Kinder vor seelischen Verletzungen schützen
Wie wir sie vor traumatischen Erfahrungen bewahren und im Ernstfall unterstützen können
Dieser Elternratgeber hilft, Kinder vor seelischen Verletzungen zu bewahren und im Ernstfall nach schlimmen Erlebnissen zu unterstützen. Einfach umsetzbare Rituale, Spiele und Alltagsideen stärken Selbstvertrauen und Widerstandskraft. Der bekannte...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Kinder vor seelischen Verletzungen schützen “
Dieser Elternratgeber hilft, Kinder vor seelischen Verletzungen zu bewahren und im Ernstfall nach schlimmen Erlebnissen zu unterstützen. Einfach umsetzbare Rituale, Spiele und Alltagsideen stärken Selbstvertrauen und Widerstandskraft. Der bekannte Traumaexperte Dr. Peter A. Levine sensibilisiert Eltern dafür, dass nicht nur Erfahrungen von Gewalt oder Katastrophen traumatisieren können. Auch erschreckende medizinische Eingriffe, Stürze und Verlusterfahrungen wie Scheidung oder Tod können tiefe Spuren hinterlassen, die Kinder jahrelang belasten.
Dieses Buch befähigt Eltern, auch in stressreichen und stürmischen Zeiten selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
»... ein wichtiges Werkzeug, das Eltern und allen Erwachsenen hilft, Kindern zur Seite zu stehen, die ein Trauma erlebt haben. Wenn wir anerkennen, dass traumatische Erfahrungen zum Leben dazugehören, sind wir aufgerufen, uns sinnvoll auf das Unvermeidbare vorzubereiten.«
Ron Scruggs, Sporttrainer, Vater und Großvater
Die Zahl ängstlicher, depressiver, hyperaktiver oder verschlossener Kinder ist erschütternd - und immer weiter steigend! Millionen von Kindern erfahren in ihrem Leben Mobbing, Gewalt, Missbrauch oder sexuelle Belästigung. Viele andere sind durch "alltäglichere" Torturen wie furchteinflößende medizinische Eingriffe, Unfälle, Verlust oder Scheidung traumatisiert. Dieses Buch gleicht einem Rettungsring für alle Eltern und andere begleitende Erwachsene, die sich fragen, wie sie ihren Kindern jetzt helfen können. Es bietet einfache, aber kraftvolle Werkzeuge, um Kinder vor Gefahren zu schützen und um ihnen zu helfen, nach Angst und Überwältigtsein die ihnen innewohnenden Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Nicht nur geben die Bestseller-Autoren Dr. Peter A. Levine und Maggie Kline Eltern praktische und unbezahlbare Schutzstrategien an die Hand. Sie wollen uns allen den Weg weisen, der aus einem Trauma herausführt und mit dem wir resiliente Kinder erziehen können, unabhängig davon, welchen Schwierigkeiten sie begegnen. Dieses Buch ist eine Schatztruhe an einfach anwendbaren Aktivitäten, die helfen, Stress zu bewältigen, Grenzen zu setzen und die körpereigenen Kraftquellen zu aktivieren. So kann den negativen Einflüssen des Traumas auf körperlicher, emotionaler und neurologischer Ebene entgegengewirkt werden.
Dieses bahnbrechende Buch verschafft allen, die mit Kindern leben und arbeiten, einen klärenden Zugang zu einem oft verwirrenden und komplexen Thema und befähigt Eltern, auch in stressreichen und turbulenten Zeiten wirklich selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
Vorbeugen, stärken, Selbstheilungskräfte aktivieren
Einfach anwendbare, wirksame Selbsthilfe-Maßnahmen
Dieses Buch befähigt Eltern, auch in stressreichen und stürmischen Zeiten selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
Dieses Buch befähigt Eltern, auch in stressreichen und stürmischen Zeiten selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
»... ein wichtiges Werkzeug, das Eltern und allen Erwachsenen hilft, Kindern zur Seite zu stehen, die ein Trauma erlebt haben. Wenn wir anerkennen, dass traumatische Erfahrungen zum Leben dazugehören, sind wir aufgerufen, uns sinnvoll auf das Unvermeidbare vorzubereiten.«
Ron Scruggs, Sporttrainer, Vater und Großvater
Die Zahl ängstlicher, depressiver, hyperaktiver oder verschlossener Kinder ist erschütternd - und immer weiter steigend! Millionen von Kindern erfahren in ihrem Leben Mobbing, Gewalt, Missbrauch oder sexuelle Belästigung. Viele andere sind durch "alltäglichere" Torturen wie furchteinflößende medizinische Eingriffe, Unfälle, Verlust oder Scheidung traumatisiert. Dieses Buch gleicht einem Rettungsring für alle Eltern und andere begleitende Erwachsene, die sich fragen, wie sie ihren Kindern jetzt helfen können. Es bietet einfache, aber kraftvolle Werkzeuge, um Kinder vor Gefahren zu schützen und um ihnen zu helfen, nach Angst und Überwältigtsein die ihnen innewohnenden Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Nicht nur geben die Bestseller-Autoren Dr. Peter A. Levine und Maggie Kline Eltern praktische und unbezahlbare Schutzstrategien an die Hand. Sie wollen uns allen den Weg weisen, der aus einem Trauma herausführt und mit dem wir resiliente Kinder erziehen können, unabhängig davon, welchen Schwierigkeiten sie begegnen. Dieses Buch ist eine Schatztruhe an einfach anwendbaren Aktivitäten, die helfen, Stress zu bewältigen, Grenzen zu setzen und die körpereigenen Kraftquellen zu aktivieren. So kann den negativen Einflüssen des Traumas auf körperlicher, emotionaler und neurologischer Ebene entgegengewirkt werden.
Dieses bahnbrechende Buch verschafft allen, die mit Kindern leben und arbeiten, einen klärenden Zugang zu einem oft verwirrenden und komplexen Thema und befähigt Eltern, auch in stressreichen und turbulenten Zeiten wirklich selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
Vorbeugen, stärken, Selbstheilungskräfte aktivieren
Einfach anwendbare, wirksame Selbsthilfe-Maßnahmen
Dieses Buch befähigt Eltern, auch in stressreichen und stürmischen Zeiten selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
Klappentext zu „Kinder vor seelischen Verletzungen schützen “
Dieser Elternratgeber hilft, Kinder vor seelischen Verletzungen zu bewahren und im Ernstfall nach schlimmen Erlebnissen zu unterstützen. Einfach umsetzbare Rituale, Spiele und Alltagsideen stärken Selbstvertrauen und Widerstandskraft. Der bekannte Traumaexperte Dr. Peter A. Levine sensibilisiert Eltern dafür, dass nicht nur Erfahrungen von Gewalt oder Katastrophen traumatisieren können. Auch erschreckende medizinische Eingriffe, Stürze und Verlusterfahrungen wie Scheidung oder Tod können tiefe Spuren hinterlassen, die Kinder jahrelang belasten. Dieses Buch befähigt Eltern, auch in stressreichen und stürmischen Zeiten selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
»... ein wichtiges Werkzeug, das Eltern und allen Erwachsenen hilft, Kindern zur Seite zu stehen, die ein Trauma erlebt haben. Wenn wir anerkennen, dass traumatische Erfahrungen zum Leben dazugehören, sind wir aufgerufen, uns sinnvoll auf das Unvermeidbare vorzubereiten.«
Ron Scruggs, Sporttrainer, Vater und Großvater
Die Zahl ängstlicher, depressiver, hyperaktiver oder verschlossener Kinder ist erschütternd - und immer weiter steigend! Millionen von Kindern erfahren in ihrem Leben Mobbing, Gewalt, Missbrauch oder sexuelle Belästigung. Viele andere sind durch "alltäglichere" Torturen wie furchteinflößende medizinische Eingriffe, Unfälle, Verlust oder Scheidung traumatisiert. Dieses Buch gleicht einem Rettungsring für alle Eltern und andere begleitende Erwachsene, die sich fragen, wie sie ihren Kindern jetzt helfen können. Es bietet einfache, aber kraftvolle Werkzeuge, um Kinder vor Gefahren zu schützen und um ihnen zu helfen, nach Angst und Überwältigtsein die ihnen innewohnenden Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
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Nicht nur geben die Bestseller-Autoren Dr. Peter A. Levine und Maggie Kline Eltern praktische und unbezahlbare Schutzstrategien an die Hand. Sie wollen uns allen den Weg weisen, der aus einem Trauma herausführt und mit dem wir resiliente Kinder erziehen können, unabhängig davon, welchen Schwierigkeiten sie begegnen. Dieses Buch ist eine Schatztruhe an einfach anwendbaren Aktivitäten, die helfen, Stress zu bewältigen, Grenzen zu setzen und die körpereigenen Kraftquellen zu aktivieren. So kann den negativen Einflüssen des Traumas auf körperlicher, emotionaler und neurologischer Ebene entgegengewirkt werden.
