzen, die sich von ihm losreißen, um sich noch einmal fangen zu lassen.
Übersetzt von Harry Rowohlt
© Kein & Aber Verlag
- Autor: Kenneth Grahame
- Altersempfehlung: Ab 9 Jahre
- 2004, 21. Aufl., 160 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: Herta Winkler
- Übersetzer: Sybil Gräfin Schönfeldt
- Verlag: Bassermann
- ISBN-10: 380941669X
- ISBN-13: 9783809416692
- Erscheinungsdatum: 08.06.2004
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