Dieses bahnbrechende Buch verschafft allen, die mit Kindern leben und arbeiten, einen klärenden Zugang zu einem oft verwirrenden und komplexen Thema und befähigt Eltern, auch in stressreichen und turbulenten Zeiten wirklich selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
Nicht nur geben die Bestseller-Autoren Dr. Peter A. Levine und Maggie Kline Eltern praktische und unbezahlbare Schutzstrategien an die Hand. Sie wollen uns allen den Weg weisen, der aus einem Trauma herausführt und mit dem wir resiliente Kinder erziehen können, unabhängig davon, welchen Schwierigkeiten sie begegnen. Dieses Buch ist eine Schatztruhe an einfach anwendbaren Aktivitäten, die helfen, Stress zu bewältigen, Grenzen zu setzen und die körpereigenen Kraftquellen zu aktivieren. So kann den negativen Einflüssen des Traumas auf körperlicher, emotionaler und neurologischer Ebene entgegengewirkt werden.
Dieses bahnbrechende Buch verschafft allen, die mit Kindern leben und arbeiten, einen klärenden Zugang zu einem oft verwirrenden und komplexen Thema und befähigt Eltern, auch in stressreichen und turbulenten Zeiten wirklich selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
- Vorbeugen, stärken, Selbstheilungskräfte aktivieren
- Einfach anwendbare, wirksame Selbsthilfe-Maßnahmen
- Dieses Buch befähigt Eltern, auch in stressreichen und stürmischen Zeiten selbstbewusste und lebensstarke Kinder großzuziehen.
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Lese-Probe zu „Kinder vor seelischen Verletzungen schützen “
Kinder vor seelischen Verletzungen schützen von Peter A. Levine, Maggie Kline Trauma ist eine Tatsache im Leben
Die schlechte Nachricht lautet, dass Trauma eine Tatsache im Leben
ist. Die gute Nachricht ist, dass das auch für die menschliche
Widerstandsfähigkeit gilt. Einfach ausgedrückt, heißt Widerstandsfähigkeit,
dass wir alle die Kraft haben, uns von Stress und Gefühlen
wie Angst, Hilflosigkeit und Überwältigung zu erholen. Als
Analogie für Widerstandsfähigkeit (in der Fachwelt auch »Resilienz
« genannt) benutzen wir manchmal das Bild einer Sprungfeder.
Wenn Sie eine solche Feder auseinanderziehen, schnellt sie danach
auf ihre ursprüngliche Größe und Form zurück. Dehnen Sie die
Feder allerdings zu oft (oder wenden zu viel Kraft auf), verliert sie
mit der Zeit ihre Elastizität.
Menschen, vor allem junge Menschen, müssen ihre Widerstandsfähigkeit
jedoch nicht zwangsläufig durch natürliche Abnutzung
verlieren. Im Gegenteil: Wir sind in der Lage, unsere Resilienz
durch die Auseinandersetzung mit dem Stress und den Belastungen
unseres Lebens noch zu stärken und zu kräftigen. Widerstandsfähige
Kinder sind meistens mutig. Das heißt nicht, dass sie sich zu gefährlichen
Situationen hingezogen fühlen, sondern dass sie ihre Welt
mit Begeisterung und Freude off en und neugierig erforschen. Und
bei diesen Forschungsreisen erleben sie unweigerlich ein gewisses
Maß an Unfällen, Zusammenstößen und Konflikten.
... mehr
Wenn widerstandsfähige Kinder mit diesen natürlichen Kräften
in Berührung kommen, sind sie eher offen als verschlossen.
Offenheit ist für resiliente Kinder tatsächlich die typischste Charaktereigenschaft.
Sie sind offen für andere Kinder und genießen
es, mit ihnen zu teilen. Gleichzeitig sind sie imstande, Grenzen zu
ziehen, um ihren persönlichen Raum und Besitz zu schützen. Sie
sind in Kontakt mit ihren Gefühlen und können diese ihrem Alter
entsprechend zum Ausdruck bringen und kommunizieren. Und
vor allem haben sie die wunderbare Fähigkeit, durch schwierige
Situationen schnell hindurchzusausen - wenn sie dabei unterstützt
werden. Sie sind die glücklichen, lebendigen Kinder, die wir selbst
immer gern gewesen wären.
Den größten Herausforderungen begegnen Kinder bei Erlebnissen,
die potenziell traumatisch sind. Schauen wir uns einmal
näher an, wie die Lebensumstände aussehen, die für Kinder überwältigend
sein können.
Ein Trauma kann durch außergewöhnliche, schreckliche Erlebnisse
entstehen, wie etwa Gewalt und Kindesmissbrauch, aber
es kann auch eine Folge ganz »gewöhnlicher« Ereignisse sein. Tatsächlich
können Erfahrungen wie Unfälle, Stürze, ärztliche Untersuchungen
oder die Scheidung der Eltern Kinder veranlassen, sich
zurückzuziehen, ihr Selbstvertrauen zu verlieren oder Ängste und
Phobien zu entwickeln. Traumatisierte Kinder können auch Verhaltensstörungen
wie Aggressionen oder Hyperaktivität zeigen
und die verschiedensten Süchte entwickeln, während sie älter werden.
Die gute Nachricht lautet, dass einfühlsame Eltern oder andere
Betreuer, die bereit sind, sich entsprechende Fähigkeiten anzueignen,
erkennen können, ob ein Kind gefährdet ist, ein Trauma
zu entwickeln. Wir können Kinder davor bewahren, Narben für
ihr ganzes Leben davonzutragen, wie verheerend die entsprechenden
Ereignisse auch sein mögen oder zu sein scheinen.
Eltern sind manchmal hin und her gerissen zwischen dem
Wunsch, ihre Kinder zu beschützen, und der Tendenz, sie Risiken
eingehen zu lassen, damit sie mehr Selbstvertrauen und Kompetenz
entwickeln. Das ist ein heikler Balanceakt, denn während Kinder
lernen, ihre Welt zu meistern, können sie durch die dabei unweigerlich
auftretenden überraschenden Ereignisse auch traumatisiert
werden. Wie sehr Sie sich auch bemühen mögen, Ihr Zuhause »kindersicher
« zu gestalten, letzten Endes werden Kinder - angetrieben
von ihrer Neugierde - die Welt trotzdem erforschen und sich dabei
verletzen. Genauso lernen sie, und genauso werden sie unweigerlich
Stürze erleiden und Verbrennungen, elektrische Schläge, Tierbisse
oder andere Verletzungen davontragen. Wie sehr wir uns auch bemühen
mögen, unsere Kinder zu schützen, wir können sie nicht in
einen Kokon wickeln (und damit auch einsperren).
Unsere Kinder sind häufig mit potentiell traumatischen Erlebnissen
konfrontiert. Aber das ist für Sie als Eltern kein Grund zur
Verzweiflung. Es ist möglich, sowohl die Folgen »alltäglicher« Situationen,
wie wir sie oben erwähnt haben, auf ein Minimum zu
reduzieren, als auch die Auswirkungen nicht alltäglicher Ereignisse,
das heißt natürlicher oder durch Menschen verursachter Katastrophen
wie Gewalt, Krieg, Terrorismus und Missbrauch.
Machen wir uns nicht lächerlich, wenn wir behaupten, Erwachsene
könnten dafür sorgen, dass Kinder »trauma-sicher« aufwachsen?
Wir glauben nicht. Denken Sie daran: Auch wenn wir
Schmerz nicht vermeiden können und Trauma eine Tatsache im Leben ist
... So gilt dasselbe auch für unsere Widerstandskraft, unsere Fähigkeit,
wieder auf die Beine zu kommen.
In diesem Buch lernen Sie die Anwendung praktischer
Werkzeuge, mit denen Sie dafür sorgen können, dass Ihr Kind
seine Widerstandsfähigkeit optimal entfaltet. Wenn es dann eine
schreckliche Situation bestehen muss, wird es ihm gelingen, sein
Gleichgewicht wiederzufinden. Mit diesem »Rezept für Widerstandsfähigkeit
« in der Hand können Eltern und andere verantwortliche
Erwachsene ihren Kindern helfen, »trauma-sicher« zu
werden und dabei auch ihre Toleranzschwelle für alltäglichen Stress
zu erhöhen. So wachsen Kinder tatsächlich zu stärkeren, liebevolleren,
glücklicheren und mitfühlenderen Menschen heran.
Das Wort »Trauma« taucht in den Schlagzeilen der Medien
regelmäßig auf. Mehr und mehr Wissen verbreitet sich darüber,
wie ein Trauma sich in Körper und Seele festsetzen kann. Die verheerenden
Auswirkungen eines Traumas auf das emotionale und
körperliche Wohlbefinden von Kindern, auf ihre geistige Entwicklung
und ihr Verhalten finden endlich die Beachtung, die das
Thema verdient. Seit dem 11. September 2001 prasseln Informationen
über den praktischen Umgang mit Katastrophen geradezu
auf uns ein.
Trotz dieser Konzentration auf das Thema Trauma ist über
die allgemeinen Ursachen von Traumata sowie deren Vorbeugung
und nicht-medikamentöse Behandlung bislang recht wenig geschrieben
worden. Die Betonung lag vielmehr auf der Diagnose
und der medikamentösen Behandlung der zahlreichen verschiedenen
Symptome. »Das Trauma ist wahrscheinlich die Ursache von
menschlichem Leid, die am häufigsten gemieden, ignoriert, heruntergespielt,
verleugnet, missverstanden und nicht behandelt
wird.«1 Glücklicherweise sind Sie - die Eltern, Tanten, Onkel und
Großeltern, die sich Kindern liebevoll zuwenden und sie beschützen
- imstande, die schädlichen Auswirkungen eines Traumas zu
verhindern oder zumindest abzuschwächen.
Um den Kindern in Ihrer Obhut optimal helfen zu können,
müssen wir zunächst einmal verstehen, worin die Wurzeln eines
Traumas liegen. Anschließend werfen wir einen genaueren Blick
auf das Trauma selbst - den Mythos und die Realität. Auf diese
Weise werden Sie allmählich verstehen, warum sich ein Kind
möglicherweise auch dann noch von einem Ereignis überwältigt
fühlt, wenn die akute Gefahr vorbei ist.
Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie Kindern helfen können, schmerzliche
Empfindungen und Gefühle wahrzunehmen und zu verarbeiten,
ohne sie dabei unnötigem Leid auszusetzen. Mithilfe Ihres neuen Wissens
können Sie Kindern die Angst vor dem Durchleben der unwillkürlichen
Reaktionen und Emotionen nehmen, die zu einem
Trauma und auch zu anderen schwierigen Gefühlen gehören, und
ihnen so helfen, sich davon zu befreien. Wir stellen hier authentische
Fallbeispiele vor, die zeigen, wie man Kinder dabei unterstützt,
sich von überwältigenden Erfahrungen wieder zu erholen.
Sie lernen, die Anzeichen für ein Trauma zu erkennen, und erwerben
gleichzeitig simple Fähigkeiten, mit deren Hilfe Sie nach einem
beängstigenden Unglück oder einem belastenden Erlebnis
traumatische Symptome lindern oder diesen vorbeugen können.
Während diese grundlegenden Richtlinien als Maßnahmen für
»emotionale Erste Hilfe« für Eltern und andere Bezugspersonen
gedacht sind, gibt es natürlich auch Situationen, in denen es sich
nachdrücklich empfiehlt, professionellen Rat zu suchen. Wir helfen
Ihnen zu erkennen, wann das notwendig sein könnte.
Erfahrungen aus dem Leben von Kindern,
die wir kennenlernen durften
Werfen Sie mit uns zusammen einen Blick in die Welt von fünf
Mädchen und Jungen, um ein besseres Gefühl für das Spektrum
der traumatischen Erfahrungen zu bekommen, die Kinder in jedem
Alter machen können. Vielleicht erinnert Sie die eine oder
andere der hier beschriebenen Situationen sogar an Ihre eigenen
Kinder.
Lisa weint jedes Mal hysterisch, wenn die Familie ins Auto
steigen will.
Der 15-jährige Carlos, der sehr unter seiner Schüchternheit
leidet, schwänzt ständig die Schule. »Ich möchte nicht immerzu
Angst haben müssen«, sagt er. »Ich will mich einfach
normal fühlen.«
Sarah erscheint jeden Morgen pünktlich in ihrer zweiten
Klasse. Täglich gegen 11 Uhr ist sie unweigerlich im Zimmer
der Schulkrankenschwester anzutreffen und klagt über
Bauchschmerzen, obwohl man keine körperlichen Ursachen
für ihre chronischen Symptome feststellen kann.
Curtis, ein beliebter, freundlicher Grundschüler, erzählt seiner
Mutter, er habe ständig das Gefühl, jemanden treten zu
wollen - egal wen! Er hat keine Ahnung, woher dieser Drang
kommt. Zwei Wochen später wird er aggressiv und schikaniert
seinen jüngeren Bruder.
Die Eltern des dreijährigen Kevin machen sich Sorgen, weil
ihr Sohn so »hyperaktiv« ist und so »autistisch« spielt, wenn er
sich gestresst fühlt. Er legt sich dann immer auf den Boden,
macht sich am ganzen Körper steif, als würde er sterben, um
dann langsam wieder zum Leben zu erwachen und dabei zu
rufen: »Rette mich ... rette mich!«
Was haben diese Kinder gemeinsam? Was liegt ihren Symptomen
zugrunde? Werden diese mit der Zeit verschwinden oder sich verstärken?
Um diese Fragen beantworten zu können, wollen wir uns
anschauen, wo die Schwierigkeiten anfingen.
Wir beginnen mit Lisa, die im Auto immer hysterisch weint.
Im Alter von drei Jahren saß sie angeschnallt in ihrem Kindersitz,
als ein anderer Wagen von hinten auf das Familienauto auffuhr.
Weder sie noch ihre Mutter, die am Steuer saß, erlitten körperliche
Verletzungen. Tatsächlich bekam das Auto kaum einen Kratzer
und die Schäden wurden als leichter Blechschaden eingestuft. Die
Eltern brachten Lisas Weinen gar nicht mit dem Unfall in Zusammenhang,
weil es mehrere Wochen dauerte, bis ihre Betäubtheit
nach dem Zusammenstoß abgeklungen war. Ihre ersten Symptome
kurz nach dem Unfall hatten darin bestanden, dass sie auffällig
still war und wenig Appetit hatte. Als ihr Appetit zurück
kehrte, dachten die Eltern, sie sei »darüber hinweg«. Doch ihre
Symptome hatten sich nur gewandelt und äußerten sich jetzt in
Form von ängstlichen Tränen, die sie jedes Mal vergoss, wenn sie
in die Nähe des Familienautos kam.
Während Lisas Schrecken auf ein einmaliges Erlebnis zurückgeht,
entwickelten sich die Symptome von Carlos allmählich. Sein
emotional gestörter älterer Stiefbruder hatte ihn über fünf Jahre
lang körperlich schikaniert. Niemand griff ein. Seine Eltern hielten
die Rangeleien für »normale« Geschwisterrivalität. Carlos behielt
diese Vorfälle ganz für sich, weil er befürchtete, seine Eltern würden
wütend auf ihn sein, wenn er seinem behinderten Bruder kein Mitgefühl
entgegenbrachte. Deswegen hatten sie keine Ahnung, dass
Carlos sich vor seinem Bruder schrecklich fürchtete. Er hatte versucht,
seiner Mutter von seiner Angst zu erzählen, aber sie ging
über seine Gefühle hinweg und bat ihn, toleranter zu sein.
Niemand außer Carlos' älterer Schwester, die selbst unter
dieser familiären Dynamik litt, bemerkte seinen Schmerz und
seine Zwangslage. Inzwischen fantasierte Carlos Tag und Nacht,
Berufsboxer zu werden, dabei hatte er kaum die Kraft und das
Selbstvertrauen, morgens aufzustehen, um zur Schule zu gehen,
geschweige denn, sich der Sportmannschaft an der Schule anzuschließen.
Erst als Carlos an der Schule verkündete, er wolle sich
umbringen, begriffen seine Eltern, welch hohen emotionalen Preis
ihr Sohn für diese ständigen Attacken zahlen musste.
Das nächste der Kinder, die wir oben erwähnten, ist Sarah,
die voll aufgeregter Vorfreude war, weil sie bald in die zweite Klasse
kommen würde. Nach einer vergnügten Einkaufstour mit ihrer
Mutter, bei der Lisa für die Schule neu eingekleidet wurde, erzählte
man ihr völlig unerwartet, dass ihre Eltern sich scheiden
ließen und ihr Vater in zwei Wochen ausziehen würde! Zu ihrer
Freude auf die Schule gesellten sich Panik und Traurigkeit. Das
Rumoren in ihrem Bauch fühlte sich schließlich an wie ein fester
Knoten. Kein Wunder, dass sie von allen Kindern am häufigsten im
Schulkrankenzimmer zu finden war.
Während er eines Morgens auf den Schulbus wartete, wurde
Curtis Zeuge, wie aus einem Auto geschossen wurde und das Opfer
tot auf dem Gehsteig liegen blieb. Er stand mit einer kleinen
Gruppe von Mitschülern an der Bushaltestelle, die, als sie in der
Schule eintrafen, alle in der einen oder anderen Form psychologisch
betreut wurden. Curtis jedoch wirkte weiterhin verstört und
aufgebracht.
Das letzte Kind, das wir oben erwähnten, ist Kevin. Er kam
als Notfall mit Kaiserschnitt zur Welt, und man nahm an dem
Säugling in den ersten 24 Stunden nach seiner Geburt eine lebensrettende
Operation vor. Kevin war mit körperlichen Problemen
zur Welt gekommen, die einen sofortigen Eingriff im Darm und
im Rektum erforderlich machten. Um Leben zu retten oder
Überleben zu ermöglichen, sind oft ärztliche Behandlungen und
chirurgische Eingriffe notwendig. In unserer großen Erleichterung
und Freude darüber, dass der Mensch gerettet wurde, übersehen
wir leicht, dass diese Eingriffe ein Trauma bewirken können,
das lange nachdem die körperlichen Wunden verheilt sind, Auswirkungen
auf die emotionale Verfassung und das Verhalten des
Betreff enden haben kann.
Abgesehen von der Schießerei, die Curtis miterlebte, und
dem schweren chirurgischen Eingriff, dem sich Kevin gleich nach
seiner Geburt unterziehen musste, sind die oben beschriebenen
Situationen nicht ungewöhnlich; tatsächlich erleben viele Kinder
Ähnliches. Auch wenn jedes dieser »Ereignisse« anders aussah, ist
all diesen Kindern gemeinsam, dass sie sich völlig überfordert fühlten
und hilflos waren. Sie alle wurden durch das, was geschah und
wie sie es erlebten, traumatisiert. Woher wissen wir das? Die Antwort
ist recht einfach. Jedes dieser Kinder verhielt sich in der einen
oder anderen Form weiterhin, als sei das Ereignis immer noch aktuell.
Die Kinder hingen gleichsam in dem Zeitpunkt fest, wo ihr
Körper auf den Alarm reagierte, der im traumatischen Augenblick
ausgelöst worden war. Auch wenn diese Kinder sich an das Erlebnis
selbst vielleicht nicht erinnern (oder die Eltern die Symptome
ihrer Kinder nicht damit in Zusammenhang bringen), zeigen ihr
Spiel, ihr Verhalten und ihre körperlichen Beschwerden, dass sie
mit den neuen und beängstigenden Gefühlen in ihnen zu kämpfen
haben.
Die obigen Beispiele offenbaren das Spektrum der Situationen,
von denen Kinder sich überwältigt fühlen können. Wir geben
im Verlauf dieses Buches immer wieder Beispiele und Ratschläge
für Erste Hilfe in den unterschiedlichsten alltäglichen und außergewöhnlichen
Situationen, zu denen es in den zahlreichen verschiedenen
Lebensphasen eines Kindes kommen kann.
Ein Trauma ist mehr als das traumatische
Ereignis selbst
Zu einem Trauma kommt es dann, wenn ein intensives Erlebnis
ein Kind wie ein Blitz aus heiterem Himmel triff t. Das Kind wird
davon überwältigt, es bleibt verändert zurück und ist von seinem
Körper, seinem Verstand und seinem Geist wie abgeschnitten.
Sämtliche Verarbeitungsmechanismen, die ihm bislang zur Verfügung
standen, sind außer Funktion gesetzt, und es fühlt sich zutiefst
hilflos. Es ist, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen
weggerissen. Ein Trauma kann auch die Folge von ständiger Angst
und nervöser Anspannung sein. Langfristige Stressreaktionen erschöpfen
ein Kind und schwächen seine Gesundheit, seine Vitalität
und sein Selbstvertrauen. Das war bei Carlos, der von seinem aggressiven
Bruder schikaniert wurde, mit Sicherheit der Fall.
Ein Trauma ist das Gegenteil einer stärkenden Erfahrung.
Die Anfälligkeit für Traumen ist bei Kindern unterschiedlich ausgeprägt
und hängt von zahlreichen Faktoren ab, besonders vom
Alter, der Qualität der frühen Bindung, der persönlichen Geschichte
mit Traumata und der genetischen Disposition. Je jünger
ein Kind ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich
von ganz gewöhnlichen Ereignissen, die ein älteres Kind oder einen
Erwachsenen gar nicht weiter beeinträchtigen, überwältigt
fühlt. Bislang ging man davon aus, dass die Heftigkeit traumatischer
Symptome der Schwere des entsprechenden Ereignisses entspricht.
Auch wenn die Heftigkeit und das Ausmaß der Stressfaktoren
mit Sicherheit wichtig sind, definieren sie das Trauma nicht.
Ausschlaggebend ist vielmehr die Widerstandsfähigkeit des Kindes.
»Ein Trauma ist nicht im traumatischen Ereignis selbst angesiedelt,
sondern im [in seinen Auswirkungen auf das] Nervensystem.«2
Die Grundlage eines Traumas, das auf ein einmaliges Ereignis zurückgeht
(im Gegensatz zu kontinuierlicher Vernachlässigung oder
andauerndem Missbrauch), ist primär eher physiologisch als psychologisch.
Mit »physiologisch« meinen wir, dass im Augenblick einer
Bedrohung keine Zeit zum Denken bleibt, unsere primären Reaktionen
sind daher instinktiv. Die Hauptfunktion unseres Gehirns
dient dem Überleben! Dafür sind wir ausgerüstet. Die Wurzel unserer
traumatischen Reaktion ist unser 280 Millionen Jahre altes
Erbe - ein Erbe, das in den ältesten und tiefsten Strukturen des
Gehirns angesiedelt ist. Wenn diese primitiven Teile des Gehirns
eine Gefahr wahrnehmen, aktivieren sie automatisch außergewöhnliche
Mengen an Energie - wie den Adrenalinstoß, der es
einer Mutter ermöglicht, das Auto hochzuheben, um ihr Kind
darunter hervorzuziehen. Wir kennen eine Frau, die als achtjähriges
Mädchen erleben musste, dass ihr Arm unter dem Rad eines
Lastwagens eingeklemmt wurde. Die Rettungsmannschaft konnten
ihr nicht helfen, bis es gelang, den Vater an den Unfallort zu
holen. Mit den mächtigen, schützenden, bärenstarken Kräften, die
diese Situation in ihm aktivierte, konnte er seine Tochter unter
dem Rad hervorziehen.
Diese unermesslichen Überlebenskräfte, die wir alle besitzen,
äußern sich in heftigem Herzklopfen und noch über zwanzig weiteren
körperlichen Reaktionen, die uns darauf vorbereiten sollen,
uns und unsere Angehörigen zu verteidigen und zu schützen. Zu
diesen raschen, unwillkürlichen energetischen Umschwüngen gehört,
dass der Blutfluss von den Organen, die für die Verdauung
und die Haut zuständig sind, in die großen motorischen Muskeln
umgelenkt wird, die der Flucht dienen. Wir atmen schnell und
flach und unser Speichelfluss vermehrt sich. Die Pupillen erweitern
sich, damit das Auge mehr Informationen aufnehmen kann.
Die Blutgerinnungsfähigkeit nimmt zu, während die verbalen Fähigkeiten
abnehmen. Unsere Muskeln geraten in einen hohen Erregungszustand,
was sich häufig in Zittern ausdrückt. Wenn wir
mit einer tödlichen Bedrohung oder anhaltendem Stress konfrontiert
sind, können bestimmte Muskeln jedoch auch vor Angst kollabieren,
weil sich der Körper im Zustand der Überwältigung verschließt.
Angst vor unseren eigenen Reaktionen
Wenn ein Kind oder ein Erwachsener sich mit inneren Abläufen
(seinen Empfindungen und Gefühlen) unwohl fühlt, können genau
die Reaktionen, die ihm einen körperlichen Vorteil verschaffen
sollen, beängstigend sein. Das trifft besonders dann zu, wenn
sich ein Mensch aufgrund seiner Größe, seines Alters oder anderer
Schwächen nicht bewegen kann oder sich in Gefahr brächte, wenn
er nicht still hielte. So hat ein Baby oder ein kleines Kind zum
Beispiel nicht die Möglichkeit, vor einer Gefahr oder einer Bedrohung
davonzulaufen. Ein älteres Kind oder ein Erwachsener jedoch,
die eigentlich weglaufen könnten, müssen sich vielleicht
ebenfalls völlig still verhalten, zum Beispiel bei einer Operation
oder einer Vergewaltigung. In solchen Situationen haben Menschen
keine bewusste Wahl. Wir sind biologisch programmiert zu
erstarren (oder zu kollabieren), wenn Angriff oder Flucht nicht
möglich sind oder zu sein scheinen. Erstarrung und Kollaps ist die
letzte Rettungsmaßnahme, quasi eine Standardeinstellung bei Bedrohungen,
denen wir nicht entkommen können, selbst wenn
diese Bedrohung nur in einer Mikrobe in unserem Blut besteht.
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-010
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifi zierte Papier
Munken White liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.
Copyright © 2008 by Peter A. Levine and Maggie Kline
Copyright © für die deutsche Ausgabe 2010 Kösel-Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlag: Griesbeck Design, München
Umschlagmotiv: gettyimages/Photographer's Choice
Druck und Bindung: GGP, Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN 978-3-466-30837-
Wenn widerstandsfähige Kinder mit diesen natürlichen Kräften
in Berührung kommen, sind sie eher offen als verschlossen.
Offenheit ist für resiliente Kinder tatsächlich die typischste Charaktereigenschaft.
Sie sind offen für andere Kinder und genießen
es, mit ihnen zu teilen. Gleichzeitig sind sie imstande, Grenzen zu
ziehen, um ihren persönlichen Raum und Besitz zu schützen. Sie
sind in Kontakt mit ihren Gefühlen und können diese ihrem Alter
entsprechend zum Ausdruck bringen und kommunizieren. Und
vor allem haben sie die wunderbare Fähigkeit, durch schwierige
Situationen schnell hindurchzusausen - wenn sie dabei unterstützt
werden. Sie sind die glücklichen, lebendigen Kinder, die wir selbst
immer gern gewesen wären.
Den größten Herausforderungen begegnen Kinder bei Erlebnissen,
die potenziell traumatisch sind. Schauen wir uns einmal
näher an, wie die Lebensumstände aussehen, die für Kinder überwältigend
sein können.
Ein Trauma kann durch außergewöhnliche, schreckliche Erlebnisse
entstehen, wie etwa Gewalt und Kindesmissbrauch, aber
es kann auch eine Folge ganz »gewöhnlicher« Ereignisse sein. Tatsächlich
können Erfahrungen wie Unfälle, Stürze, ärztliche Untersuchungen
oder die Scheidung der Eltern Kinder veranlassen, sich
zurückzuziehen, ihr Selbstvertrauen zu verlieren oder Ängste und
Phobien zu entwickeln. Traumatisierte Kinder können auch Verhaltensstörungen
wie Aggressionen oder Hyperaktivität zeigen
und die verschiedensten Süchte entwickeln, während sie älter werden.
Die gute Nachricht lautet, dass einfühlsame Eltern oder andere
Betreuer, die bereit sind, sich entsprechende Fähigkeiten anzueignen,
erkennen können, ob ein Kind gefährdet ist, ein Trauma
zu entwickeln. Wir können Kinder davor bewahren, Narben für
ihr ganzes Leben davonzutragen, wie verheerend die entsprechenden
Ereignisse auch sein mögen oder zu sein scheinen.
Eltern sind manchmal hin und her gerissen zwischen dem
Wunsch, ihre Kinder zu beschützen, und der Tendenz, sie Risiken
eingehen zu lassen, damit sie mehr Selbstvertrauen und Kompetenz
entwickeln. Das ist ein heikler Balanceakt, denn während Kinder
lernen, ihre Welt zu meistern, können sie durch die dabei unweigerlich
auftretenden überraschenden Ereignisse auch traumatisiert
werden. Wie sehr Sie sich auch bemühen mögen, Ihr Zuhause »kindersicher
« zu gestalten, letzten Endes werden Kinder - angetrieben
von ihrer Neugierde - die Welt trotzdem erforschen und sich dabei
verletzen. Genauso lernen sie, und genauso werden sie unweigerlich
Stürze erleiden und Verbrennungen, elektrische Schläge, Tierbisse
oder andere Verletzungen davontragen. Wie sehr wir uns auch bemühen
mögen, unsere Kinder zu schützen, wir können sie nicht in
einen Kokon wickeln (und damit auch einsperren).
Unsere Kinder sind häufig mit potentiell traumatischen Erlebnissen
konfrontiert. Aber das ist für Sie als Eltern kein Grund zur
Verzweiflung. Es ist möglich, sowohl die Folgen »alltäglicher« Situationen,
wie wir sie oben erwähnt haben, auf ein Minimum zu
reduzieren, als auch die Auswirkungen nicht alltäglicher Ereignisse,
das heißt natürlicher oder durch Menschen verursachter Katastrophen
wie Gewalt, Krieg, Terrorismus und Missbrauch.
Machen wir uns nicht lächerlich, wenn wir behaupten, Erwachsene
könnten dafür sorgen, dass Kinder »trauma-sicher« aufwachsen?
Wir glauben nicht. Denken Sie daran: Auch wenn wir
Schmerz nicht vermeiden können und Trauma eine Tatsache im Leben ist
... So gilt dasselbe auch für unsere Widerstandskraft, unsere Fähigkeit,
wieder auf die Beine zu kommen.
In diesem Buch lernen Sie die Anwendung praktischer
Werkzeuge, mit denen Sie dafür sorgen können, dass Ihr Kind
seine Widerstandsfähigkeit optimal entfaltet. Wenn es dann eine
schreckliche Situation bestehen muss, wird es ihm gelingen, sein
Gleichgewicht wiederzufinden. Mit diesem »Rezept für Widerstandsfähigkeit
« in der Hand können Eltern und andere verantwortliche
Erwachsene ihren Kindern helfen, »trauma-sicher« zu
werden und dabei auch ihre Toleranzschwelle für alltäglichen Stress
zu erhöhen. So wachsen Kinder tatsächlich zu stärkeren, liebevolleren,
glücklicheren und mitfühlenderen Menschen heran.
Das Wort »Trauma« taucht in den Schlagzeilen der Medien
regelmäßig auf. Mehr und mehr Wissen verbreitet sich darüber,
wie ein Trauma sich in Körper und Seele festsetzen kann. Die verheerenden
Auswirkungen eines Traumas auf das emotionale und
körperliche Wohlbefinden von Kindern, auf ihre geistige Entwicklung
und ihr Verhalten finden endlich die Beachtung, die das
Thema verdient. Seit dem 11. September 2001 prasseln Informationen
über den praktischen Umgang mit Katastrophen geradezu
auf uns ein.
Trotz dieser Konzentration auf das Thema Trauma ist über
die allgemeinen Ursachen von Traumata sowie deren Vorbeugung
und nicht-medikamentöse Behandlung bislang recht wenig geschrieben
worden. Die Betonung lag vielmehr auf der Diagnose
und der medikamentösen Behandlung der zahlreichen verschiedenen
Symptome. »Das Trauma ist wahrscheinlich die Ursache von
menschlichem Leid, die am häufigsten gemieden, ignoriert, heruntergespielt,
verleugnet, missverstanden und nicht behandelt
wird.«1 Glücklicherweise sind Sie - die Eltern, Tanten, Onkel und
Großeltern, die sich Kindern liebevoll zuwenden und sie beschützen
- imstande, die schädlichen Auswirkungen eines Traumas zu
verhindern oder zumindest abzuschwächen.
Um den Kindern in Ihrer Obhut optimal helfen zu können,
müssen wir zunächst einmal verstehen, worin die Wurzeln eines
Traumas liegen. Anschließend werfen wir einen genaueren Blick
auf das Trauma selbst - den Mythos und die Realität. Auf diese
Weise werden Sie allmählich verstehen, warum sich ein Kind
möglicherweise auch dann noch von einem Ereignis überwältigt
fühlt, wenn die akute Gefahr vorbei ist.
Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie Kindern helfen können, schmerzliche
Empfindungen und Gefühle wahrzunehmen und zu verarbeiten,
ohne sie dabei unnötigem Leid auszusetzen. Mithilfe Ihres neuen Wissens
können Sie Kindern die Angst vor dem Durchleben der unwillkürlichen
Reaktionen und Emotionen nehmen, die zu einem
Trauma und auch zu anderen schwierigen Gefühlen gehören, und
ihnen so helfen, sich davon zu befreien. Wir stellen hier authentische
Fallbeispiele vor, die zeigen, wie man Kinder dabei unterstützt,
sich von überwältigenden Erfahrungen wieder zu erholen.
Sie lernen, die Anzeichen für ein Trauma zu erkennen, und erwerben
gleichzeitig simple Fähigkeiten, mit deren Hilfe Sie nach einem
beängstigenden Unglück oder einem belastenden Erlebnis
traumatische Symptome lindern oder diesen vorbeugen können.
Während diese grundlegenden Richtlinien als Maßnahmen für
»emotionale Erste Hilfe« für Eltern und andere Bezugspersonen
gedacht sind, gibt es natürlich auch Situationen, in denen es sich
nachdrücklich empfiehlt, professionellen Rat zu suchen. Wir helfen
Ihnen zu erkennen, wann das notwendig sein könnte.
Erfahrungen aus dem Leben von Kindern,
die wir kennenlernen durften
Werfen Sie mit uns zusammen einen Blick in die Welt von fünf
Mädchen und Jungen, um ein besseres Gefühl für das Spektrum
der traumatischen Erfahrungen zu bekommen, die Kinder in jedem
Alter machen können. Vielleicht erinnert Sie die eine oder
andere der hier beschriebenen Situationen sogar an Ihre eigenen
Kinder.
Lisa weint jedes Mal hysterisch, wenn die Familie ins Auto
steigen will.
Der 15-jährige Carlos, der sehr unter seiner Schüchternheit
leidet, schwänzt ständig die Schule. »Ich möchte nicht immerzu
Angst haben müssen«, sagt er. »Ich will mich einfach
normal fühlen.«
Sarah erscheint jeden Morgen pünktlich in ihrer zweiten
Klasse. Täglich gegen 11 Uhr ist sie unweigerlich im Zimmer
der Schulkrankenschwester anzutreffen und klagt über
Bauchschmerzen, obwohl man keine körperlichen Ursachen
für ihre chronischen Symptome feststellen kann.
Curtis, ein beliebter, freundlicher Grundschüler, erzählt seiner
Mutter, er habe ständig das Gefühl, jemanden treten zu
wollen - egal wen! Er hat keine Ahnung, woher dieser Drang
kommt. Zwei Wochen später wird er aggressiv und schikaniert
seinen jüngeren Bruder.
Die Eltern des dreijährigen Kevin machen sich Sorgen, weil
ihr Sohn so »hyperaktiv« ist und so »autistisch« spielt, wenn er
sich gestresst fühlt. Er legt sich dann immer auf den Boden,
macht sich am ganzen Körper steif, als würde er sterben, um
dann langsam wieder zum Leben zu erwachen und dabei zu
rufen: »Rette mich ... rette mich!«
Was haben diese Kinder gemeinsam? Was liegt ihren Symptomen
zugrunde? Werden diese mit der Zeit verschwinden oder sich verstärken?
Um diese Fragen beantworten zu können, wollen wir uns
anschauen, wo die Schwierigkeiten anfingen.
Wir beginnen mit Lisa, die im Auto immer hysterisch weint.
Im Alter von drei Jahren saß sie angeschnallt in ihrem Kindersitz,
als ein anderer Wagen von hinten auf das Familienauto auffuhr.
Weder sie noch ihre Mutter, die am Steuer saß, erlitten körperliche
Verletzungen. Tatsächlich bekam das Auto kaum einen Kratzer
und die Schäden wurden als leichter Blechschaden eingestuft. Die
Eltern brachten Lisas Weinen gar nicht mit dem Unfall in Zusammenhang,
weil es mehrere Wochen dauerte, bis ihre Betäubtheit
nach dem Zusammenstoß abgeklungen war. Ihre ersten Symptome
kurz nach dem Unfall hatten darin bestanden, dass sie auffällig
still war und wenig Appetit hatte. Als ihr Appetit zurück
kehrte, dachten die Eltern, sie sei »darüber hinweg«. Doch ihre
Symptome hatten sich nur gewandelt und äußerten sich jetzt in
Form von ängstlichen Tränen, die sie jedes Mal vergoss, wenn sie
in die Nähe des Familienautos kam.
Während Lisas Schrecken auf ein einmaliges Erlebnis zurückgeht,
entwickelten sich die Symptome von Carlos allmählich. Sein
emotional gestörter älterer Stiefbruder hatte ihn über fünf Jahre
lang körperlich schikaniert. Niemand griff ein. Seine Eltern hielten
die Rangeleien für »normale« Geschwisterrivalität. Carlos behielt
diese Vorfälle ganz für sich, weil er befürchtete, seine Eltern würden
wütend auf ihn sein, wenn er seinem behinderten Bruder kein Mitgefühl
entgegenbrachte. Deswegen hatten sie keine Ahnung, dass
Carlos sich vor seinem Bruder schrecklich fürchtete. Er hatte versucht,
seiner Mutter von seiner Angst zu erzählen, aber sie ging
über seine Gefühle hinweg und bat ihn, toleranter zu sein.
Niemand außer Carlos' älterer Schwester, die selbst unter
dieser familiären Dynamik litt, bemerkte seinen Schmerz und
seine Zwangslage. Inzwischen fantasierte Carlos Tag und Nacht,
Berufsboxer zu werden, dabei hatte er kaum die Kraft und das
Selbstvertrauen, morgens aufzustehen, um zur Schule zu gehen,
geschweige denn, sich der Sportmannschaft an der Schule anzuschließen.
Erst als Carlos an der Schule verkündete, er wolle sich
umbringen, begriffen seine Eltern, welch hohen emotionalen Preis
ihr Sohn für diese ständigen Attacken zahlen musste.
Das nächste der Kinder, die wir oben erwähnten, ist Sarah,
die voll aufgeregter Vorfreude war, weil sie bald in die zweite Klasse
kommen würde. Nach einer vergnügten Einkaufstour mit ihrer
Mutter, bei der Lisa für die Schule neu eingekleidet wurde, erzählte
man ihr völlig unerwartet, dass ihre Eltern sich scheiden
ließen und ihr Vater in zwei Wochen ausziehen würde! Zu ihrer
Freude auf die Schule gesellten sich Panik und Traurigkeit. Das
Rumoren in ihrem Bauch fühlte sich schließlich an wie ein fester
Knoten. Kein Wunder, dass sie von allen Kindern am häufigsten im
Schulkrankenzimmer zu finden war.
Während er eines Morgens auf den Schulbus wartete, wurde
Curtis Zeuge, wie aus einem Auto geschossen wurde und das Opfer
tot auf dem Gehsteig liegen blieb. Er stand mit einer kleinen
Gruppe von Mitschülern an der Bushaltestelle, die, als sie in der
Schule eintrafen, alle in der einen oder anderen Form psychologisch
betreut wurden. Curtis jedoch wirkte weiterhin verstört und
aufgebracht.
Das letzte Kind, das wir oben erwähnten, ist Kevin. Er kam
als Notfall mit Kaiserschnitt zur Welt, und man nahm an dem
Säugling in den ersten 24 Stunden nach seiner Geburt eine lebensrettende
Operation vor. Kevin war mit körperlichen Problemen
zur Welt gekommen, die einen sofortigen Eingriff im Darm und
im Rektum erforderlich machten. Um Leben zu retten oder
Überleben zu ermöglichen, sind oft ärztliche Behandlungen und
chirurgische Eingriffe notwendig. In unserer großen Erleichterung
und Freude darüber, dass der Mensch gerettet wurde, übersehen
wir leicht, dass diese Eingriffe ein Trauma bewirken können,
das lange nachdem die körperlichen Wunden verheilt sind, Auswirkungen
auf die emotionale Verfassung und das Verhalten des
Betreff enden haben kann.
Abgesehen von der Schießerei, die Curtis miterlebte, und
dem schweren chirurgischen Eingriff, dem sich Kevin gleich nach
seiner Geburt unterziehen musste, sind die oben beschriebenen
Situationen nicht ungewöhnlich; tatsächlich erleben viele Kinder
Ähnliches. Auch wenn jedes dieser »Ereignisse« anders aussah, ist
all diesen Kindern gemeinsam, dass sie sich völlig überfordert fühlten
und hilflos waren. Sie alle wurden durch das, was geschah und
wie sie es erlebten, traumatisiert. Woher wissen wir das? Die Antwort
ist recht einfach. Jedes dieser Kinder verhielt sich in der einen
oder anderen Form weiterhin, als sei das Ereignis immer noch aktuell.
Die Kinder hingen gleichsam in dem Zeitpunkt fest, wo ihr
Körper auf den Alarm reagierte, der im traumatischen Augenblick
ausgelöst worden war. Auch wenn diese Kinder sich an das Erlebnis
selbst vielleicht nicht erinnern (oder die Eltern die Symptome
ihrer Kinder nicht damit in Zusammenhang bringen), zeigen ihr
Spiel, ihr Verhalten und ihre körperlichen Beschwerden, dass sie
mit den neuen und beängstigenden Gefühlen in ihnen zu kämpfen
haben.
Die obigen Beispiele offenbaren das Spektrum der Situationen,
von denen Kinder sich überwältigt fühlen können. Wir geben
im Verlauf dieses Buches immer wieder Beispiele und Ratschläge
für Erste Hilfe in den unterschiedlichsten alltäglichen und außergewöhnlichen
Situationen, zu denen es in den zahlreichen verschiedenen
Lebensphasen eines Kindes kommen kann.
Ein Trauma ist mehr als das traumatische
Ereignis selbst
Zu einem Trauma kommt es dann, wenn ein intensives Erlebnis
ein Kind wie ein Blitz aus heiterem Himmel triff t. Das Kind wird
davon überwältigt, es bleibt verändert zurück und ist von seinem
Körper, seinem Verstand und seinem Geist wie abgeschnitten.
Sämtliche Verarbeitungsmechanismen, die ihm bislang zur Verfügung
standen, sind außer Funktion gesetzt, und es fühlt sich zutiefst
hilflos. Es ist, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen
weggerissen. Ein Trauma kann auch die Folge von ständiger Angst
und nervöser Anspannung sein. Langfristige Stressreaktionen erschöpfen
ein Kind und schwächen seine Gesundheit, seine Vitalität
und sein Selbstvertrauen. Das war bei Carlos, der von seinem aggressiven
Bruder schikaniert wurde, mit Sicherheit der Fall.
Ein Trauma ist das Gegenteil einer stärkenden Erfahrung.
Die Anfälligkeit für Traumen ist bei Kindern unterschiedlich ausgeprägt
und hängt von zahlreichen Faktoren ab, besonders vom
Alter, der Qualität der frühen Bindung, der persönlichen Geschichte
mit Traumata und der genetischen Disposition. Je jünger
ein Kind ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich
von ganz gewöhnlichen Ereignissen, die ein älteres Kind oder einen
Erwachsenen gar nicht weiter beeinträchtigen, überwältigt
fühlt. Bislang ging man davon aus, dass die Heftigkeit traumatischer
Symptome der Schwere des entsprechenden Ereignisses entspricht.
Auch wenn die Heftigkeit und das Ausmaß der Stressfaktoren
mit Sicherheit wichtig sind, definieren sie das Trauma nicht.
Ausschlaggebend ist vielmehr die Widerstandsfähigkeit des Kindes.
»Ein Trauma ist nicht im traumatischen Ereignis selbst angesiedelt,
sondern im [in seinen Auswirkungen auf das] Nervensystem.«2
Die Grundlage eines Traumas, das auf ein einmaliges Ereignis zurückgeht
(im Gegensatz zu kontinuierlicher Vernachlässigung oder
andauerndem Missbrauch), ist primär eher physiologisch als psychologisch.
Mit »physiologisch« meinen wir, dass im Augenblick einer
Bedrohung keine Zeit zum Denken bleibt, unsere primären Reaktionen
sind daher instinktiv. Die Hauptfunktion unseres Gehirns
dient dem Überleben! Dafür sind wir ausgerüstet. Die Wurzel unserer
traumatischen Reaktion ist unser 280 Millionen Jahre altes
Erbe - ein Erbe, das in den ältesten und tiefsten Strukturen des
Gehirns angesiedelt ist. Wenn diese primitiven Teile des Gehirns
eine Gefahr wahrnehmen, aktivieren sie automatisch außergewöhnliche
Mengen an Energie - wie den Adrenalinstoß, der es
einer Mutter ermöglicht, das Auto hochzuheben, um ihr Kind
darunter hervorzuziehen. Wir kennen eine Frau, die als achtjähriges
Mädchen erleben musste, dass ihr Arm unter dem Rad eines
Lastwagens eingeklemmt wurde. Die Rettungsmannschaft konnten
ihr nicht helfen, bis es gelang, den Vater an den Unfallort zu
holen. Mit den mächtigen, schützenden, bärenstarken Kräften, die
diese Situation in ihm aktivierte, konnte er seine Tochter unter
dem Rad hervorziehen.
Diese unermesslichen Überlebenskräfte, die wir alle besitzen,
äußern sich in heftigem Herzklopfen und noch über zwanzig weiteren
körperlichen Reaktionen, die uns darauf vorbereiten sollen,
uns und unsere Angehörigen zu verteidigen und zu schützen. Zu
diesen raschen, unwillkürlichen energetischen Umschwüngen gehört,
dass der Blutfluss von den Organen, die für die Verdauung
und die Haut zuständig sind, in die großen motorischen Muskeln
umgelenkt wird, die der Flucht dienen. Wir atmen schnell und
flach und unser Speichelfluss vermehrt sich. Die Pupillen erweitern
sich, damit das Auge mehr Informationen aufnehmen kann.
Die Blutgerinnungsfähigkeit nimmt zu, während die verbalen Fähigkeiten
abnehmen. Unsere Muskeln geraten in einen hohen Erregungszustand,
was sich häufig in Zittern ausdrückt. Wenn wir
mit einer tödlichen Bedrohung oder anhaltendem Stress konfrontiert
sind, können bestimmte Muskeln jedoch auch vor Angst kollabieren,
weil sich der Körper im Zustand der Überwältigung verschließt.
Angst vor unseren eigenen Reaktionen
Wenn ein Kind oder ein Erwachsener sich mit inneren Abläufen
(seinen Empfindungen und Gefühlen) unwohl fühlt, können genau
die Reaktionen, die ihm einen körperlichen Vorteil verschaffen
sollen, beängstigend sein. Das trifft besonders dann zu, wenn
sich ein Mensch aufgrund seiner Größe, seines Alters oder anderer
Schwächen nicht bewegen kann oder sich in Gefahr brächte, wenn
er nicht still hielte. So hat ein Baby oder ein kleines Kind zum
Beispiel nicht die Möglichkeit, vor einer Gefahr oder einer Bedrohung
davonzulaufen. Ein älteres Kind oder ein Erwachsener jedoch,
die eigentlich weglaufen könnten, müssen sich vielleicht
ebenfalls völlig still verhalten, zum Beispiel bei einer Operation
oder einer Vergewaltigung. In solchen Situationen haben Menschen
keine bewusste Wahl. Wir sind biologisch programmiert zu
erstarren (oder zu kollabieren), wenn Angriff oder Flucht nicht
möglich sind oder zu sein scheinen. Erstarrung und Kollaps ist die
letzte Rettungsmaßnahme, quasi eine Standardeinstellung bei Bedrohungen,
denen wir nicht entkommen können, selbst wenn
diese Bedrohung nur in einer Mikrobe in unserem Blut besteht.
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-010
Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifi zierte Papier
Munken White liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.
Copyright © 2008 by Peter A. Levine and Maggie Kline
Copyright © für die deutsche Ausgabe 2010 Kösel-Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlag: Griesbeck Design, München
Umschlagmotiv: gettyimages/Photographer's Choice
Druck und Bindung: GGP, Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN 978-3-466-30837-
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Autoren-Porträt von Peter A. Levine, Maggie Kline
Dr. Peter A. Levine, Biologe, Physiker und Psychologe, ist einer der anerkanntesten Trauma-Therapeuten. Seine Methode Somatic Experiencing®, ein ganzheitlicher Ansatz zur Trauma-Heilung, unterrichtet er weltweit.Maggie Kline war Familien- und Kindertherapeutin und gehört zu den erfahrensten Mitgliedern im Lehrkörper von Peter A. Levines Traumaheilungsprogramm Somatic Experiencing®. Maggie Kline ist Familien- und Kindertherapeutin und gehört zu den erfahrensten Mitgliedern im Lehrkörper von Peter A. Levines Traumaheilungsprogramm Somatic Experiencing®.
Produktdetails
- Autoren: Peter A. Levine , Maggie Kline
- 2010, 5. Aufl., 287 Seiten, Maße: 14,7 x 21,4 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzer: Karin Petersen
- Verlag: Kösel
- ISBN-10: 3466308372
- ISBN-13: 9783466308378
- Erscheinungsdatum: 21.07.2010
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